Für eine Impfpflicht durch die Vordertür

Seite 2: Impfpflicht oder Lockdownzwang?

Gegen eine Impfpflicht wurden und werden immer wieder bestimmte Argumente vorgebracht. Einer der zentralen Einwände lautet, dass eine Impfpflicht erheblich in die Selbstbestimmung des Einzelnen eingreifen würde. Dieses Argument trifft zu.

Es lässt aber außer Acht, dass auch eine fortdauernde Pandemie und ein "harter" oder "weicher" (wobei derartige Adjektive allemal im Auge des Betrachters und seiner persönlichen sozialen und materiellen Situation liegen) Lockdown erheblich in die Selbstbestimmung des Einzelnen, in seiner Handlungs- und Bewegungsfreiheit eingreifen würde. Die Frage Freiheit oder Zwang? ist hier die falsche Frage. Impfpflicht oder Lockdownzwang - das ist die Frage.

Die Freiheit der Impfgegner

Zudem muss an dieser Stelle noch einmal kurz grundsätzlich auf das Freiheitsverständnis eingegangen werden, dass derartigen Einwänden zugrunde liegt.

Es gibt nämlich jenseits eines Steinzeitanarchismus oder sozialdarwinistischen Freiheitsverständnisses weder eine Freiheit, Leib und Leben anderer Menschen mutwillig zu gefährden oder zu schädigen, noch gibt es eine Freiheit, die Freiheit anderer Menschen ohne gute Gründe wesentlich einzuschränken. Noch gibt es eine Freiheit, nur auf Grundlage persönlicher weltanschaulicher Ansichten das öffentliche Leben auf Dauer lahmzulegen. Genau dies alles aber sind die Folgen der Impfverweigerung einer Minderheit der deutschen Bevölkerung.

Selbstverständlich: Es gibt eine Freiheit des Nichtwollens, die es staatlicherseits zu achten gilt. Auch da, wo vielleicht sogar mit sehr handfesten wissenschaftlichen Argumenten eine Handlung als unvernünftig und dumm oder als extremistisch qualifiziert werden kann, darf ein Mensch nicht dazu gezwungen werden, eine solche unvernünftige Handlung zu unterlassen.

Selbstverständlich ist es Menschen daher erlaubt, zum Beispiel Steilwandklettern ohne Absicherung zu betreiben, obwohl wir das für dumm und falsch halten. Aber schon das Drachenfliegen und das Fallschirmspringen ohne Reservefallschirm ist nicht ohne Einschränkungen erlaubt, weil es Mitmenschen gefährden könnte. Und ebenso selbstverständlich dürfen Versicherungen in gewissen Fällen einen Risikozuschlag erheben.

Es gibt nämlich nicht nur den Schutz der Freiheit der Minderheit. Es gibt auch das Recht der Mehrheit auf Freiheit, Sicherheit, Verhältnismäßigkeit staatlicher Maßnahmen. Es gibt Grenzen der Toleranz gegenüber individueller Freiheit, auch in einem demokratischen Rechtsstaat.

Was ist eigentlich an einer Impfpflicht so schlimm?

Vorgeschriebene Impfungen sind seit jeher ein Mittel der Seuchenbekämpfung und der Bekämpfung schwerer ansteckender Krankheiten. Kaum eine medizinische Errungenschaft hat so stark zur Gesundheitsvorsorge beigetragen wie die Schutzimpfungen. Was ist also eigentlich an einer Impfpflicht so schlimm?

Gegen Fluten baut man Dämme und Rückstaubecken, für Stromtrassen wird Land freigehalten, zum Naturschutz werden Gebiete eingezäunt - auch alles des schränkt die totale Freiheit einzelner Bürger ein. Wer Autofahren will, braucht einen Führerschein, dafür gibt es die Führerscheinpflicht. Es gibt bei uns im Land auch eine Versicherungspflicht, es gibt eine Steuerzahler-Pflicht und so weiter. Warum muss man dann die Impfpflicht so ablehnen? Die Impfpflicht ist in Deutschland zu einem Fetisch geworden.

Es wird übersehen, dass die Einschränkung der Freiheit, die eine Corona-Impfpflicht bedeutet, verhältnismäßig ist, weil sie notwendig und zweckdienlich ist.

Wer am öffentlichen Leben teilnehmen will, braucht die Sicherheit, dass er durch andere nicht übermäßig gefährdet wird. Und weil diese nicht in Form eines Überwachungsstaates mit Datenerfassung und sonstigen Mitteln garantiert werden soll, sind verpflichtende Impfungen das beste Mittel.

Warum wartet man weiter, bis alles noch schlimmer wird und mehr Menschen gestorben oder schwer erkrankt sind?

Gegen Ressentiment und Wissenschaftsfeindlichkeit helfen keine Pillen, aber gegen Corona helfen die Vakzine.