Gaspreise steigen: Wie gut kommt Deutschland über den Winter?

(Bild: 11082974, Pixabay)

Eine neue Prognose zur Situation am Gasmarkt. Die Gasspeicher sind zwar gut gefüllt, aber Deutschland hat mit Herausforderungen zu tun. Was auf die Verbraucher zukommt.

Die neue Heizsaison hat begonnen und die Sicherheit der Gasversorgung steht wieder im Mittelpunkt der Diskussionen. Die Gaspreise sind in der vergangenen Woche bereits auf über 40 Euro pro Megawattstunde (MWh) gestiegen und haben sich am Montag weiter erhöht.

Auch wenn die Füllstände der Gasspeicher hoch sind, stellt sich die Frage: Wie stabil ist die Gasversorgung in Deutschland und Europa wirklich? Der Gasspeicher-Report des Science-Media-Centers gibt darüber Auskunft.

Aktueller Füllstand der Gasspeicher

Die Gasspeicher in Deutschland und Europa sind zu mehr als 95 Prozent gefüllt, in Deutschland wurde die gesetzlich geforderte Füllgrenze bereits am 25. September erreicht. Ähnlich sieht es in anderen Staaten der Europäischen Union aus. In keinem EU-Land liegt der Füllstand unterhalb von 90 Prozent.

Auch die Ukraine ist inzwischen ein wichtiger Akteur in der europäischen Gasversorgung. Das Land weist mit einer Speicherkapazität von über 320 Terawattstunden (TWh) und aktuell mehr als 120 TWh gespeichertem Gas robuste Zahlen auf.

Damit sind die Gasspeicher in der Ukraine stärker gefüllt als im November 2022. In einem harten Winter könnte die zusätzlich gespeicherte Gasmenge den Mehrbedarf in Deutschland zum Teil decken. Wenn hierzulande in einem besonders kalten Winter etwa 50 TWh zusätzlich benötigt würden, könnte dieser Mehrbedarf – rein rechnerisch – zu 30 Prozent aus der Ukraine gedeckt werden.

Aktuelle Herausforderungen auf dem Gasmarkt

Am Montag stieg der europäische Gaspreis über die Marke von 40 Euro, wobei der TTF-Future für Lieferung in einem Monat an der Amsterdamer Börse bis zu 41,80 Euro pro MWh kostete.

Dieser Anstieg wurde durch verschiedene Faktoren beeinflusst, darunter ein mögliches Leck in einer Gaspipeline zwischen Finnland und Estland und geopolitische Spannungen wie der Angriff der islamistischen Hamas auf Israel.

Obwohl diese Ereignisse keine direkte Bedrohung für die europäische Gasversorgung darstellen, unterstreichen sie die Anfälligkeit und Volatilität des Gasmarktes und des Gaspreises.

Lehren aus dem letzten Winter

Inzwischen kann Deutschland auf einen Winter zurückblicken, in dem die Verbraucher zum Sparen aufgerufen waren, um Engpässe bei der Gasversorgung zu vermeiden. Der Blick zurück zeigt: Die Industrie hat tatsächlich insgesamt rund 20 Prozent eingespart und spart weiter. Haushalte und Gewerbe haben insgesamt gut 15 Prozent eingespart.

Die Einsparungen in der Industrie waren aber auch darauf zurückzuführen, dass besonders energieintensive Branchen ihre Produktion einschränkten oder stilllegten. Der Chemiekonzern BASF hatte im vergangenen Jahr angekündigt, wegen hoher Energiekosten Stellen abbauen zu wollen. Die Preise für Stickstoffdünger stieg deutlich an, weil für seine Herstellung Erdgas benötigt wird. Der Dieselzusatz AdBlue wurde knapp und Brauereien fehlte das benötigte Kohlendioxid.

Ein erheblicher Teil des Gasbedarfs war auf die Stromerzeugung zurückzuführen. Da ein erheblicher Teil des in Deutschland erzeugten Stroms z. B. nach Frankreich exportiert wurde, waren die deutschen Gaskraftwerke entsprechend höher ausgelastet. Derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich dieses Szenario wiederholen wird.

Szenarien für den nächsten Winter

Ausgehend von den beobachteten Werten für die Nettoeinspeisung und den Verbrauch wurden im Bericht verschiedene Szenarien skizziert.

Zwei Szenarien für die Nettoeinspeisung umfassen eine tägliche Einspeisung von 2,5 TWh und ein Stressszenario von 2 TWh. Drei Verbrauchsszenarien wurden betrachtet: 1) Industrie spart 20 Prozent, Haushalte und Gewerbe 15 Prozent, 2) Industrie spart 20 Prozent, Haushalte und Gewerbe sparen nicht und 3) keine Einsparungen.

Diese Szenarien sollen mögliche zukünftige Entwicklungen aufzeigen, wenn bestimmte Annahmen eintreten, und berücksichtigen nicht alle Unsicherheiten, wie Fortschritte bei der Wärmewende oder Veränderungen in der Stromerzeugung. Ein besonders kalter Winter könnte die Szenarien zusätzlich beeinflussen, indem er die Speicherfüllstände am Ende des Winters um etwa 50 TWh reduziert.

Alle Szenarien zeichnen ein optimistisches Bild für die Sicherheit der Gasversorgung in Deutschland. Selbst in Stressszenario ist die Versorgung gewährleistet. Leerfallen würden die Gasspeicher nicht, aber der gesetzlich geforderte Füllstand von 40 Prozent würde nicht erreicht werden.

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