Gefahr für Europas Obstkorb: Dürre in Spanien bedroht Anbau von Exportfrüchten
Seite 2: Falsches Management ist mitverantwortlich für den Wassermangel
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- Falsches Management ist mitverantwortlich für den Wassermangel
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In Andalusien wird unter einem gigantischen Meer aus Plastik Exportgemüse kultiviert, das selbst auf Satellitenbildern gut zu erkennen ist. Der Anbau von Gemüse und Obst in den Gewächshäusern ist ein riesiges Geschäft. Unter dem Plastik werden jährlich 3,5 Millionen Tonnen Obst und Gemüse für Länder der EU produziert. Einer der Hauptabnehmer ist Deutschland.
Zwar nutzen die Bauern schonende Tröpfchenbewässerungsanlagen, doch die Agroindustrie expandiert und damit auch der Wasserverbrauch. Inzwischen klagen die Bauern über massiv gestiegene Kosten . Neben höheren Preisen für Dünger und Strom machten sie dafür auch den teureren Einkauf von Plastik verantwortlich. Zuletzt wurde der Ausbau von Gewächshäusern aus Umweltgründen gedeckelt – weil das Wasser knapp ist.
Der Stausee La Vinuela im Hinterland von Malaga ist nur noch zu zehn Prozent mit Wasser gefüllt. Er muss nicht nur 200.000 Menschen mit Wasser versorgen, sondern auch intensiv bewirtschaftete Plantagen. Das Problem sei der schlechte Umgang mit den Kapazitäten, kritisiert Umweltschützer Miguel Angel Torres.
Man müsse ein Minimum an Reserven vorhalten und dürfe nicht alles für die Bewässerung der Plantagen verwenden. Seit den 1990er Jahren, als der Stausee fertig gestellt wurde, werden fast 90 Prozent des Landes über den Stausee bewässert. Mittlerweile jedoch wird nur noch begrenzt Wasser für die Landwirtschaft abgelassen.
Coto de Doñana - ist Europas Obstgarten in Gefahr?
Der Nationalpark bei Huelva in Andalusien ist als eines der größten Feuchtgebiete Europas ein beliebter Rastplatz für Zugvögel, die aus Nordeuropa kommend in Richtung Afrika fliegen. Dünen, Strand, Pinienwälder und Feuchtgebiete liegen hier direkt nebeneinander.
Die Dünen sind von Wacholder und Strandhafer gesäumt. Nicht weit davon entfernt reihen sich Wälder und Felder von Korkeichen, Heidekräutern und Stechginster aneinander. Die abwechslungsreiche Vegetation bietet Lebensraum und Nahrung für vielfältige Tierarten – Flamingos, Schwarzmilane, Fischadler, Löffler, aber auch Wildschweine. Es wurden allein 250 Wasservogelarten gezählt. Der Park überstand bereits einige Katastrophen. So verursachte 2017 eine Hitzewelle einen Brand, in dessen Flammen viele Tiere umkamen.
Ganz nah am Meer gibt es Süßwasser: Die Düne saugt das Grundwasser hoch und spült es Richtung Strand und zum Pinienwald. Seit Jahren jedoch sinkt der Grundwasserspiegel im Doñana immer weiter ab. Der Grund: In direkter Nachbarschaft werden hektarweise unter Folie Erdbeeren, Blaubeeren, Himbeeren kultiviert - fast die ganze Ernte wird exportiert, unter anderem auch für den deutschen Markt. Das Wasser für die Pflanzen kommt aus tausend illegalen Brunnen.
Behördenvertreter schließen an die 200 Brunnen pro Jahr. Nie sei eine Bestandsaufnahme gemacht worden, klagen Umweltschützer. Spanien schütze die Lebensräume des Doñana nicht ausreichend, befand die EU Kommission, weshalb sie gegen das Land klagte. Der Fall liegt nun beim europäischen Gerichtshof. Werden Brunnen geschlossen, fürchten die Bauern um ihre Existenz. Daher versucht man sie mit Wasser aus den Stauseen zu versorgen.
In diesem Wirtschaftszweig wird viel Geld verdient, es brauche ein Gleichgewicht: Die Leute müssten nachhaltig arbeiten, aber schon auch Geld verdienen, erklärt Oberstaatsanwalt Alfredo Flores im Interview.
Einerseits werde der Nationalpark gut geführt und überwacht, erklärt ein Umweltexperte des WWF. Andererseits kämen die Probleme von außen. So steige die Nachfrage besonders bei Blaubeeren - das in Deutschland als "Superfood" gilt. Viele Menschen leben hier vom Beerenanbau. Nur Wenige machen sich Gedanken um nachhaltige Bewirtschaftung – einer von ihnen ist Roumaldo Macias.
Er könne nicht von heute auf morgen seine Finca schließen, erklärt der Beerenbauer. Hohe Kosten, Kredite, Hypotheken zwingen ihn dazu weiterzumachen. Statt aufzuhören, investierte er Hunderttausende Euro in moderne effiziente Bewässerungstechnologien.
Entsalzung ist weder billig noch ökologisch
Für die landwirtschaftliche Bewässerung wird längst Abwasser aufbereitet oder Wasser aus Entsalzungsanlagen genutzt. Doch beides ist teuer. Die Meerwasserentsalzungsanlage bei Barcelona zum Beispiel ist die größte in Europa und läuft seit einem Jahr auf Hochtouren. Dabei frisst sie Unmengen an Strom. Aus einhundert Liter Meerwasser werden 45 Liter entsalztes Wasser produziert.
Das reicht gerade mal so für die Bewohner der Region, jedoch nicht für die Millionen von Touristen, die die Gegend jedes Jahr besuchen. Doch die Anlagen schaffen neue Probleme: Um einen Kubikmeter Wasser zu entsalzen, sind 3,5 Kilowattstunden Strom nötig - mit entsprechen hohen Emissionen in die Atmosphäre. Zudem wird das verbleibende Salz wieder ins Meer eingeleitet. Der steigende Salzgehalt tötet die Meeresfauna in einigen Regionen.
Derzeit gibt es in Spanien 760 Entsalzungsanlagen. Für die kommenden fünf Jahre sind doppelt so viele eingeplant. Derzeit führt der Stausee hundert Kilometer flussaufwärts gerade mal ein Drittel der üblichen Wassermenge.
Seit Oktober 2021, als sich die Trockenheit ankündigte, fordern Umweltschützer vom Umweltministerium Bewässerungsverbote in ganz Spanien - bisher ohne Erfolg. Man müsse die Wasserressourcen den Bedürfnissen anpassen, fordert Andreo Navarro, der am Hydrologischen Institut der Universität Malaga zur Wassersituation in Andalusien forscht. Man dürfe die Nachfrage nicht immer weiter erhöhen, zudem müsse man nach anderen Wasserressourcen Ausschau halten.
Die Gesellschaft müsse umweltverträglicher handeln, anstatt immer mehr zu konsumieren, sagt der Wissenschaftler im Interview. Das gilt auch für deutsche Konsumenten: Brauchen wir zum Beispiel wirklich Blaubeeren und Himbeeren aus Spanien? Beeren aus Deutschland schmecken auch – im Sommer.
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