Geheime Allianz: Wie die USA die Ukraine im Krieg gegen Russland unterstützten

(Bild: zignal_88 / Shutterstock.com)
Die USA sind tiefer in den Ukraine-Krieg verstrickt als bisher bekannt. Ein Bericht enthüllt geheime Operationen aus einer Kaserne in Deutschland.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 beteuern die USA und ihre Verbündeten, keine Konfliktpartei zu sein. Man lieferte dem angegriffenen Land Waffen und kleinere Truppenkontingente sollten in der Ukraine Soldaten ausbilden oder Botschaften sichern. Mehr gibt man bis heute nicht offiziell zu.
Doch ein Bericht der New York Times (NYT) zeichnet jetzt ein anderes Bild: Sie zeigt, wie tief die Amerikaner in den Krieg verstrickt waren – weitaus tiefer als bisher angenommen. Sie leiteten demnach den Angriff der Ukrainer auf russische Truppen ganz konkret an und waren dabei so erfolgreich, dass die Russen an den Rand der Niederlage gedrängt wurden. Das Risiko eines Atomkriegs stieg dadurch deutlich an.
Wiesbaden als Schaltzentrale der Ukraine-Hilfe
Das Herzstück der geheimen Allianz war laut Bericht die Clay-Kaserne im deutschen Wiesbaden. Hier schmiedeten amerikanische und ukrainische Offiziere eine Partnerschaft aus Geheimdienst, Strategie, Planung und Technologie. Ihr Ziel: Russlands Überlegenheit an Soldaten und Waffen auszugleichen und den Ukrainern zum Sieg zu verhelfen.
In Wiesbaden planten die Partner Seite an Seite die ukrainischen Gegenoffensiven. Ein umfangreiches US-Geheimdienstnetzwerk lenkte die Gesamtstrategie und lieferte präzise Zielinformationen an die Ukrainer an der Front. "Sie sind jetzt Teil der Tötungskette", zitiert der Bericht einen europäischen Geheimdienstchef zur Rolle der Nato-Verbündeten.
Umstrittene Frage: Wann wird man zur Konfliktpartei?
Doch ab wann wird ein Unterstützer völkerrechtlich zur Konfliktpartei? "Man wird erst dann Konfliktpartei, wenn man aktiv an Kampfhandlungen beteiligt ist", erklärte Markus Kotzur von der Universität Hamburg gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Bloße Unterstützung reiche dafür nicht aus.
Die im Bericht geschilderten Details deuten jedoch darauf hin, dass US-Militär und Geheimdienste tiefer verstrickt waren. Jeden Morgen hätten US-Offiziere Prioritäten für die Zielerfassung festgelegt – russische Einheiten, Ausrüstung oder Infrastruktur. Die CIA identifizierte demnach auch Ziele wie Munitionsdepots auf russischem Boden, die dann von den ukrainischen Truppen etwa mit Langstreckenwaffen angegriffen wurden.
Außerdem habe man im Januar 2024 in Wiesbaden die "Operation Lunar Hail" geplant. Langstreckenwaffen, die von den westlichen Verbündeten gelieferte Raketen geliefert wurden, und Drohnen wurden benutzt, um knapp 100 Ziele auf der annektierten Krim anzugreifen. Daraufhin sahen sich die Russen gezwungen, Ausrüstung, Einrichtungen und Streitkräfte von der Krim auf das russische Festland zurückzuziehen.
Wendepunkt Ukraine-Krieg: US-Hilfe dreht das Blatt
Die Enthüllungen zeigen, wie die USA die Ukraine in kritischen Momenten stützten. Als die russische Armee im Frühjahr 2022 auf Cherson und den Donbass vorrückte, drohte der Krieg verloren zu gehen. Doch dann lieferten die Amerikaner Artilleriesysteme wie die M777-Haubitzen und HIMARS-Raketenwerfer – und gaben den ukrainischen Truppen die Ziele vor.
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In dem Bericht wird aus einem Gespräch des US-Generals Christopher T. Donahue mit einem ukrainischen General zitiert. Der Ukrainer fragte demnach, weshalb man der amerikanischen Seite trauen sollte. Zur Antwort bekam er demnach:
Machen Sie sich keine Gedanken darüber, wie wir es herausgefunden haben. Vertrauen Sie einfach darauf, dass Sie treffen, wenn Sie schießen, und dass Ihnen die Ergebnisse gefallen werden. Und wenn Ihnen die Ergebnisse nicht gefallen, sagen Sie es uns, dann machen wir es besser.
Mit US-Zieldaten und Beratung durch die "Task Force Dragon" aus Wiesbaden konnten die Ukrainer den russischen Vormarsch stoppen. Sie zerstörten Kommandoposten und Munitionsdepots und zwangen die Russen in die Defensive. Im Herbst gelang die Rückeroberung von Cherson und Teilen des Donbass. "Die Partnerschaft war das Rückgrat der ukrainischen Operationen", heißt es.
Am Rande des Atomkriegs: eine verzweifelte Drohung
Doch der Erfolg hatte seinen Preis. Je mehr die Ukrainer die Russen in die Enge trieben, desto größer wurde die Gefahr einer Eskalation. Im Oktober 2022 fing der US-Geheimdienst beunruhigende Signale auf: Der russische General Sergej Surowikin sprach über den möglichen Einsatz taktischer Atomwaffen, sollten die Ukrainer den Fluss Dnipro überqueren und auf die Krim vorrücken.
Die Wahrscheinlichkeit eines russischen Atomschlags schätzten die Amerikaner nun auf 50 Prozent, sollte die Südfront kollabieren. Es war der wohl gefährlichste Moment des Krieges. Doch am Ende überquerten die Ukrainer den Dnipro nicht. Die verzweifelte Drohung blieb unerfüllt.
Vereinigte Staaten: vom stillen Helfer zum Vermittler?
Heute steht der Krieg an einem Wendepunkt. Der neue US-Präsident Donald Trump strebt eine Annäherung an Wladimir Putin an und drängt auf ein Ende der Kämpfe. Die geleakten Dokumente könnten den neuen Kurs im Weißen Haus begünstigen. Sie legen nahe, dass die USA eben doch Konfliktpartei waren – und jetzt deeskalieren müssen.
Für die Ukraine ist das ein herber Rückschlag. Ohne die Hilfe ihres mächtigsten Verbündeten sinken ihre Siegchancen. Zugleich wächst der Druck, schmerzhafte Kompromisse einzugehen. Trumps Vorstoß, auf Teile des Donbass und der Krim zu verzichten, ist für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kaum annehmbar. Doch allein kann die Ukraine den Krieg nicht gewinnen.
Die Enthüllungen markieren eine Zeitenwende. Die USA wandeln sich vom stillen Helfer der Ukraine zum Vermittler zwischen den Fronten. Es zeichnet sich ein Frieden ab, der für keine Seite ein Sieg ist. Für die Menschen in der Ukraine aber könnte er die Chance bieten, nach Jahren des Leids und Sterbens endlich aufzuatmen.