Geleakte US-Geheimdokumente: Wollte Ägypten heimlich Raketen an Russland liefern?
Neue Details der brisanten Militärdokumente werden öffentlich. Ob sie authentisch sind, ist immer noch nicht geklärt. Weshalb Zweifel an ihrer Echtheit bestehen.
Das politische Washington kommt nicht zur Ruhe, nachdem streng geheime Dokumente der US-Regierung in verschiedenen sozialen Netzwerken kursieren. "Wir nehmen die Sache sehr, sehr ernst", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag.
"Wir sind besorgt, dass die Dokumente da draußen sind", sagte er laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) weiter. "Sie sollten absolut nicht in der Öffentlichkeit sein". Gleichzeitig versuchte er zu beschwichtigen: Man müsse jetzt vorsichtig sein mit Spekulationen oder Vermutungen, wer dahinterstecke. Zudem seien in einigen Fällen die Dokumente verändert worden.
US-Medien breiten gleichwohl immer neue Details aus den Dokumenten aus. Die Washington Post etwa berichtete am Montag, dass Ägypten beabsichtigt haben soll, Russland Waffenhilfe zu gewähren. Demnach soll der ägyptische Präsident Abdel Fatah El-Sisi seine Untergebenen angewiesen haben, bis zu 40.000 Raketen zu produzieren und heimlich nach Russland zu liefern.
Dieser Bericht ist brisant, denn Ägypten gilt als einer der engsten Verbündeten der USA im Nahen Osten. Pro Jahr erhält die Regierung in Kairo etwa eine Milliarde US-Dollar an Militärhilfe. Aus dem Dokument gehe aber nicht hervor, weshalb Russland in Ägypten Raketen bestellen sollte, heißt es bei der Washington Post.
Die Regierung in Kairo dementierte eine mögliche Unterstützung Russlands. Die Position Ägyptens habe "von Anfang an auf der Nichtbeteiligung an dieser Krise und der Verpflichtung zur Wahrung einer gleichmäßigen Distanz zu beiden Seiten" beruht, erklärte demnach der Sprecher des ägyptischen Außenministeriums Ahmed Abu Zeid.
Auch innerhalb der US-Regierung blickt man mit Skepsis auf diesen Geheimdienstbericht. Bis jetzt habe man nicht feststellen können, dass ein vermeintlicher Plan zur Lieferung von Raketen an Russland umgesetzt wurde, sagte ein US-Beamter der Washington Post. "Wir haben nicht gesehen, dass dies geschehen ist", erklärte er demnach.
Dennoch wächst innerhalb des US-Establishments der Zweifel an der Loyalität der ägyptischen Regierung. Sie sei "einer unserer ältesten Verbündeten im Nahen Osten", erklärte etwa Chris Murphy, der im Ausschuss für auswärtige Beziehungen des US-Senats sitzt. "Wenn es wahr ist, dass Sisi heimlich Raketen für Russland baut, die in der Ukraine eingesetzt werden könnten, müssen wir ernsthaft über den Zustand unserer Beziehungen nachdenken."
Was an den veröffentlichten Dokumenten wahr ist und was nicht, lässt sich nur schwer feststellen. Wahrscheinlich werden sie deshalb in prorussischen Telegram-Kanälen auch als Fälschung abgetan. Sie könnten Teil eines Informationskrieges sein, wird etwa bei Readovka News gemutmaßt.
Der Grund dafür: Die russische Armee solle am Vorabend der geplanten ukrainischen Frühjahrsoffensive dazu veranlasst werden, nachlässig und unvorsichtig zu werden. Deshalb würden jetzt Berichte gestreut, dass der Ukraine die Raketen für die Luftverteidigung ausgehen oder dass die ukrainische Armee nur mangelhaft auf die Offensive vorbereitet sei.
Wie viel Wahrheit an dieser Darstellung ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Gewiss ist nur: Im Krieg versuchen alle Parteien ihre Gegner zu täuschen. Und wo die Trennlinie zwischen Wahrheit und Lüge verläuft, lässt sich nicht immer genau bestimmen.
So bestritt etwa ein ukrainischer Beamter den Inhalt der Dokumente nicht gegenüber der Washington Post. Er sei "teilweise wahr", heißt es. Der kritischste Teil sei, dass die versprochenen Waffensysteme zu spät angeliefert würden, was "die Ausbildung der neu gebildeten Brigaden und die Gegenoffensive als Ganzes" verzögere.
Dass es einen Mangel an Munition gebe, sei auch kein Geheimnis, erklärte demnach ein anderer hochrangiger ukrainischer Beamter. Schließlich würden der Präsident und der Verteidigungsminister offen darüber sprechen. Seit November sei auch allen klar, dass sich die Gegenoffensive auf den Süden konzentrieren werde, auf Melitopol und Berdjansk.
Wie dem auch sei, die Veröffentlichung der Dokumente erhöht den Druck auf die US-Regierung, die Kriegsanstrengungen zu erhöhen. Das berichtete The Hill am Dienstag und berief sich dabei auf Quellen aus dem US-Kongress. Von US-Präsident Joe Biden wird demnach erwartet, dass seine Regierung noch mehr Geld für den Krieg gegen Russland zur Verfügung stellt und schneller Waffen an die Ukraine liefert.
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