Geopolitik ist wieder en vogue: Von Putin und Dugin zum Revival des Empire
Seite 2: Rule, Britannia: Empire im Kommen
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Für den BBC-Journalisten Marshall ist anderes wichtiger: "Der Einfluss der BBC ist zurückgegangen, die Ätherwellen beherrscht Großbritannien nicht mehr..."10, doch britische Soft Power werden von Guardian, Economist und Daily Mail im Internet hochgehalten, wo man weltweit und besonders in den USA gelesen werde.
"Die Russen sind vielleicht nicht gerade freundlich, aber ihre Truppen stehen auch nicht kurz davor, über die norddeutsche Tiefebene an den Atlantik zu stürmen."11
Und wenn sie dies doch täten, müssten sie "erst einmal mit 200 britischen Kampfflugzeugen und der Royal Navy fertig werden":
Die Navy ist zwar erheblich geschrumpft, aber sie ist immer noch eine Respekt einflößende Streitmacht, zu der unter anderem zwei brandneue Flugzeugträger und sechs Zerstören gehören, die zu den modernsten der Welt zählen. An denen müsste ein Gegner erst mal vorbei kommen. Zur U-Boot-Flotte gehören vier Boote der Vanguard-Klasse, bestückt mit Atomraketen
Tim Marshall
Die Nation der Magna Charta und der Industriellen Revolution sei zwar zeitweise führend im Sklavenhandel gewesen, habe diesen jedoch schon 1807 verboten, ein paar Jahrzehnt Sklavenschiffe gejagt und dabei etwa 150.000 Personen befreit (wie viele Menschen es in den Jahrhunderten vorher versklavt hatte, sagt er nicht).
Marshalls patriotische Geographie und Geschichte Großbritanniens und seines Empire, in der weder Kolonialverbrechen in Indien noch das Verteilen mit Pocken verseuchter Wolldecken an nordamerikanische Ureinwohner vorkommt, endet mit etwas drohendem Unterton:12
Zweieinhalb Jahrhunderte nach... dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg sind die Briten mal wieder im Kommen und wollen so viele Orte wie möglich erreichen. In den Post-Empire und Post-Brexit-Zeiten werden sie versuchen, als gleichberechtigte Freunde zu kommen. Ihr Kommen wird aber nicht immer freundlich sein oder gleichberechtigt.
Tim Marshall
Tim Marshall wie auch Nils Werber sind wohl dem vergleichbar, was in den USA "defense intellectual" genannt wird: Mehr oder weniger stramm der Sicht der eigenen Regierenden verpflichtete Intellektuelle.
Ihren mächtigsten Nestor verlor diese Gruppe am 29.11.2023: Henry Kissinger, der sich als sowohl Friedensnobelpreisträger als auch international gesuchter Kriegsverbrecher die Bezeichnung "schillernde Persönlichkeit" mehr verdiente als die meisten anderen13
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Henry Kissinger: Der Metternich des 20. Jahrhunderts
Marshall und Werber sind sich so unähnlich nicht: Der deutsche Literatur-Professor mit seinem Hang zu Heftromanen (Perry Rhodan) und Kinohits (Lord of the Rings), der BBC-Redakteur, der in seiner Analyse Großbritanniens den Mut der Kelten gegen die Römer lobt und dabei Asterix-Comics und die Filmserie "Game of Thrones" herbeizitiert.14
Literatur
Greiner, Bernd: Henry Kissinger – Wächter des Imperiums, München, C.H.Beck 2020.
Marshall, Tim: Die Macht der Geographie im 21.Jahrhundert. dtv, München 2021.
Werber, Niels. Geopolitik zur Einführung, Zweite, erweiterte Auflage. Junius Verlag, Hamburg 2022.
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