Geplante Verhandlungen zwischen Ukraine und Russland in Katar durch Kursk-Offensive gestoppt
Ukraine und Russland wollten über Angriffe auf Energie-anlagen verhandeln. Katar vermittelte. Dann marschierte die Ukraine in Kursk ein – und alles änderte sich.
Diesen Monat wollten die Ukraine und Russland Delegationen nach Doha entsenden. Das Abkommen, das sie aushandeln sollten, hätte ein Ende der gegenseitigen Angriffe auf Energieanlagen bedeutet. Wie die Washington Post (WP) berichtet, wurden die Verhandlungen jedoch nach dem überraschenden Einmarsch der ukrainischen Armee in die Region Kursk abgesagt.
Stromversorgung in der Ukraine: Städte vor düsterer Zukunft
Eigentlich haben beide Seiten ein Interesse an einem solchen Abkommen. In vielen Städten und Regionen der Ukraine gibt es schon jetzt nur noch stundenweise Strom. Ukrainische Beamte gehen laut WP davon aus, dass die Stromversorgung in den kalten Monaten auf fünf bis sieben Stunden pro Tag oder sogar noch weniger beschränkt sein wird.
Mit Blick auf den Winter könnte sich das Problem noch verschärfen, denn ein Großteil der Städte war auch von der Abwärme der zerstörten Heizkraftwerke abhängig. Ohne diese Wärmequelle bleiben viele Wohnungen kalt – und das bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.
Im Januar, dem kältesten Monat in der Ukraine, liegen die Durchschnittstemperaturen bei minus sechs bis minus sieben Grad Celsius. Noch schlimmer kann es werden, wenn Wasserleitungen einfrieren und platzen, sodass das gesamte Leitungssystem durch die Kälte erheblichen Schaden nehmen kann.
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Weitere russische Angriffe könnten die Situation noch verschlimmern – nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Wirtschaft. "Wir vergessen hier manchmal die Wirtschaft, aber wir stehen vor dem freien Fall, wenn es im Winter kein Licht und keine Wärme gibt", sagte ein ukrainischer Beamter gegenüber WP. Vor diesem Hintergrund wird bereits davor gewarnt, dass in den Wintermonaten eine neue Flüchtlingswelle aus der Ukraine nach Europa rollen könnte.
Auch Russland an Stopp der Angriffe auf Energieinfrastruktur interessiert
Aber auch die russische Seite ist an einem Stopp der Angriffe auf die Energieinfrastruktur interessiert. Die Ukrainer haben in den vergangenen Monaten immer wieder russische Raffinerien, Lager und Tanks mit Drohnen angegriffen. Schätzungen zufolge ist die Ölverarbeitung in Russland dadurch um rund 15 Prozent zurückgegangen – was auch zu einem Preisanstieg auf den Weltmärkten geführt hat.
Türen für Verhandlungen bleiben offen
Mit den geplanten Verhandlungen in Doha war auch die Hoffnung verbunden, dass sie zu einem umfassenden Friedensabkommen führen würden. Beobachter werteten sie laut WP als diplomatischen Wendepunkt, denn bislang hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf einer Friedensformel bestanden, die eine Kapitulation Russlands bedeutet hätte. Und Russland beharrt bislang darauf, die eroberten Gebiete behalten zu wollen.
Auch wenn die Verhandlungen momentan abgesagt sind, hat bislang keine Seite die Tür komplett zugeschlagen. Russische Diplomaten hätten nach der Kursk-Offensive erklärt, "wir brauchen Zeit". Die Ukraine wollte ihre Delegation trotzdem entsenden, was Katar jedoch ablehnte, weil man in einem einseitigen Treffen keinen Vorteil erblickte.