Giá mas, Moskau! Wie griechische Reeder vom Ukraine-Krieg profitieren
Fünf großen Schiffseigner transportieren Öl und Gas aus Russland. Nun erhöhen Kiew und der Westen den Druck. Was hinter der Untätigkeit Athens steht.
Der Krieg in der Ukraine war für einige Unternehmen bisher lukrativ. Mineralölkonzerne etwa verzeichnen Rekordgewinne. Zu den Kriegsgewinnlern zählen aber auch Unternehmer, die weiterhin Geschäfte mit der vom Westen wegen des Angriffskrieges geächteten Russischen Föderation machen. Und dazu gehören griechische Reeder und zypriotische Finanzdienstleister. Die Ukraine verlangt, dass diese Geschäfte eingestellt werden.
Im Fall der Finanzdienstleister, die auf Zypern russischen Oligarchen helfen, ihr Kapital vor dem Zugriff der USA und Großbritanniens in Sicherheit zu bringen, zieht sich die Schlinge zu. Die USA haben Sanktionen gegen internationale Unternehmen verhängt, darunter 39 natürliche und juristische Personen, die die Geschäfte russischer Oligarchen "ermöglicht" haben.
Die insgesamt gut 2.000 Seiten umfassende jüngste Sanktionsliste des US-Finanzministeriums vom 12. April ist öffentlich zugänglich.
Die britische Regierung geht gegen Geschäftspartner der russischen Oligarchen Roman Abramowitsch und Alischer Usmanow vor. Sie sanktioniert auch zwei der einflussreichsten zypriotischen Finanzberater: Demetris Ioannides und Christodoulos Vassiliades.
Dem Juristen Vassiliades wird vorgeworfen, ein Netzwerk von Stiftungen und Briefkastenfirmen aufgebaut zu haben, um Usmanovs Vermögen zu verschleiern.
Ioannides soll mehr als 760 Millionen Pfund Abramowitschs vor dem Zugriff der Sanktionen versteckt haben. Allein wegen ihrer Arbeit für Abramowitsch stehen zehn Zyprer auf der Sanktionsliste.
Die neue zypriotische Regierung will bei Sanktionen gegen Putin-Unterstützer eng mit den USA zusammenarbeiten.
Druck auf fünf griechische Reeder
Ähnliche Sanktionen fordert Kiew gegen griechische Reeder, die Putins fossile Energieträger verschiffen. Wie Anfang April bekannt wurde, wandte sich die Behörde für maritime Angelegenheiten der ukrainischen Regierung am 8. März an das Büro von Premierminister Kyriakos Mitsotakis sowie an fünf Reedereien.
Dabei drohte die Behörde mit Sanktionen wegen der Finanzierung und Unterstützung des russischen Angriffskrieges. Die fünf Reedereien – TMS-Tanker von Giorgos Oikonomou; Dynacom-Tanker von Giorgos Prokopiou; Minerva Marine von Andreas Martinos; Thenamaris von Nikolas Martinos sowie Delta-Tanker von Diamantis Diamantis – stehen auf einer Liste der ukrainischen Regierung als mögliche Sanktionskandidaten.
Prokopiou und seine Dynacom sind in Deutschland keine Unbekannten. Der griechische Tycoon war einer der Schlüsselpersonen, die Bundeswirtschaftsminister Roland Habeck die schnelle Fertigstellung des deutschen Flüssigerdgas-Terminals ermöglichten. Von ihm hat die Bundesrepublik zwei der insgesamt vier LNG-Terminals gechartert.
Doch Griechenland befindet sich im Wahlkampf. Es ist daher unwahrscheinlich, dass sich die griechische Regierung offen mit den mächtigen Reedern anlegen wird. Zu groß ist ihr Einfluss und zu sehr sind sie – wie etwa die in der Verfassung verankerte weitgehende Steuerfreiheit belegt – selbst Staat im Staat.
Der damalige Vorsitzende des Reederverbandes, Panos Laskaridis, hat dies in dem 2011 erschienenen Dokumentarfilm Black Trail von Micael Pereira drastisch zum Ausdruck gebracht. Black Trail thematisiert das weltweit rücksichtslose Verhalten von Reedereien und Kreuzfahrtveranstaltern im Kontext der Klimakatastrophe und stellt dem die Untätigkeit staatlicher Behörden und Ministerien gegenüber.
Laskaridis kommentierte dies mit den Worten: "Die Reeder können auf die Ministerpräsidenten scheißen". Daraufhin musste er auf Druck seiner Kollegen sein Amt als Vorsitzender niederlegen. Von der griechischen Regierung gab es dazu keine Stellungnahme.
Bereits Ende 2021 war Laskaridis wieder willkommener Partner der Regierung bei gemeinsamen Projekten, etwa bei der Neugestaltung der verwüsteten Regionen nach dem verheerenden Waldbrand im Sommer 2021 auf der Insel Euböa.