Gierflation nun auch bei Lebensmitteln
Seite 2: Aussichten für Deutschland
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Lebensmittelproduzenten hätten in Deutschland 2022 rund 18,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr aufgeschlagen, im Lebensmitteleinzelhandel sei die Steigerung dagegen um 12,6 Prozent ausgefallen.
Dass Deutschland in den Vorgängen eine besondere Rolle einnimmt, erklärt dann auch, warum es hier zu Reallohnverlusten kommt, wie man sie nie zuvor gesehen hat.
Heute meldet das Statistische Bundesamt (Destatis), dass die Reallöhne im Jahr 2022 um 4,0 Prozent gegenüber 2021 gesunken sind, "nachdem sie sich bereits in den letzten beiden Krisenjahren rückläufig entwickelt hatten".
Die hohe Inflation, so sind sich auch die Experten Jobst und Duthoit einig, hat natürlich auch Rückwirkungen auf den Binnenkonsum und damit auf die Binnenkonjunktur.
"Wenn die Verbraucher mehr für Lebensmittel bezahlen, geben sie weniger Geld für andere Dinge aus, was eine wirtschaftliche Erholung verlangsamen könnte", sagt Jobst.
Ein weiterer Anstieg der Lebensmittelpreise um 20 Prozent könnte zu einem Rückgang der Konsumausgaben um fast 1 Prozentpunkt führen.
In Deutschland könnte das etwa 0,5 Prozentpunkte beim jährlichen Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) kosten. Dabei ist der nächste Preistreiber schon in Sicht, die anhaltende Dürre, die unter anderem Frankreich, aber auch Spanien fest im Griff hat, wo massive Ernteausfälle erwartet werden, welche die Preise auch für frisches Obst und Gemüse weiter stark antreiben werden.
Dabei sind wirtschaftlichen Aussichten nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) für Deutschland unter den großen Industrieländern schon besonders schlecht. Der IWF hatte gerade seine Prognose für Deutschland weiter gesenkt.
Statt eines Minimalwachstums, das der Fonds zuvor prognostiziert hatte, erwartet der IWF jetzt für 2023 nun, dass die deutsche Wirtschaftsleistung bis Ende 2023 insgesamt um 0,1 Prozent schrumpfen wird. Noch schlechter steht nur Großbritannien dar, das noch tiefer in die Stagflation rutscht.
Die hohe Inflation zu bekämpfen würde deshalb auch bedeuten, die enormen Übergewinne abzuschöpfen, die in vielen Branchen anfallen. Doch anders als in anderen Ländern will die Ampel-Regierung nicht einmal etwas von einer Übergewinnsteuer hören, wie es sie in vielen Ländern längst gibt.
Allerdings sollen nach dem Gesetzesentwurf zum neuen Kartellrecht Gewinne aus wettbewerbswidrigem Verhalten alsbald abgeschöpft werden können. Wichtig wäre es allerdings auch, nachhaltig gegen Spekulationen vorzugehen, die die Preise ebenfalls ansteigen lassen.