Globale Konflikte 2024: Wenn die Welt in Flammen steht
Seite 2: US-Militärinterventionen, Armut, Klimakrise
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Die Gründe für Konflikte und ihre Ausweitung sind vielfältig und unterschiedlich. Insgesamt sei durch die geopolitische Instabilität die Bereitschaft zu gewaltsamer Konfliktaustragung gestiegen, wie man es in der Ukraine und im Nahen Osten sehe. Außerdem seien die vielen militärischen Interventionen, insbesondere der USA überall auf der Welt (nach Daten des US-Kongresses zwischen 1991 und 2022 insgesamt 251) ein Quell von Destabilisierungen mit fatalen Folgeerscheinungen.
So zeigen Studien z.B. über die US-Operationen in Somalia und Burkina Faso nach dem 11. September 2001, dass das US-Modell zur Terrorismusbekämpfung zu mehr und nicht zu weniger Instabilität und Gewalt geführt hat. Die Finanzierung, Ausbildung und Bewaffnung durch die USA im Namen der Terrorismusbekämpfung trug häufig zu einer Verschärfung der Gewalt bei, da sich Menschen als Vergeltung für die "Terrorismusbekämpfung" ihrer Regierungen militanten Gruppen anschließen.
Andererseits würden viele Konflikte, z.B. in Afrika, von wirtschaftlicher Unsicherheit angetrieben. So erklärte die Weltbank, dass marginalisierte Länder "alle drei wirtschaftlichen Merkmale" aufwiesen, "die Konfliktanfälligkeit zu erhöhen scheinen: niedrige Einnahmen, wirtschaftlicher Niedergang und Abhängigkeit von Primärrohstoffen".
Zudem seien die Schäden und Katastrophen aufgrund der sich weiter verschärfenden Klimakrise ein immer stärkerer Faktor, der Konflikte schüre und Risiken für Gewalt erhöhe. Dazu kämen in den letzten Jahren noch die Effekte der Pandemie, wie das Economicy Observatory betont:
Die durch Covid-19 verursachten wirtschaftlichen Umwälzungen könnten das Risiko von Konflikten in der ganzen Welt erhöht haben. Diese vielleicht unerwartete Folge der Pandemie dürfte vor allem die Länder getroffen haben, die am stärksten von dem Virus betroffen waren.
Historischer Tiefstand
Die globale Konfliktausweitung in den letzten Jahren sei alarmierend, so die UN in einer Erklärung im letzten Jahr. Das Sicherheitsgefühl der Menschen befinde sich heute auf einem historischen Tiefstand. Sechs von sieben Menschen weltweit fühlen sich unsicher, die Welt ist mit der höchsten Zahl gewaltsamer Konflikte seit dem Zweiten Weltkrieg konfrontiert, und zwei Milliarden Menschen – ein Viertel der Menschheit – leben in Gebieten, die von solchen Konflikten betroffen sind.
Vor diesem Hintergrund sind auch die militärischen Trends beunruhigend. So machen es asymmetrische Kriegsführungstechnologien nichtstaatlichen Gruppen sowie kleineren oder weniger mächtigen Staaten sehr viel leichter, in Konflikten mit größeren Staaten oder Regierungen zu konkurrieren. Die Zahl der Staaten, die Drohnen einsetzen, ist von 16 auf 40 gestiegen, was einem Anstieg von 150 Prozent zwischen 2018 und 2023 entspricht. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der nichtstaatlichen Gruppen, die mindestens einen Drohnenangriff verübten, von 6 auf 91, was einem Anstieg von über 1.400 Prozent entspricht.
Darüber hinaus hat seit dem Beginn des Ukraine-Krieges die Militarisierung in 91 Ländern zugenommen und damit den Trend der letzten 15 Jahre umgekehrt. Angesichts der künftigen Verpflichtungen vieler Länder in Bezug auf Militärausgaben ist es unwahrscheinlich, dass sich die Situation in den kommenden Jahren verbessert.
Der Ausweg aus der Konfliktfalle
Währenddessen wurde die Unterstützungshilfen für fragile Entwicklungsländer, die von Konflikten bedroht sind, zum Teil deutlich gekürzt, wobei sich die Ausgaben für friedensschaffende und friedenserhaltende Maßnahmen weiter auf niedrigem Niveau bei 49,6 Milliarden Dollar befinden, was weniger als 0,6 Prozent der gesamten Militärausgaben entspricht.
Die stellvertretende UN-Generalsekretärin Amina J. Mohammed stellte fest, dass der Frieden – die Daseinsberechtigung der Vereinten Nationen – "jetzt ernsthaft bedroht ist". "Es gibt nur einen Weg zu dauerhaftem Frieden", den Weg der nachhaltigen Entwicklung.
Das sei das einzige wirkliche Instrument, um die Dynamik und die Zyklen der Instabilität zu durchbrechen und die Ursachen von Fragilität und humanitärer Not zu bekämpfen. Entwicklungsinvestitionen von den wohlhabenden Ländern für den Globalen Süden seien tatsächlich Investitionen in den weltweiten Frieden.