Glyphosat - ist ein Ende absehbar?

Seite 2: Raps: Schädlinge bilden Resistenzen gegen Gifte aus

Zwar bietet die Rapsblüte ein vier- bis sechswöchiges Nahrungsangebot, doch wenn von August bis in den Herbst hinein nichts mehr blüht, müssen bestäubende Insekten den Rest des Sommers hungern. Eine andere Situation bietet sich Schädlingen wie dem Rapsglanzkäfer, der in den riesigen Monokulturen ideale Lebensbedingungen findet.

Nimmt der Schädling überhand, werden Insektizide gespritzt. Zwar geht die Population zunächst zurück, doch die überlebenden Käfer bauen Resistenzen auf und vermehren sich weiter, erklärt Mathias Forster. Das erfordert immer höhere Dosierungen des Ackergiftes. Schließlich braucht es ein stärkeres Mittel. Dazu kommt, dass bei solchen Pestizid-Orgien auch "nützliche" Insekten - die natürlichen Gegenspieler der Schädlinge - mit vergiftet werden.

So entstehen Ungleichgewichte in der Natur - bis hin zum Zusammenbruch ganzer Nahrungsketten. Der Rückgang der Artenvielfalt ist nur folgerichtig, weiß der Mitbegründer des Bodenfruchtbarkeitsfonds der Bio-Stiftung Schweiz.

Der intensive Ackerbau bedroht auch das Überleben der Schmetterlinge. Im Rahmen eines Forschungsprojektes zählten Wissenschaftler 2018 die Tagfalterpopulationen auf 21 Wiesen östlich von München. 17 der untersuchten Gebiete waren von intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen umgeben, vier lagen in Naturschutzgebieten.

Auf den Wiesen, die an Ackerflächen angrenzten, fanden sie zwei Drittel weniger Tagfalter als in den Naturschutzgebieten. Weil diese häufig zu klein seien und inmitten von intensiv bewirtschafteten Feldern lägen, sei das Überleben der Falter selbst in den Schutzgebieten nicht gesichert, schreiben die Autoren. Bei ungünstiger Witterung könnten sogar Arten ganz verschwinden.

Und für Artgenossen aus anderen Schutzgebieten sind die Agrarwüsten zu groß, um sie zu überwinden. So entstehen "leere" Schutzgebiete, in denen viele Arten, für die sie eigentlich eingerichtet wurden, gar nicht mehr vorkommen.

Wegraine und Feldränder - Hotspots der Artenvielfalt

Täglich rottet der Mensch rund 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Bis 2050 soll mindestens eine weitere Million Tier- und Pflanzenarten für immer ausgestorben sein, lautet die Prognose der Uno. Die Gestaltung der Landwirschaft kann die Biodiversität entscheidend beeinflussen. Nicht immer sind teure Maßnahmen vonnöten. Naturschutz geht auch mit wenig Aufwand.

Wegraine und Feldränder zum Beispiel beleben das Landschaftsbild und sind Zeugen bäuerlicher Kulturlandschaften. Sie bieten mehr Fläche als alle Naturschutzgebiete zusammen. So schätzen die Behörden des niedersächsischen Landkreises Uelzen die Gesamtfläche der Seitenstreifen an den Gemeinde eigenen Wirtschaftswegen auf 1200 Hektar.

Alle Feld- und Wegraine bilden ein Ökosystem, das Insekten vom Frühjahr bis in den Frost neben Nahrung auch Wohn- und Nistplätze, Rückzugsräume und Verbindungswege bietet. Doch werden sie nicht gepflegt, wachsen Büsche und Sträucher nach.

Der NABU empfiehlt die Extensivierung von Wiesen - eine zweischürige Mahd von Glatthaferwiesen im Juni und Spätsommer bei Verwertung des Mahdgutes, möglichst ohne zu düngen. Bei der Auswahl des Saatgutes ist auf standortgerechte Arten und Sorten zu achten. Alternativ kann das Saatgut mit Heudrusch aus der Region angereichert werden.

Grünlandsäume sollen einmal jährlich im Spätsommer oder alle zwei Jahre gemäht werden soll, möglichst so, dass ein Teil den Winter über stehen bleibt. Dann haben auch Insekten und Feldvogelarten eine Überlebenschance.