Google, Youtube und das "Kalifat Wissenschaft"

Seite 2: An die Stelle von Gott ist das "Kalifat Wissenschaft" getreten

Man konnte es ahnen, man hätte es wissen müssen oder können. Der Chef des Weltwirtschaftsforums (WEF) Klaus Schwab hat sehr offen und geradezu frohlockend von der Gunst der Stunde gesprochen, die genutzt werden müsse. Denn mit dem tödlichen Virus vor Augen kann man (neben ganz viel Geld) sehr viel Politik machen, indem man sie für Wissenschaft, für unangreifbar ausgibt.

Wenn man eine Ausgangssperre oder ein Verweilverbot mit politischen Argumenten vertreten hätte, wären sie auf (viel) Widerstand gestoßen. Wenn sie hingegen als medizinisch geboten und wissenschaftlich begründet präsentiert werden, dann beißt man die Zähne zusammen und nimmt sie hin, weil man ja der Wissenschaft nicht das Wasser reichen kann.

Die Herrschaftsagenturen für Bewusstsein und Verblendungszusammenhänge brauchten diesen Trumpf nur ausspielen, den ihnen die Corona-Krise in die Hand gelegt hat. So werden mit derselben Hand die Grundlagen einer bürgerlichen Demokratie vom Tisch gefegt, zu der auch die Aufklärung gehört.

Mit dieser hatte sich einst die Einsicht eingestellt, dass (staatliche) Entscheidungen begründet werden müssen, dass Widerspruch essenziell ist und Bestandteil dessen sein muss, was am Ende zu einem tragfähigen Entschluss führt.

Nun scheint die Refeudalisierung politischer und gesellschaftlicher Verhältnisse einen großen Sprung zu machen - in Richtung Absolutismus.

An die Stelle der Rechtfertigung politischer Maßnahmen durch den Verweis auf Gott, wie das im Mittelalter der Fall gewesen war, ist nun der Verweis auf die Wissenschaft getreten. Dabei findet eine Remodellierung wissenschaftlicher Standards statt.

Bisher hatten "Mehrheits- und Minderheitsmeinungen" im wissenschaftlichen Diskurs einen halbwegs sicheren Platz. Jetzt ist die Mehrheitsmeinung gottähnlich geworden und die Minderheitsmeinung hat wieder den Makel des Ketzertums bekommen, was bekanntlich nur einen Platz in dieser Ordnung findet: den Scheiterhaufen.

Angesichts der mangelnden Erkenntnisse über das Corona-Virus und der damit begründeten Ausrufung einer Pandemie und eines Ausnahmezustandes ist es eigentlich mehr als essenziell, dass im öffentlichen Raum die Meinungen von verschiedenen Experten vertreten sind. Jeder Widerspruch müsste erlaubt sein.

Es geht - gerade bei einer tödlichen Krankheit - um das Eingeständnis, das fast schon verschwörungstaugliches Raunen hervorruft, wenn man sagt und feststellt: Alle Entscheidungen bewegen sich in einem "Erkenntnisvakuum". Das hat niemand anders als die SPD-Justizministerin Christine Lambrecht konstatiert.

Folglich sind Sanktionen und Ausschluss aus der Diskussion und Denunziation als Verschwörungstheoretiker weniger ein Hinweis darauf, was die Regierung und das wissenschaftliche Personal wissen, als vielmehr ein Hinweis auf die berechtigte Sorge der darauf, dass der wissenschaftliche Firnis sehr, sehr dünn ist.

Joachim Steinhöfel, Rechtsanwalt der Aktion #allesaufdentisch spricht von einer neuen "Dimension des Rechtsbruchs durch Youtube". "Legitime Stimmen" würden "eiskalt zum Schweigen gebracht".

Der Prozess: Kafka 2.0

"Es wurde nicht mitgeteilt, was denn eigentlich konkret beanstandet wird. Das muss aber geschehen, damit der Nutzer darauf reagieren kann. Hier fühlt man sich an ‚Der Prozess‘ von Franz Kafka erinnert. Der Protagonist wird am Ende hingerichtet, kennt aber nicht mal den gegen ihn erhobenen Vorwurf", sagte Steinhöfel auf Anfrage.

Der Rechtsanwalt, der in einem der #allesaufdentisch-Videos selbst zum Thema Meinungsfreiheit spricht, kritisierte zudem den generellen Umgang der Videoplattform mit Löschungen von Videos zu Corona. "Die Chefin von Youtube hat in einem CNN-Interview gesagt, dass die Plattform alles löscht, was den Erkenntnissen der WHO zuwiderläuft. Das ist geradezu skandalös", hieß es auf faz.net am 11.10.2021.

Der Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko hat in einem Buchbeitrag mit dem Titel WHO - Wer bestimmt, was gesund ist?1 das Märchen von der Organisation als Weltgesundheitshüter hinterfragt:

Im Falle der WHO setzten 1993 die USA unter George Bush zunächst durch, dass die Pflichtbeiträge der Mitgliedsstaaten eingefroren wurden: Das schon in den 1980er-Jahren eingeführte reale Nullwachstum wurde durch ein nominelles Nullwachstum ersetzt. Inflations- oder Währungsschwankungen wurden nicht mehr ausgeglichen und der Haushalt sinkt damit alljährlich real, also inflationsbereinigt. In die so organisierte Finanzierungslücke traten zunehmend freiwillige programmgebundene Beiträge der Mitgliedsstaaten sowie private Akteure mit ihren jeweiligen Interessen. Unter dem Strich bedeutet diese Entwicklung, dass die WHO sich heute nur noch zu etwa 20 Prozent aus regulären Mitgliedsbeiträgen finanziert, über die sie frei verfügen kann, während ca. 70 Prozent der Mittel zweckgebunden sind. Vor 30 Jahren machten die Mitgliedsbeiträge hingegen noch etwa die Hälfte der Einnahmen aus. (…) Was auf der Hand liegt: Mit den ‚freiwilligen Beiträgen‘ bestimmt der Geber, was gemacht wird.

"LOCKDOWN 2020. Wie ein Virus dazu benutzt wird, die Gesellschaft zu verändern", Wien 2020, S. 45

Wenn man beide, in kapitalistischen Staaten eminent wichtige Faktoren zusammennimmt, dann kommt man bei der Gewichtung von wissenschaftlichen zu ökonomischen und machtpolitischen Faktoren auf ein Verhältnis von eins zu vier.

Wenn uns also jemand erzählt, die Corona-Maßnahmen, der Ausnahmezustand, die Sanktionen, die Löschung von störenden Gegenreden seien ganz und gar wissenschaftsbasiert, der hat gerade einmal ein Viertel der Wahrheit erfasst und ausgesprochen.