Größenwahn und Geopolitik
Seite 2: Blankoscheck für den militärisch-industriellen Komplex
- Größenwahn und Geopolitik
- Blankoscheck für den militärisch-industriellen Komplex
- Auf einer Seite lesen
Der von den USA proklamierte und der seinerzeitigen rot-grünen Bundesregierung in "uneingeschränkter Solidarität" unterstützte "Krieg gegen den Terror" wurde zum Blankoscheck für den militärisch-industriellen Komplex, nicht nur in den USA – wie heute der Ukraine-Krieg, bei dem um jeden Preis ein Verhandlungsfrieden verhindert werden soll, wie gerade erst 22 Militärs und Wissenschaftler Bundeswehr-naher Einrichtungen in der FAZ proklamiert haben. Bei Rheinmetall in Düsseldorf gehen Börsenkurs und Dividenden durch die Decke.
20 Jahre "Krieg gegen den Terror" mit allein 200.000 getöteten Zivilisten in Afghanistan, und niemand übernimmt Verantwortung, kritisiert Lüders:
Nicht für das systematische Versagen, nicht für die zahllosen Verbrechen wider die Menschlichkeit, nicht für umfassenden Machtmissbrauch keineswegs erst seit 2001. Nirgendwo Demut, kein Innehalten, keinerlei Entschuldigung bei den Opfern westlicher Interventionen auf allen Kontinenten.
Im Gegenteil:
Quer durch alle Parteien, auch in den Medien dominieren die Scharfmacher, die lieber für "mehr Druck" auf die Gegenseite plädieren, für noch mehr Sanktionen, nötigenfalls auch einen Militäreinsatz für die Freiheit. Denn die Gegenseite verstehe nichts anders als die Sprache der Macht, sie nutze jede Schwäche zur Spaltung der Wertegemeinschaft.
Michael Lüders war lange Jahre Nahost-Korrespondent der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit und berichtete schon in den 1990er Jahren aus Afghanistan.
Hybris am Hindukusch ist ein Muss, nicht zuletzt für den Afghanistan-Untersuchungsausschuss wie die Enquete-Kommission, auch wenn die Lektüre all jene schmerzen muss, die über zwei Jahrzehnte für den Krieg mit seinen Verbrechen die Hand im Bundestag gehoben haben, im besten Fall naiv glaubend, es ginge beim Bundeswehreinsatz um Frauenbefreiung und Brunnenbohren.
Lüders hilft nicht zuletzt, den immer aggressiveren Anfeindungen grüner Salon-Bellizisten dieser Tage zu widerstehen.