Handelskrieg: Exporte aus China und Türkei nach Russland sinken, Putin reist nach Beijing
Rückgang nach massivem Wachstum 2023. Hinweise auf US-Drohungen als Grund. Putin will nach China reisen.
Die Handelsbeziehungen zwischen Russland und seinen Hauptpartnern China und der Türkei haben sich abgekühlt. Ein Grund könnte sein, dass die USA zunehmend mit Sekundärsanktionen gegen russische Handelspartner und Banken drohen.
Laut Daten der russischen Zentralbank sind die Gesamtimporte Russlands im ersten Quartal dieses Jahres um 18 Prozent gesunken. Insbesondere die russischen Importe aus der Türkei sind laut türkischen Handelsdaten um ein Drittel auf 2,1 Milliarden US-Dollar gefallen. Auch die chinesischen Exporte nach Russland verzeichneten im März einen Rückgang von 16 Prozent – ein Novum seit Mitte 2022.
Chinesische Banken zögern mit Zahlungen
Chinas Großbanken zögern mit den Zahlungen für Warenlieferungen, offenbar gibt es auf deren Seite Bedenken vor möglichen US-Sanktionen. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters hat sich dadurch die Zeitspanne für Überweisungen von einigen Tagen auf mehrere Monate verlängert.
Ein Gerätehersteller aus Südchina, der unter dem Namen Wang zitiert wird, beschreibt die Situation als "unmöglich", Geschäfte über offizielle Kanäle abzuwickeln. Wang sieht sich gezwungen, auf unkonventionelle Zahlungskanäle zurückzugreifen oder sein Geschäft einzuschränken.
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Ein Vertreter einer großen chinesischen Staatsbank erklärte, dass die Prüfung von russischen Handelspartnern intensiviert wurde, um das Risiko von Sanktionen zu minimieren.
"Der Hauptgrund besteht darin, unnötigen Ärger zu vermeiden", so der Vertreter. Der Leiter einer Handelsorganisation, die chinesische Unternehmen mit Russland-Interesse vertritt, bestätigte, dass Transaktionen zwischen China und Russland zunehmend über Untergrundkanäle abgewickelt werden. Er warnte jedoch, dass solche Methoden erhebliche Risiken bergen.
US-Außenminister droht mit Sanktionen
US-Außenminister Antony Blinken hat bei einem Besuch in China chinesischen Unternehmen mit Sanktionen gedroht. Laut dem Wall Street Journal wird auch eine Abkoppelung der Banken vom weltweiten Finanzsystem in Betracht gezogen, sollten diese weiterhin im Verdacht stehen, den russischen militärisch-industriellen Komplex zu unterstützen.
Türkische Exporte nach Russland brechen ein
In der Türkei erwartet der Verband der Maschinenexporteure nach einem Rekordjahr 2023 einen anhaltenden Rückgang der Exporte nach Russland bis zum Ende dieses Jahres. Der Verbandschef Kutlu Karavelioglu äußerte gegenüber Bloomberg, dass die westlichen Sanktionslisten "unklar" seien und sich schnell ausweiten würden, insbesondere bei Artikeln mit potenziellem militärischem Nutzen.
"Angesichts des zunehmenden Drucks auf das Bankensystem und die Lieferketten scheint es keinem ernsthaften Maschinenhersteller mehr möglich zu sein, sein bisheriges Interesse an Russland zu bewahren", so Karavelioglu.
Zahlungen über Vermittler verteuern Importe
Zahlungen über Vermittler erhöhen die Kosten der Importe, was letztendlich von russischen Verbrauchern oder dem russischen Staat getragen wird. Einige türkische Banken sind bereits mit der Umleitung von Transaktionen über Zwischenhändler vertraut.
Es bleibt jedoch unklar, in welchem Ausmaß die bilateralen Geschäfte in den Schattenhandel übergegangen sind, schreibt die Russland-Fachjournalistin Liudmila Kotlyarova Fakt ist, dass viele russische Handelspartner sich angesichts der aktuellen Situation neu orientieren müssen.
Putin plant Besuch in Beijing
Nicht einmal zwei Wochen nach seiner Amtseinführung plant der russische Präsident Wladimir Putin einen Besuch in China. Dies unterstreicht die zunehmende Bedeutung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
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Besuch für Mitte Mai geplant
Wie eine mit den Plänen des Kremls vertraute Person berichtet, ist der Besuch für den 15. und 16. Mai angesetzt. Die Daten könnten sich noch geringfügig ändern, aber selbst wenn, wird die Reise zu Gesprächen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping Putins erste Auslandsreise nach seiner Amtseinführung im Kreml am 7. Mai sein. Die Person wollte anonym bleiben, da die Informationen bisher nicht öffentlich sind.
Putin hatte bereits im letzten Monat angekündigt, dass er im Mai nach China reisen möchte, ohne jedoch genaue Daten zu nennen. Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte auf eine Frage von Bloomberg News, dass der genaue Zeitpunkt des Besuchs zu gegebener Zeit öffentlich gemacht wird. Das Außenministerium in Peking hat auf eine Anfrage während eines Feiertags in China bis jetzt nicht geantwortet.
Xi besucht zuerst die EU
Putin wird in China eintreffen, nachdem Xi seinen ersten Besuch in der Europäischen Union in fünf Jahren abgeschlossen hat. Er wird ab dem 5. Mai nach Frankreich, Serbien und Ungarn reisen. Dabei wird wahrscheinlich auch der Krieg Russlands in der Ukraine zur Diskussion stehen.
"Freundschaft ohne Grenzen"
Obwohl China die Invasion des Kremls in der Ukraine nicht offen unterstützt hat, haben Moskau und Peking eine "Freundschaft ohne Grenzen" erklärt, die Russland bisher geholfen hat, die beispiellosen Sanktionen der USA und ihrer Verbündeten zu überstehen. Getrieben durch russische Ölverkäufe und Käufe von Elektronik, Industrieausrüstung und Autos, erreichte der Handel Moskaus mit China im Jahr 2023 mit 240 Milliarden Dollar einen Rekord, mehr als das Doppelte der 108 Milliarden Dollar im Jahr 2020.
Handelsvolumen soll gestärkt werden
Trotz der wachsenden wirtschaftlichen Verbindungen fielen Chinas Exporte nach Russland im März gegenüber dem Vorjahr um fast 16 Prozent, das bestätigen auch Daten des chinesischen Zolls.
Putin könnte während seiner Gespräche mit Xi die Notwendigkeit ansprechen, die Handelsvolumina zwischen den beiden Ländern zu stärken, sagte eine Person mit Kenntnis der Angelegenheit im April. Unterdessen haben Chinas staatliche Banken die Beschränkungen für die Finanzierung russischer Kunden verschärft, nachdem die USA sekundäre Sanktionen genehmigt hatten, sagten informierte Personen im Januar.
Putins letzter China-Besuch im Oktober
Putin besuchte China zuletzt im Oktober, um an einem Forum über Chinas Außenhandelsprojekt Belt-and-Road-Initiative teilzunehmen. Dies war eine seltene Auslandsreise für den russischen Führer, seit im März letzten Jahres vom Internationalen Strafgerichtshof ein Haftbefehl wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen gegen ihn erlassen wurde.