Harald Schmidt sieht Erfolge von AfD und BSW in Ostdeutschland gelassen
Entertainer lobt lebendige Demokratie. Oft banale Wahlentscheidung. Gegen den Aufstieg unliebsamer Parteien sieht er nur ein Mittel.
Der Entertainer Harald Schmidt kann die bei etablierten Parteien und Leitmedien herrschende Aufregung angesichts der Wahlerfolge der AfD und der bevorstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland nicht nachvollziehen. Dieser Trend sei – wie auch der Erfolg neuer Kräfte wie des BSW – ein Ausdruck lebendiger Demokratie, sagte er im Deutschlandfunk Kultur.
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Der Aufstieg neuer Parteien, auch der AfD, seien "immer ein Zeichen dafür, dass wir eine tolle Demokratie haben. Nur viele sind mit den Wahlergebnissen nicht einverstanden", so der Entertainer im Gespräch mit Korbinian Frenzel vom Deutschlandfunk Kultur. Die Unterhaltung war bereits am 1. August im Berliner Humboldt-Forum aufgezeichnet worden.
Schmidt erklärte seine Gelassenheit: Oft werde überschätzt, warum Menschen eine bestimmte Partei wählen. Viele würden ihre Entscheidung aus dem Bauch heraus treffen, Wahlprogramme würden die wenigsten lesen. Manchmal entscheide einfach die Optik eines Kandidaten. "Es ist doch mein gutes Recht zu sagen, ich wähle den, weil: Der hat so schöne Schnürsenkel", sagte Schmidt.
Schmidt sehr unaufgeregt
Die Aufregung über eine veränderte Parteienlandschaft in Ostdeutschland kann der Entertainer daher nicht nachvollziehen. Die Sorge, dass die Demokratie durch starke Ergebnisse von AfD oder BSW in Gefahr sei, teile er nicht. "Solange gewählt wird, haben wir eine Demokratie", betonte Schmidt. Man müsse mit solchen Ergebnissen einfach umgehen oder eine Politik machen, die verhindert, dass es zu derartigen Wahlergebnissen kommt.
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Im BSW sieht Schmidt keine nachhaltige Oppositionskraft. "Der Erfolg des Bündnisses Sahra Wagenknecht beruht nur auf der Star-Power von Sahra Wagenknecht. Stärkere Aufnahmebedingungen als der Golf-Club von Rio de Janeiro. Man will den Mob nicht." Er fügte an:
Wer Sahra Wagenknecht sagt, muss auch an Mario Voigt denken – der Polit-Titan aus Thüringen, für den der Wahlabend ungemütlich werden könnte, weil es um die verdammten Koalitionsfragen geht. Die hatten damals das Glück, die durften schon mal wählen. Aber dann hat Angela Merkel kurz aus Südafrika gesagt: Kinders, ist nicht! Und dann hat man die Demokratie wieder ein bisschen zurückgedreht. Das war übrigens auch das politische Ende der unvergessenen Annegret Kramp-Karrenbauer. Für mich immer noch im Repertoire mit dem Satz: "Wir müssen aufpassen, dass wir den Brandstiftern an den Rändern nicht die Streichhölzer reichen." Was die Demokratie stabilisiert. Bevor sie dann weg ist.:Harald Schmidt
In den kommenden Wochen stehen Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg an. Politische Beobachter sind sich einig: Diese Wahlen könnten zum politischen Beben führen. Die AfD und das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) könnten zusammen mitunter auf fast 50 Prozent der Stimmen kommen.
Die Hoffnung in die Zukunft will sich Schmidt trotz der turbulenten Zeiten nicht vergällen lassen:
Ich darf den großen deutschen Dramatiker zitieren, Heiner Müller: "Optimismus ist nur ein Mangel an Information." Und das ist ja genau das Richtige. In einfacher Sprache: Das Licht am Ende des Tunnels ist der Scheinwerfer der entgegenkommenden Lok. Und genau so sollten wir uns den Spaß an der Zukunft nicht kaputtmachen lassen.
Ich bin absolut Optimist. Ich würde jedem Journalisten den Pass abnehmen, der noch einmal sagt, die Welt ist aus den Fugen. Natürlich ist sie aus den Fugen, verglichen mit der friedlichen Zeit von 1871 bis 1945.
Und alle Meinungsumfragen haben dasselbe Ergebnis. Erwin Piesepampel wird in der Straße gefragt: "Wie beurteilen Sie die Lage?" "Große Sorge um den Planeten, mir persönlich geht es super. Das beschreibt die Situation sehr gut, finde ich.