Helium-Blockade am Persischen Golf
- Helium-Blockade am Persischen Golf
- Helium: Nicht erneuerbarer Rohstoff mit einer Vielzahl von Anwendungen
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Wegen des Anfang Juni begonnenen Katar-Boykotts liegt fast ein Drittel der Weltförderung des Edelgases auf Eis. Engpässe drohen - und mit dem Auslaufen des Ultimatums ein Krieg
Saudi-Arabien und andere Länder des Nahen Ostens (unter anderem Ägypten, Bahrain, Vereinigte Arabische Emirate) haben Anfang Juni 2017 die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen und eine Blockade begonnen. Sie werfen dem Land die Unterstützung extremistischer islamischer Gruppen sowie Beziehungen zum Iran vor (Machtkampf im Nahen Osten: Katar soll sich gefügig zeigen).
Die Blockade richtet sich gegen einen Exportschlager des Emirats, indem sie den Haupttransportweg des Edelgases unterbricht. Der führt auf dem Landweg von Katar durch Saudi-Arabien, zum 700 Kilometer entfernten Hafen von Jebel Ali in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Katar hat mittlerweile die Heliumproduktion gestoppt.
Die Lieferungen dauern normalerweise rund einen Monat, um ans Ziel zu kommen. Aufgrund dieses "Transit-Puffers" und einer Lieferung, die den Hafen von Hamad am 19. Juni verließ, werden die internationalen Abnehmer erst im Juli Auswirkungen der Blockade zu spüren bekommen, vermuten Beobachter. Sollte die diplomatische Situation nicht bald gelöst werden, könnte der Helium-Vertrieb vor Ort über regelmäßige Lieferungen aus dem neuen Hafen von Hamad organisiert werden. Sollten Katars Widersacher die Seeroute blockieren, entfiele diese Option allerdings auch. Katars Exporte von Flüssigerdgas ab Ras Laffan sind von der Blockade bisher nicht betroffen.
Katar: Zweitgrößter Heliumproduzent der Welt
Obwohl es das zweithäufigste Element im Universum ist, macht sich das Gas auf der Erde relativ rar. Helium ist der vollendete nicht erneuerbare Rohstoff: Einmal in die Atmosphäre ausgetreten, entweicht es wenig später ins All. Der größte Teil des irdischen Heliums ist Produkt des radioaktiven Zerfalls von Uran und Thorium und hat sich im Falle günstiger geologischer Bedingungen in Erdgasvorkommen gesammelt, bisweilen in relativ hohen Konzentrationen im einstelligen Prozentbereich, wie etwa in Teilen des Untergrunds der nordamerikanischen Great Plains.
Solche Konzentrationen lassen eine Abtrennung durch fraktionierte Destillation bei tiefen Temperaturen lukrativ werden. Doch auch Erdgasvorkommen mit deutlich geringeren Heliumgehalten werden heute mancherorts aufbereitet - zum Beispiel in Katar, dessen Erdgas 0.05% Helium führt. Die große Menge des leicht zu fördernden Erdgases macht die Wirtschaftlichkeit dieses Herangehens möglich.
Der Wert des weltweiten Heliumgeschäfts wird auf rund fünf Milliarden US-Dollar geschätzt, der jährliche Bedarf liegt bei rund 30.000 Tonnen. Der Netto-Exporteur USA sind der größte Verbraucher und gleichzeitig mit einem Anteil von 57% an der Gesamtproduktion das nach wie vor wichtigste Förderland (22% U.S. Bureau of Land Management (BLM), 20% ExxonMobil, Wyoming, weitere 15% von privaten Förderern in verschiedenen Bundesstaaten). Katar hat einen Anteil von 29% an der Weltförderung und ist mittlerweile zu einem führenden Helium-Exporteur aufgestiegen. Die fehlenden 14% stammen vor allem aus Algerien, Australien, Russland, China und Polen.
In einem der größten Erdgasvorkommen der Welt, im Nord-Feld des Erdgasförderers Qatargas, sollen ein Viertel der bekannten Weltreserven an Helium lagern. Die Gewinnung wird von RasGas gemanagt und betrieben, einer Tochter der staatseigenen Qatar Petroleum, der 70% Anteile an RasGas gehören. ExxonMobil hält die restlichen 30%.
Das Rohgas wird bei Ras Laffan aus 14 Gasverflüssigungsanlagen extrahiert. Die Heliumanlagen 1 und 2 haben eine Jahreskapazität von ca. 57 Millionen Kubikmetern. In Anlage 2 arbeitet der größte Heliumverflüssiger der Welt. Die größten Kunden von RasGas sind Air Liquide, Linde und Iwatani, doch auch fast alle anderen Heliumlieferanten weltweit sind über den Handel mit dem in Katar geförderten Edelgas verbunden. Auch die USA importieren mittlerweile Helium aus Katar.