Hightech-Drohne V-BAT: Der fliegende Supercomputer für die Ukraine

Foto der senkrecht startenden oder landenden V-Bat-Drohne

V-Bat-Drohne. Foto: U.S. Navy

Die USA liefern der Ukraine die hochmoderne V-BAT-Drohne. Mit KI ausgestattet, kann sie autonom in umkämpften Gebieten operieren. Russland entwickelt eine KI-gesteuerte Jagddrohne, die gezielt die V-BAT ausschalten soll.

Zunehmend verdrängen westliche Waffen das sowjetische Erbe der Ukraine. Moderne Artilleriesysteme, Panzer und Kleinwaffen aus Nato-Beständen halten in der Armee Kiews Einzug. Die USA ist der größte Waffenlieferant der Ukraine.

In der Regel schickt Washington nicht seine modernsten Systeme aus den umfangreichen Beständen. Über die Gründe kann man spekulieren: Möglicherweise will man verhindern, dass aktuelle technische Errungenschaften in die Hände Moskaus gelangen oder behält die modernsten Versionen für künftige Konfliktszenarien zurück.

Doch bei Drohnen macht Washington eine Ausnahme. In diesem Bereich sendet Washington seine modernsten Systeme. Der Ukrainekrieg hat gezeigt: Den Drohnen gehört das Gefechtsfeld der Gegenwart und der Zukunft. Wer hier keine überzeugenden Waffen-Entwürfe hat, wird schon heute nicht mehr durchsetzungsfähig sein.

Die Kernfähigkeit der V-Bat

Ein Beispiel dafür ist die Switchblade-Drohne – die sich allerdings als Fehlschlag erwies. Das US-Online-Magazin Responsible Statecraft berichtete dazu:

Die 60.000 Dollar teure Switchblade-Drohne, die aus Kostengründen nur in begrenzter Stückzahl produziert wurde, erwies sich als unbrauchbar gegen gepanzerte Ziele und wurde von den ukrainischen Truppen schnell zugunsten von 700 Dollar teuren chinesischen Handelsmodellen verworfen, die online bestellt wurden.

60.000 Dollar – für eine Suizid-Drohne ist das eine ganze Menge. Nun liefert die USA eine weitere Hightech-Drohne – mit noch deutlich höheren Kosten: die V-BAT des US-Herstellers Shield AI. Der Name Shield AI verweist bereits auf die Kernfähigkeit der Drohne: Künstliche Intelligenz ermöglicht ihr autonome, störresistente Einsätze.

Laut Eurasian Times kann ein einzelner Operator gleichzeitig einen Mini-Schwarm von bis zu fünf dieser Drohnen kontrollieren.

Die V-BAT wurde als multifunktionale Drohne entwickelt. Sie eignet sich sowohl für Aufklärung als auch als Kampfdrohne, was Shield AI in Tests demonstrierte. So wurde im Mai 2023 während einer Übung der US-Armee erfolgreich eine Mini-Gleitbombe vom Typ Hatchet eingesetzt.

Geringe Nutzlast, ausgedehnte Flugzeit

Die neue Version wird mit Außenlaststationen an den Flügeln ausgestattet sein und rückt damit technisch in die Kategorie der Kampfdrohnen (UCAV - Unmanned Combat Aerial Vehicle) wie die türkische Bayraktar TB2 oder die amerikanische MQ-9 Reaper.

Allerdings bleibt ihre Nutzlast mit 11 Kilogramm vergleichsweise gering – die Bayraktar TB2 schafft mit 150 Kilogramm etwa das 15-fache.

Die V-Bat misst 2,7 Meter in der Länge bei einer Spannweite von drei Metern und wiegt 57 Kilogramm, was sie zur Kategorie der leichten Drohnen macht. Ein Suter TOA 288 Zweizylinder-Motor treibt sie an und ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 90 Kilometern pro Stunde in Höhen von bis zu 6.100 Metern. Die Flugzeit von zehn Stunden prädestiniert sie für ausgedehnte Aufklärungsmissionen.

Senkrecht starten und landen

Das Besondere der V-Bat ist ihre VTOL-Fähigkeit (Vertical Take-Off and Landing). Dank eines großen Mantelpropellers am Heck kann sie senkrecht starten und landen – selbst auf kleinsten Flächen. Diese Fähigkeit wird durch einen großen Mantelpropeller am Heck ermöglicht, der den nötigen Schub liefert.

Nach Angaben des Herstellers kann die Drohne völlig autonom auf einer quadratischen Fläche von nur 3,7 Metern Seitenlänge (12x12 Fuß) operieren.

Diese technischen Fähigkeiten wecken das Interesse potenzieller Käufer. Auf der IDEX 2025, der größten Waffenmesse des Nahen Ostens in Abu Dhabi, präsentiert Brandon Tseng, Mitbegründer von Shield AI, die Drohne einem internationalen Publikum.

Die Investoren

Die Financial Times berichtet von einer aktuellen Finanzierungsrunde, die Shield AI neue Investitionen von 200 Millionen US-Dollar einbrachte und den Unternehmenswert auf fünf Milliarden US-Dollar verdoppelte.

Zu den Investoren zählen etablierte Rüstungsunternehmen wie Palantir, Airbus und L3 Harris sowie bekannte Venture-Capital-Firmen wie Andreessen Horowitz, Point72 Ventures und Riot Ventures.

Auf der Messe erläutert Tseng gegenüber der Washington Post die Eigenschaften des Systems:

Es ist ein "Senkrechtstarter, Start- und Landeflugzeug", das heißt, es "startet und landet wie eine SpaceX-Rakete", sagte er. Es "erfüllt die Aufgabe von 40-Millionen-Dollar-Drohnen zu einem Bruchteil des Preises".

Der Preis

Dabei variiert der Preis für die Drohne je nach Quelle erheblich: Während Tseng gegenüber Defence News von einem mittleren sechsstelligen Betrag spricht, beziffert The War Zone die Kosten auf bis zu eine Million Dollar.

Der Preisunterschied zur russischen Orlan-Aufklärungsdrohne, einem Standardsystem der russischen Streitkräfte im Ukrainekrieg, ist beträchtlich. Technisch unterscheiden sich beide Systeme vor allem in ihrer optischen Ausrüstung.

Der technische Vergleich mit der Orlan-Aufklärungsdrohne

Die Orlan nutzt eine handelsübliche Canon DSLR-Kamera (EOS 750D/800D) mit einem 85mm f/1.8 USM Objektiv, während die V-BAT ein spezialisiertes militärisches elektrooptisches System einsetzt.

Die weitere Sensorausstattung ist bei beiden Drohnen vergleichbar – sie verfügen je nach Version über Wärmebildkameras, Signalaufklärungssysteme (SIGINT) und Laser-Zielmarkierer.

Während die V-BAT mit bis zu einer Million US-Dollar zu Buche schlägt, kostet die Orlan nur einen Bruchteil davon. Das britische Forschungsinstitut Royal United Services Institute for Defence and Security Studies schätzt die Kosten der Orlan auf zwischen 87.000 und 120.000 Dollar.

Die teure VTOL-Technik der V-BAT ermöglicht ihr allerdings die direkte Rückkehr zur Basis, während die Orlan nach ihrer Fallschirmlandung erst geborgen werden muss.

Einsatz im Ukraine-Krieg

Nach Angaben des Fachblogs Bulgarian Military wurde die V-Bat bereits erfolgreich in der Ukraine eingesetzt. Demnach half die Drohne etwa bei der Lokalisierung eines russischen Buk-M1-9-Boden-Luft-Raketensystems.

Die Produktion der V-Bat erfolgt in der als "Batcave" bekannten Anlage von Shield AI in Dallas, Texas. Laut The War Zone wurden bislang etwa 250 Systeme hergestellt. Derzeit produziert Shield AI eine Drohne pro Tag, könnte die Fertigungsrate aber auf sechs bis zehn Systeme täglich steigern.

Hauptnutzer sind das US Special Operations Command (SOCOM) und das US Marine Corps. Ab 2025 wird auch die US-Küstenwache die Drohne in Dienst stellen. Zudem bestellte Japan im Januar 2025 V-Bat-Systeme im Wert von 25 Millionen US-Dollar für seine Marine – die genaue Stückzahl ist jedoch nicht bekannt.

FPV-Jagddrohne Sokol

Beide Kriegsparteien setzen inzwischen verstärkt auf sogenannte FPV-Jagddrohnen – Drohnen, die gezielt gegnerische Drohnen ausschalten. Nach Angaben des ukrainischen Blogs Defence Express gelingt es ukrainischen FPV-Systemen bereits, feindliche Aufklärungsdrohnen tief im gegnerischen Hinterland abzufangen.

Russland wiederum entwickelt mit der "Sokol" eine spezialisierte FPV-Jagddrohne, die mithilfe künstlicher Intelligenz autonom operieren soll, berichtet die Eurasian Times.

Sollte die Sokol gegen die V-Bat eingesetzt werden, würde erstmals eine KI-gesteuerte Drohne gezielt eine andere jagen – ein weiterer Schritt in Richtung automatisierter Luftkriegsführung. Damit beginnt ein neues Kapitel im sich entwickelnden Roboterkrieg.