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Die seltsame und schreckliche Welt der Savitri Devi

Savitri Devi [1] ist einer der originellsten Köpfe des "harten" Rechtsextremismus. Mit ihrer exzentrischen Mischung aus Hitlerismus und Hinduismus [2] hat sie der radikalen Nachkriegsrechten wichtige Impulse gegeben. Adolf Hitler wird hier zu einem Avatar [3], einer Inkarnation Gottes. Weltweit findet ein wachsender Untergrund von Adepten der kosmischen Religion des Kampfes zwischen Licht und Finsternis, zu der Savitri Devi den Nationalsozialismus formt, Inspiration in den Schriften der Wahlinderin. Für ihre Anhänger ist sie die Prophetin der arischen Wiedergeburt. Der Rest der Menschheit wird von der seltsamen und schrecklichen Welt der Savitri Devi eher abgestoßen sein.

Savitri Devi kommt am 30. September 1905 im französischen Lyon auf die Welt und wird von ihren Eltern auf den Namen Maximiani Portas getauft. Ihr Vater ist ein respektiertes Mitglied der griechischen Gemeinschaft von Lyon. Maximianis Herz gehört dem Land ihrer Väter, dem großgriechischen Nationalismus.

Bereits früh in ihrer Kindheit entdeckt sie ihren eigenen Willen. Mit 5 Jahren wird sie Vegetarierin und eine kleine Kämpferin gegen alle Formen der Ausbeutung von Tieren. Schon während des ersten Weltkriegs gehören ihre Sympathien Deutschland, ihr ganzer Hass hingegen England und Frankreich. 1916 malt sie mit Kreide den Slogan "Nieder mit den Alliierten. Es lebe Deutschland", an eine Wand des Lyoner Bahnhofs. Frankreich gilt ihre Verachtung auch, weil sie schon früh die Revolution von 1789 und ihre Werte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ablehnt.

Noch keine 18 Jahre alt, macht sie 1923 ihren ersten Besuch in Griechenland. Hier beginnt ihre lebenslange Odyssee auf der Suche nach der arischen Rasse. Vorerst spricht sie nur vom Hellenismus, nach ihren Worten "einer Zivilisation von Eisen, in der Wahrheit verwurzelt, eine Zivilisation mit allen Tugenden der antiken Welt und keiner ihrer Schwächen". Der Hellenismus ist für sie eine wunderschöne Kultur "von Kriegern und Künstlern", das Produkt einer reinen Rasse, der ältesten arischen Nation Europas. In Griechenland tritt auch zum ersten Mal Adolf Hitler in ihr Leben. Die Kunde vom Hitlerputsch am 9. November 1923 erreicht sie auf der Akropolis. In hitzigen Diskussionen verteidigt sie den Gegner der Alliierten und des Versailler Vertrages.

1924 beginnt sie ihr Studium an der Universität von Lyon [4], um einen Magister Artium in Philosophie zu erreichen, was ihr 1928 gelingt. 1932 kommt ein Diplom in Chemie hinzu, 1935 ein Doktor der Philosophie.

1928 nimmt Maximiani die griechische Staatsbürgerschaft an. Teil ihres Engagements für Griechenland ist eine zeitweise Hinwendung zum orthodoxen Christentum [5]. 1929 bricht sie zu einer Pilgerreise nach Palästina auf. Die Konfrontation mit den heiligen Stätten der Christenheit bewirkt bei ihr jedoch Skepsis und Unglauben. Die Begegnung mit dem Judentum [6], das exotische Gewimmel in den Städten des heiligen Landes, das sie abstößt, wird zur Geburtsstunde ihres Antisemitismus. Sie kann nicht glauben, dass die Juden Gottes auserwähltes Volk sind.

Im Konflikt zwischen Zionisten und Arabern ergreift sie Partei für letztere. Der hebräische Gott der Bibel, der menschenzentrierte Monotheismus, wird von ihr zugunsten eines, von der altgriechischen Kultur inspirierten Heidentums endgültig aufgegeben. Ihr Antisemitismus wird nun zur entscheidenden Verknüpfung mit der Bewegung Adolf Hitlers. In Palästina realisiert sie, dass der Kampf der Nationalsozialisten gegen das Judentum die deutsche Gegenwart transzendiert, von weltweiter und weltgeschichtlicher Bedeutung ist. Maximiani Portas wird hier Nationalsozialistin, oder genauer: Ihr wird klar, dass sie schon immer Nationalsozialistin gewesen ist.

Die "Sonnengöttin" vermischt Hinduismus mit dem Hitlerismus

1932 bricht sie nach Indien auf. Sie ist auf der Suche nach einem, im Gegensatz zu Hellas, lebendem Heidentum, der letzten Bastion arischer Kultur und sieht in Indien ein Beispiel für eine erfolgreiche Rassentrennung. Das Sanskrit-Wort für Kaste ist "varna", Farbe. Es gibt vier varnas: Brahmanas (Priester), Kshatriyas (Krieger), Vaishyas (Bauern) und Sudras (Arbeiter). Die hellhäutigen Brahmanas und Kshatriyas sind die Nachkommen arischer Invasoren, die (wie einige Theorien besagen) in vedischer Zeit, aus dem Norden kommend, Indien überfielen, die dunkleren Rassen unterwarfen und sie in das Kastensystem zwangen.

Portas bewundert die Brahmanen dafür, dass sie bis heute ihre rassische Reinheit bewahrt haben. So vermischt sich Maximianis Hitlerismus mit dem Hinduismus, wie fremd diese Mixtur einem deutschen Nationalsozialisten auf vorgekommen sein dürfte. Sie lernt Hindi und Bengali. Ab jetzt nennt sie sich Savitri Devi, nach der Sonnengöttin. Das ist der Name, unter dem sie in Zukunft berühmt, oder besser berüchtigt, werden wird.

Die Verteidigung des "reinrassigen" Hinduismus wird Savitri Devi ein lebenslanges Anliegen. Sie sucht ein Vehikel für diese Sache und findet es 1937 in der Hindu-Mission von Kalkutta. Ihr Leiter, Swami Satyananda, fragt die junge Konvertitin, die sich ihm als Propagandistin zur Verfügung stellen will, nach ihren Überzeugungen. Savitri erklärt ihm, dass sie eine arische Heidin und eine Anhängerin Adolf Hitlers ist. Satyananda erwidert darauf, dass er Hitler für eine Inkarnation Vishnus [7] hält.

Diese Vorstellung ist unter Hindus nicht selten. In der Zeit des Dritten Reiches werden fromme Inder Bilder des Diktators auf ihren Familienaltären anbringen. Die Betonung des Ariertums, die Benutzung des uralten indischen Glückssymbols, des Hakenkreuzes, als Parteisignet und seine Feindschaft zu den Briten bringen Hitler unter Hindus Sympathien ein. Der Hindu-Nationalist Subhas Chandra Bose wird im Zweiten Weltkrieg die Zusammenarbeit mit Hitlerdeutschland gegen die Engländer suchen.

Als ausländischer Herold des Hindutums (Hindutva [8]) hält Savitri Devi nun Vorträge in ganz Bengalen und darüber hinaus. 1939 veröffentlicht sie das Buch "A Warning to the Hindus", in dem sie Indien vor dem Verlust seiner Identität durch die muslimische und westliche Überfremdung warnt und den Untergang des griechischen Heidentums als mögliche Perspektive eines Verfalls des Hinduismus beispielhaft hinstellt.

Einen Verbündeten findet sie 1928 in dem Brahmanen Asit Krishna Mukherji, dem ehemaligen Herausgeber des nationalsozialistischen Magazin "The New Mercury", das von 1935 bis zum Verbot durch die britischen Behörden 1937 mit der Unterstützung der deutschen Botschaft in Kalkutta erschienen ist. Die beiden werden gute Freunde. 1940, als die Deportation Savitri Devis durch die Briten droht, heiraten sie. Savitri wird nun bis zum Kriegsende in Indien bleiben. Die Mukherjis fiebern nach dem Kriegsbeginn mit den Truppen der Achsenmächte. Ab 1941 sind sie in ihrer Wohnung Gastgeber für britische und amerikanische Truppenangehörige. Was an kriegswichtigen Informationen in der Konversation enthalten ist, geben die Eheleute an japanische Agenten weiter.

Der Zusammenbruch Hitlerdeutschlands ist für Savitri Devi eine Katastrophe, führt sie nahe an den physischen und psychischen Zusammenbruch. Doch ihr Leben ist, auch wenn es ihr so scheint, nicht zu Ende. Ihre eigentliche Karriere, die als Hausphilosophin des internationalen Neonazi-Untergrunds, steht ihr noch bevor. Zuerst schreibt sie jedoch ein Buch, in dem Hitler keine Rolle spielt.

Impeachment of Man [9] ergreift radikal und restlos die Partei der Tiere gegen den Menschen und seinen Missbrauch der anderen Spezies. Die "judäo-christliche", Menschen-zentrierte Weltsicht, die Tiere zu Objekten degradiert, sitzt auf der Anklagebank. Dem gegenüber vertritt Savitri Devi eine biozentrische Haltung, die sich generell mit ihrer Menschenfeindlichkeit verträgt. Sie wird immer betonen, dass ihr Tiere lieber sind als viele der "zweibeinigen Säugetiere".

Mäyrtyrerrolle in Deutschland gesucht

Savitri Devi ist voller Reue. Sie war nicht in Deutschland, als das Dritte Reich groß war, hat nicht den Triumph des Nationalsozialismus miterlebt und seinen Untergang mit erlitten. Das will sie jetzt wieder gut machen. Sie will das Schicksal ihrer Kameraden teilen, mit ihnen kämpfen und leiden. Sie muss in das am Boden liegende Deutschland.

1948 setzt sie ihren Entschluss in die Tat um. Bewaffnet mir Handzetteln, die die Deutschen zum Widerstand gegen die Alliierten aufrufen, reist sie als nazistischer Don Quichotte zweimal durch Deutschland. Als sie ihre Reise 1949 wiederholt, erfüllt sich ihr Wunsch nach einem Martyrium: Sie wird in Köln verhaftet. Im April findet in Düsseldorf ihr Prozess statt. Savitri Devi wünscht sich, durch das Erleiden der Todesstrafe Zeugnis für ihren Hitlerglauben ablegen zu können. Sie wird jedoch wegen der Verbreitung militaristischen und nationalsozialistischen Gedankengutes aber nur zu 3 Jahren Haft verurteilt und in das Gefängnis von Werl in Westfalen verbracht.

Hier erlebt sie ihre Initiation in die Reihen der nationalsozialistischen Kameradschaft, die keine Reue für ihre Taten kennt. In der Haft arbeitet die angehende Prophetin des Hitlerismus an ihrem Hauptwerk "The Lightning and the Sun". Vor allem aber schließt sie Freundschaft mit Mitinsassinnen, die als Wärterinnen in den Konzentrationslagern ihren Anteil an den Gräueltaten, nach Savitri Devi aber der Größe des Hitler-Regimes gehabt haben. In ihrem Buch "Defiance" wird sie später Herta Ehlers, eine ehemalige Wärterin in den KZs Auschwitz [10] und Bergen-Belsen [11], zur germanischen Heroin verklären. Der Opfergang der Möchtegern-Märtyrerin dauert jedoch nur 6 Monate. Ihr Mann bemüht sich erfolgreich um ihre Freilassung.

Sie muss Deutschland verlassen, kehrt aber 1953 mit einem griechischen Pass unter ihrem Mädchennamen wieder zurück, diesmal als Pilgerin. Sie besucht Orte, die für die Geschichte Adolf Hitlers und des Nationalsozialismus relevant sind, wie Braunau, Linz, Landau, Berchtesgaden, München und Nürnberg. Sie besucht sie, wie ein Christ Jerusalem [12] oder ein Muslim Mekka [13]. Die Stätten des Wirkens des Heilands der arischen Rasse lösen in ihr religiöse Ekstasen aus. Sie ist permanent den Tränen nahe, erfüllt von Rachegedanken wegen der Niederlage des Dritten Reiches. Ihre Erfahrungen auf der Wallfahrt teilt sie mit nationalsozialistischen Glaubensbrüdern, denen sie auf der Reise begegnet.

Savitri Devis Kampf für die arische Renaissance bringt ihr einen guten Ruf in den Zirkeln ehemaliger und neuer Nazis ein. Sie wird immer mehr zu einer in diesen Kreisen geschätzten Ideologin. Zu ihren Bekannten gehören braune Größen wie das Luftwaffen-Ass des Dritten Reiches Hans-Ulrich Rudel, der Mussolini-Befreier Otto Skorzeny und der ehemalige Waffen-SS-General Léon Degrelle. 1962 nimmt sie an der Cotswold-Konferenz in England teil, auf der die "World Union of National Socialists" (WUNS) gegründet wird. In deren Zeitschrift "National Socialist World" werden Auszüge aus ihren Büchern veröffentlicht und so einem breiten Publikum bekannt. Sie ist auch ein wesentlicher Einfluss für den jungen Ernst Zündel, der später als führender Holocaust-Leugner bekannt und gerichtsnotorisch werden wird.

In den 70iger Jahren geht Savitri Devi nach Indien zurück. Sie unterhält eine ausgedehnte Korrespondenz mit Exponenten des weltweiten Rechtsradikalismus, die sie auch auf vielen Reisen immer wieder trifft. Am 22. Oktober 1982 verlässt die Prophetin des Ariertums in England diese Welt. Ihre sterblichen Überreste finden ihre letzte Ruhestätte im Hauptquartier von New Order [14], einer Nazi-Sekte in den USA, die wie Savitri Devi Hitlers Religion hochhält.

Verklärung Hitlers als Mystiker und Krieger

Savitri Devis Hauptwerk The Lightning and the Sun [15] ist das Testament ihrer Hitler-Gnosis. Ausgangspunkt ist das zyklische Weltbild der hinduistischen Mythologie. Danach gibt es vier Zeitalter oder "Yugas". Im ersten, goldenen Zeitalter, dem Satya-Yuga, sind die Menschen noch ganz in der Transzendenz verankert. Sie leben in einer idealen Gesellschaft, die jedoch mit der Zeit, in dem folgenden Yugas, immer mehr verfällt. Im letzten Zeitalter, dem Kali-Yuga, sind die Menschen korrupt und grausam. Das Kali-Yuga endet schließlich mit einer gewaltigen Katastrophe und der Zyklus beginnt von neuem.

Nach Savitri Devi gibt es auf der Welt drei Typen von großen Männern: Männer in der Zeit sind Herrscher wie der Mongole Dschingis Khan [16]. Sie verfolgen rücksichtslos ihre egoistischen Ziele, mit Hilfe brutaler Gewalt. Männer über der Zeit sind weltentrückte, in der Transzendenz ruhende Mystiker und Heilige, eigentlich zu gut für diese Welt. Als Beispiel führt sie den ägyptischen Ketzer-Pharao Echnaton [17] an.

Als letztes gibt es Männer gegen die Zeit. Sie wollen den Verfall des Kali-Yuga aufhalten und ein neues goldenes Zeitalter etablieren. Zu diesem hehren Ziel benutzen sie rücksichtslos die Mittel des derzeitigen, grausamen Zeitalters. Der ideale Mann gegen die Zeit ist nun Adolf Hitler. Hitler ist zugleich Mystiker und Krieger. Für Savitri Devi spricht die Grausamkeit des Nationalsozialismus nicht gegen ihn. Im Gegenteil war es sein einziger Fehler, dass er nicht grausam genug war.

Sie leugnet, wenigstens zu diesem Zeitpunkt, nicht den Holocaust, nicht einmal die Vergasung der Juden, obwohl sie die Opferzahlen anzweifelt. Es war Hitler heilige Pflicht, die Juden als Agenten des dunklen Zeitalters aus dem Weg zu räumen. So wird der Holocaust sakralisiert, indem sein Täter deifiziert wird. Die Unmenschlichkeit bekommt hier höhere, transzendentale Weihen.

Heute finden die weltanschaulichen Exzesse Savitri Devis über das Internet verstärkt ihr Publikum. Auch ihre Bücher werden wieder aufgelegt und viel gelesen. Als Witzfigur oder Monster mag Adolf Hitler tot sein, als Gott des "esoterischen Hitlerismus" ist er noch sehr lebendig - und er bleibt gefährlich.

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Links in diesem Artikel:
[1] http://www.savitridevi.org/
[2] http://www.encyclopediaofauthentichinduism.org
[3] http://www.sscnet.ucla.edu/southasia/Religions/Avatars/Vishnu.html
[4] http://www.universite-lyon.fr
[5] http://www.orthodox.de
[6] http://www.judentum.de
[7] http://www.vishnupedia.org
[8] http://www.bjp.org
[9] http://www.vaidilute.com/books/savitri/impeachment-contents.html
[10] http://www.auschwitz.org.pl
[11] http://www.bergenbelsen.de
[12] http://www.jerusalem.muni.il
[13] http://www.eslam.de/begriffe/m/mekka.htm
[14] http://www.theneworder.org
[15] http:///www.vaidilute.com/books/savitri/savitri-contents.html
[16] http://www.layline.de/geschichte/Dschingis_0.html
[17] http://www.ancient-cultures.com/echnaton_nofretete.php

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