Hochwasser-Katastrophe: Totalversagen von Behörden, Landesregierungen und Bundesregierung
Seite 2: Stillgelegte Bahnstrecken
In den beiden betroffenen Regionen gab es bis in die 1960-er und 1970er-Jahre hinein mehr als ein Dutzend Bahnstrecken, die seither stillgelegt wurden. Und das heißt ja immer auch: Bahnverkehr wurde durch Straßenverkehr ersetzt; relativ schmale, aber effiziente Bahntrassen, die auch Regenmassen aufnehmen können, wurden durch breite, komplett mit Asphalt versiegelte Straßen ersetzt.
Um nur ein paar Beispiele zu nennen:
- Die Bahnstrecke Remagen - Dümpelfeld Adenau mit 42,4 Kilometer Gesamtlänge (bis vor Kurzem nur noch 13 km bis Ahrweiler befahrbar; aktuell zerstört).
- Die Bahnstrecke Dümpelfeld - Ahrdorf - Hillesheim - Lissendorf - Jünkerath mit 54,4 Kilometer Gesamtlänge (letzter Personenzug Juni 1973).
- Die Bahnstrecke Hillesheim - Gerolstein (12,3 km Länge) (im Krieg 1944/45 zerstört; nicht wieder aufgebaut).
- Und die Strecke Ahrdorf - Blankenheim (Wald) mit 25 Kilometer Länge (Personenverkehr ab 1954 und dann 1958 endgültig eingestellt).
- Mayen Ost - Gerolstein (Vulkaneifelbahn), 94,1 km Länge (ab 1991 und bis 2021 in Teilstrecken stillgelegt).
- Gerolstein - Iihren Grenze (Westeifelbahn; 50 km), zwischen 1950 und 1980 sukzessive eingestellt.
Allein die hier aufgeführten und inzwischen "wegrationalisierten" Strecken addieren sich auf mehr als 200 Kilometer Bahnstrecken. Und diese Aufzählung ist erst bruchstückhaft.8
Wenn in diesen Tagen die Rede ist von "Wiederaufbau der Infrastruktur", dann sind damit immer in erster Linie Straßen gemeint. Niemand - keine einzige Person und keine Partei, auch nicht die Grünen, gehen auf den Abbau der Bahnstrecken ein und fordern Schienen statt Straßen. Dabei ist in den Sonntagsreden viel von "Reaktivierung aufgegebener Bahnstrecken" die Rede. Hier wäre es konkret.
Selbst bei Bahnstrecken, die vor dem Hochwasser noch in Betrieb waren und deren Wiederinbetriebnahme offensichtlich geplant ist, walten keinerlei Fantasie - und kein nachhaltiges Denken.
So wäre es im Fall der Ahrtalbahn sinnvoll, beim Wiederaufbau die Strecke diese direkt elektrifiziert wiederherzustellen und gleichzeitig auch über einen Neubau des zurzeit stillgelegten Abschnitts Ahrbrück - Hönningen - Adenau nachzudenken. Hintergrund: Im Bereich Hönnigen wurde die Bahnstrecke 2001 durch eine neue Straße überbaut - auf Satellitenbildern kann man das gut sehen.
Zurück zu Herrn Hu
Wenige Tage, nachdem der zitierte Chefredakteur der chinesischen KP-Zeitung die - grundsätzlich zutreffende - Kritik in Richtung deutscher Katastrophenschutz formulierte, kam es in der chinesischen Provinzhauptstadt Zhengzhou zu einer - auch dort so bezeichneten - "Jahrtausendflut" (siehe: Hochwasser: Nur alle 5000 Jahre). Bislang gab es mehr als 25 Todesopfer; Staudämme drohen auch heute noch zu brechen.
Das Besondere dort: Hunderte Menschen steckten in der erwähnten Stadt Zhengzhou stundenlang in U-Bahnen, die im Hochwasser stecken geblieben waren - bei ansteigendem Wasserstand in den Waggons selbst. Ein Bericht:
Viele Leute um mich herum schnappten nach Luft, manche übergaben sich. Es waren auch Kinder dort, schwangere Frauen und alte Leute. Nach drei Stunden wurde der Sauerstoff wurde knapp.
Friederike Böge, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Juli 2021
Ein Alptraum - bislang weit weg. Doch so gut wie alles spricht dafür, dass kommende Hochwasser auch hierzulande ganze Stadtzentren unter Wasser setzen werden. Und dass sich dann die gewaltigen, auch neuen, unterirdischen Bahnprojekte - so in Stuttgart, in Frankfurt/M. und in München - als Fallen erweisen werden. Diese werden dann, wie im Juni 2021 in Stuttgart bereits geschehen, volllaufen und lahmgelegt werden. Und es wird dabei zu extrem gefährlichen Situationen für die Fahrgäste kommen.