Holocaust-Relativierung: Ukraine-Botschafter Melnyk muss nun doch Posten räumen (Update)

Seite 2: Historiker haben Rolle von Bandera und OUN nachgewiesen

Auf Twitter erklärte die israelische Botschaft in Deutschland, die Aussagen des ukrainischen Botschafters seien "eine Verzerrung der historischen Tatsachen, eine Verharmlosung des Holocausts und eine Beleidigung derer, die von Bandera und seinen Leuten ermordet wurden".

Melnyks Äußerungen "untergraben nicht nur die Werte, die wir alle schätzen und an die wir glauben, sondern sie untergraben auch den mutigen Kampf des ukrainischen Volkes, nach demokratischen Werten und in Frieden zu leben", heißt es auf Twitter weiter.

Im Interview mit Telepolis hatte Rossoliński-Liebe die Geschichte des ukrainischen Faschismus beschrieben, der bereits in die frühen 1920er-Jahren zurückreiche. Zuerst sei er aus Italien übernommen worden, dann, später in den 1930er-Jahren, überwiegend aus Deutschland. "Hitler war wegen seines kompromisslosen Antisemitismus in der OUN beliebt. Zugleich wurde der ukrainische Faschismus auf der Basis des radikalen ukrainischen Nationalismus konzipiert", so Rossoliński-Liebe:

Verwirrend ist, dass ukrainische Faschisten sich relativ selten "Faschisten" bezeichneten, obwohl sie sich als Faschisten verstanden. Sie benutzten überwiegend den Namen "Nationalisten". Dahinter stand die Überlegung, dass Faschismus keine genuine ukrainische Bewegung war und dass sie als Agenten von Mussolinis Italien oder Hitlers Deutschland wahrgenommen werden konnten.

Rossoliński-Liebe

In den Diskursen der OUN habe sich die Idee, dass die OUN faschistisch sei, spätestens in den frühen 1930er-Jahren durchgesetzt. Dies gehe aus historischen Quellen der Terrororganisation hervor. Seitdem sei allen Mitgliedern der Bewegung klar gewesen, dass zwischen radikalem Nationalismus und Faschismus kein Widerspruch bestehe und dass sie zugleich Nationalisten und Faschisten seien.