Schlafmangel bei Jugendlichen: Das stille Risiko für die kognitive Leistung

Bernd Müller
Mädchen mit Smartphone im Bett vor dem Schlafen

(Bild: F01 PHOTO / Shutterstock.com)

Neue Studie mit über 3.000 Teenagern belegt: Schon 15 Minuten weniger Schlaf beeinträchtigen Gehirnfunktion und Konzentration.

Eltern von Teenagern kennen das Problem: Die Kinder gehen immer später ins Bett, schlafen weniger und sind tagsüber oft müde und unkonzentriert. Doch wie wirkt sich das auf ihre geistige Entwicklung aus? Eine neue Studie liefert Antworten – und Anlass zur Sorge.

Große US-Studie untersucht Schlafverhalten von Teenagern

Forscher der Fudan-Universität in Shanghai und der Universität Cambridge haben Daten von über 3.200 Jugendlichen im Alter von 11 bis 12 Jahren aus der Adolescent Brain Cognitive Development (ABCD) Study analysiert. Diese Langzeitstudie ist die größte Untersuchung zu Gehirnentwicklung und Kindergesundheit in den USA.

Die Teilnehmer trugen Fitbits, um ihre Schlafgewohnheiten zu erfassen. Zudem unterzogen sie sich Gehirnscans und kognitiven Tests. Die Ergebnisse wurden in zwei weiteren Gruppen von 13- bis 14-Jährigen mit insgesamt rund 1.190 Teilnehmern überprüft.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden im Fachmagazin Cell Reports veröffentlicht.

Drei Gruppen mit unterschiedlichen Schlafmustern

Die Forscher teilten die Jugendlichen anhand ihrer Schlafgewohnheiten in drei Gruppen ein:

  • Gruppe 1 (39 % der Teilnehmer): durchschnittlich 7 Stunden und 10 Minuten Schlaf, spätestes Zubettgehen und Einschlafen, frühestes Aufwachen
  • Gruppe 2 (24 % der Teilnehmer): durchschnittlich 7 Stunden und 21 Minuten Schlaf, durchschnittliche Werte bei allen Schlafmerkmalen
  • Gruppe 3 (37 % der Teilnehmer): durchschnittlich 7 Stunden und 25 Minuten Schlaf, frühestes Zubettgehen und Einschlafen, niedrigste Herzfrequenzen im Schlaf

Mehr Schlaf, bessere Leistungen und Gehirnfunktionen

Obwohl sich die Gruppen in ihren schulischen Leistungen nicht signifikant unterschieden, schnitt Gruppe 3 bei kognitiven Tests zu Wortschatz, Lesen, Problemlösen und Konzentration am besten ab. Gruppe 2 folgte, während Gruppe 1 die schlechtesten Ergebnisse erzielte.

Auch bei Gehirnvolumen und -funktion zeigte Gruppe 3 die besten Werte, Gruppe 1 die schlechtesten. Professorin Barbara Sahakian von der Universität Cambridge betont:

Obwohl die Unterschiede in der Schlafdauer der einzelnen Gruppen mit etwas mehr als einer Viertelstunde zwischen den besten und den schlechtesten Schläfern relativ gering waren, konnten wir dennoch Unterschiede in der Gehirnstruktur und -aktivität sowie in der Leistungsfähigkeit bei den Aufgaben feststellen. Dies macht uns deutlich, wie wichtig ein guter Schlaf in dieser wichtigen Lebensphase ist.

Zu wenig Schlaf trotz guter Gewohnheiten

Überraschenderweise erreichte jedoch selbst Gruppe 3 nicht die von Experten empfohlene Schlafdauer von acht bis zehn Stunden für ihre Altersgruppe. Dr. Wei Cheng von der Fudan-Universität sagt dazu:

Angesichts der Bedeutung des Schlafs müssen wir nun untersuchen, warum manche Kinder später ins Bett gehen und weniger schlafen als andere. Liegt es beispielsweise daran, dass sie Videospiele spielen oder Smartphones nutzen, oder ist es einfach so, dass ihre innere Uhr ihnen erst später signalisiert, dass es Zeit zum Schlafen ist?

Was Eltern tun können

Für Eltern ist es wichtig, auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus ihrer Kinder zu achten. Professor Sahakian empfiehlt regelmäßige Bewegung, um den Schlaf zu fördern, und darauf zu verzichten, spätabends Handys oder Computer zu benutzen.

Auch Professor Colin Espie von der Universität Oxford betont gegenüber The Guardian die Bedeutung des Schlafs gerade in den Entwicklungsjahren:

Wie diese Studie zeigt, ist spätes Einschlafen und zu wenig Schlaf problematisch. Zweifellos wird dies an Schultagen noch verschärft, wenn junge Menschen relativ früh zur Schule aufstehen müssen und am Wochenende Versäumtes nachholen – ein Phänomen, das als sozialer Jetlag bekannt ist.

Er schlägt vor, mehr Wert auf Schlaf zu legen, indem man beispielsweise mehr Inhalte zur Schlafgesundheit in den Unterricht an weiterführenden Schulen aufnimmt.

Letztlich zeigt die Studie eindrücklich, wie wichtig ausreichend Schlaf gerade für Teenager ist. Eltern sollten daher auf gesunde Schlafgewohnheiten ihrer Kinder achten – auch wenn das in der Pubertät nicht immer leicht fällt.