Immunisierung mit Hindernissen
Start im Norden, Wiederöffnung in Berlin: Weitere Impfzentren nehmen Arbeit im Kampf gegen Coronavirus auf
Nach mehreren Tagen Unterbrechung sind am Montag in der Arena Berlin-Treptow wieder Impfungen gegen das Coronavirus durchgeführt worden. Eingeladen wurden zunächst Seniorinnen und Senioren ab 90 Jahren. Wer eine Einladung von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) bekommen und einen Termin vereinbart hat, kann kostenlos ein Taxi für die Hin- und Rückfahrt buchen.
In der Vorweihnachtswoche hatten rund 300 Bundeswehr-Soldaten schon einmal geübt, wie man in der Arena unter Einhaltung der Abstandsregeln mit Rollatoren vorankommt - nur die Kreislaufprobleme und Gelenkverschleißerscheinungen der Altersgruppe "90 plus" konnten sie schlecht simulieren. Die Bundeswehr soll bei der Impfkampagne bundesweit nach offiziellen Angaben sowohl organisatorisch und logistisch als auch mit medizinischem Fachpersonal aushelfen.
Der Projektleiter des Impfzentrums Berlin-Treptow, Detlef Cwojdzinski, rechnet hier in der ersten Januarwoche mit täglich 600 Impfungen, wie er am Montagmorgen dem rbb-Inforadio sagte. Sobald alle sechs Berliner Impfzentren geöffnet seien, könnten noch deutlich mehr Menschen pro Tag geimpft werden.
In Berlin, Baden-Württemberg und Bayern waren die ersten Impfzentren bereits zwischen den Feiertagen eröffnet worden. Das erste und größte Impfzentrum der Hauptstadt in Berlin-Treptow war aber über den Jahreswechsel bis einschließlich Sonntag geschlossen worden. Einerseits kam die nächste Impfstofflieferung später als erwartet, anderseits hieß es, die Terminbuchungen hätten sich ohnehin in Grenzen gehalten.
"Großer Kraftakt" in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein nahmen am Montag die ersten 15 von insgesamt 29 Impfzentren des Bundeslandes den Betrieb auf. Hier konnten sich zuerst Pflegekräfte und Menschen ab 80 Jahren einen Termin geben lassen. Landesgesundheitsminister Heiner Garg (FDP) sprach am Vormittag in Kiel von einem "großen Kraftakt". Dies sei der "Anfang vom Ende dieser Pandemie". Es gebe aber auch "die ein oder andere Hakelei", da manche Menschen enttäuscht seien, noch keinen Termin zu bekommen. Er hoffe, es gelinge, "zügig große Teile der Bevölkerung durchzuimpfen", so Garg.
Wer jünger als 60 Jahre ist, nicht im medizinischen Bereich arbeitet und keine Vorerkrankung hat, die das Sterberisiko im Fall einer Covid-19-Erkrankung erhöhen, bekommt den vorerst knappen Impfstoff vermutlich erst in mehreren Monaten angeboten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lässt derweil nach Medienberichten prüfen, ob der Abstand zwischen der ersten und der zweiten Impfdosis pro Person verlängert werden könnte, um schnell größere Teile der Bevölkerung zu immunisieren.
Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts solle dazu entsprechende Daten sichten und eine Empfehlung geben, wurde aus einem Papier des Ministeriums zitiert.Vergangene Woche hatten Spahn und der Impfstofflieferant Biontech ins Gespräch gebracht, aus einem Fläschchen sechs statt fünf Impfdosen zu ziehen. Freigegeben wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur zunächst nur fünf. Unabhängig davon gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse, ob Geimpfte,die die Krankheit symptomlos durchmachen, sie trotzdem übertragen können - beziehungsweise wie lange der Impfschutz dagegen hält.