Indien: David schlägt Goliath
Seite 2: Der Shutdown: Komplizierte Sache
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Die Nachricht einer Reisenden aus dem Bundesstaat Rajasthan zeigt dazu auf, wie kompliziert die Sache in Indien mit dem shutdown werden kann: Mit anderen ausländischen Touristen steht sie im Hotel unter Quarantäne. Meldungen ließen verlauten, dass ausländische Reisende in Indien am häufigsten mit dem Corona Virus getestet wurden.
Dass die 17,5 Millionen Auslandsinder mittlerweile die größte "ausländische" Besuchergruppe Indiens stellen, scheint sich noch nicht herum gesprochen zu haben. Jeden Tag kommt der Arzt nun ins Hotel und fragt, ob jemand Husten oder Fieber hat. Wenn alle verneint haben, ist die Untersuchung zu Ende.
Abends klettern die Touristen über zwei Mauern in den Garten eines geschlossenen Restaurants: Die einen sind dankbar für etwas zu essen, die anderen über ein paar Rupien. Viele ähnliche Meldungen aus Indien von Menschen, die ich einschätzen kann, verdeutlichen, dass es der indischen Regierung nicht am Willen fehlt, Maßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus durchzusetzen. Aber sie zeugen auch davon, dass die Theorie in der Praxis umgesetzt ein anderes Ergebnis ergibt als erhofft.
Indien ist nicht Deutschland, sondern ein Land, in dem das 21. Jahrhundert zusammen mit dem Mittelalter leben muss. Deswegen ist Deutschland auch der zweitgrößte Ledereinkäufer Indiens, weil hier noch (billig) umweltschädlich produziert wird wie im Mittelalter.
Dass auch die deutsche Pharmaindustrie im indischen Hyderabad produzieren lässt, unter katastrophalen Auswirkungen auf Mensch und Natur, darüber wurde im Dezember auf Telepolis berichtet. Auch warum die Pharmaindustrie beinahe mehr Geld in Werbung steckt als in Forschung (In Indien ist es fünf nach zwölf).
Ab Mitte April wird in diesem Teil der Erde die Hitze bis 50 Grad Celsius zurückkehren. Anschließend kommt der Monsun, der sich mit dem Klimawandel verändert hat: Mehr Regen in kürzerer Zeit. Zusammen mit den Zerstörungen der Feuchtgebiete durch die Immobilienbranche sind schwere Überschwemmungen in indischen Großstädten jetzt die Regel.
Es gibt nicht viele Gründe, die dafür sprechen, dass die Welt nach der Corona-Krise in diesem Teil der Erde eine bessere wird. Auch in Indien werden der Mittelstand und die Armen die größten Schwierigkeiten haben, wieder auf die Beine zu kommen. Das wird auch davon abhängen, wie groß das Chaos in Indien werden wird.
Doch zumindest ein David in Indien hat gezeigt, dass Goliath besiegt werden kann - und viele andere kämpfen unbemerkt. Doch das wird nicht reichen, wenn der Westen und seine Leitmedien nur radikal reagieren, wenn sie mal selbst betroffen sind, und dann noch glauben, alle anderen hätten auch "nur" das Corona-Problem.