Inflation und Intervention: Das finanzielle Risiko der USA im Ukraine-Krieg

(Bild: Federalreserve, Public domain, via Wikimedia Commons)

Finanzministerin Yellen erklärt, die USA könnten ohne Probleme zwei Kriege unterstützen. Sie beruft sich auf Wirtschaftsdaten. Doch eindeutig positiv sind sie nicht.

Die geopolitische Landschaft ist in Aufruhr, und die USA müssen nun in zwei Konflikten beweisen, dass sie die entscheidende Führungsmacht in der Welt sind. Inmitten wachsender globaler Spannungen betonte US-Finanzministerin Janet Yellen gegenüber Sky News, dass die USA es sich leisten könnten, Kriege an zwei Fronten zu unterstützen.

Damit unterstrich Yellen die Bereitschaft der US-Regierung, eine aktive Rolle in globalen Angelegenheiten zu spielen. Und sie drückte damit die politische Linie aus, die im Weißen Haus vorherrscht.

Diese hatte am Sonntag auch US-Präsident Joe Biden in einem Interview mit CBS News deutlich gemacht. Das Land habe die globale Reichweite und die militärischen Ressourcen, um den Gaza-Krieg und die Ukraine zu unterstützen. "Wir können uns um beide kümmern und gleichzeitig unsere internationale Verteidigung aufrechterhalten".

Wirtschaftliche Grundlage der amerikanischen Außenpolitik

Yellen begründete ihre Zuversicht mit den ökonomischen Daten. Wirtschaft und Staatsfinanzen seien in einer guten Verfassung, um die Interessen der USA im Ausland durchzusetzen.

Zu den möglichen Folgen des Krieges zwischen Israel und der Hamas sagte sie, es sei noch zu früh, um die wirtschaftlichen Auswirkungen abzuschätzen. Die Preise für Öl und Gas würden jedoch volatil bleiben.

Steigende Öl- und Gaspreise hatten im vergangenen Jahr auch die Lebenshaltungskosten in den westlichen Ländern in die Höhe getrieben. Yellen verwies nun aber darauf, dass sich die Inflation deutlich abgeschwächt habe.

Optimismus unter Ökonomen

Unterstützung erhält Yellen von den Ökonomen ihres Landes. Sie zeigten sich zuversichtlich, dass eine Rezession vermieden werden könne, heißt es im Wall Street Journal (WSJ). Hätten sie zuvor die Wahrscheinlichkeit einer Rezession auf 54 Prozent geschätzt, liege sie jetzt bei 48 Prozent.

Ein wesentlicher Aspekt dieser positiven Prognose ist die Erwartung, dass die Federal Reserve (Fed) den aktuellen Zinserhöhungszyklus abgeschlossen hat, nachdem die kurzfristigen Kreditkosten auf ein 22-Jahres-Hoch von 5,25 bis 5,5 Prozent gestiegen sind.

Dieser Schritt ist nach Ansicht der meisten Experten restriktiv genug, um die Inflation in den kommenden Jahren wieder auf das von der Fed angestrebte Niveau von 2 Prozent zurückzuführen. Derzeit liegt sie bei 3,7 Prozent.

Mögliche Stolpersteine für das Wirtschaftswachstum

Allerdings gibt es auch Bedenken hinsichtlich möglicher Gegenwinde, die das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr beeinträchtigen könnten. Erschöpfte Ersparnisse, strengere Kreditkonditionen und ein verlangsamtes Einkommenswachstum sind nur einige davon. Sie könnten sich negativ auf den Konsum auswirken, der ein wichtiger Motor für das Wirtschaftswachstum ist.

Die wirtschaftlichen Probleme könnten jedoch größer sein, als man annehmen möchte. Trotz hoher Zinsen, anhaltender Inflation und schwindender Ersparnisse aus der Zeit der Pandemie zeigen die amerikanischen Verbraucher eine bemerkenswerte Ausgabefreudigkeit. Das gibt Ökonomen Rätsel auf.

Die Konsumfreude könnte ein Zeichen für das Vertrauen der Verbraucher in die wirtschaftliche Erholung sein. Andererseits wird befürchtet, dass die Verbraucher ihre Ersparnisse überstrapazieren, was langfristig zu finanziellen Schwierigkeiten führen könnte.

Balanceakt der Fed und geopolitische Spannungen

Die US-Notenbank steht ebenfalls unter Druck, da sie ein Gleichgewicht zwischen der Stimulierung des Wirtschaftswachstums und der Bekämpfung der Inflation finden muss. Die derzeitige Strategie der Zinserhöhungen ist ein klassisches Instrument zur Inflationsbekämpfung, birgt aber die Gefahr, dass die Konsumausgaben und damit das Wirtschaftswachstum insgesamt gedämpft werden.

Geopolitische Spannungen könnten die Wirtschaft zusätzlich unter Druck setzen. Wenn sich der Krieg zwischen Israel und der Hamas zu einem Konflikt ausweitet, in dem Israel und der Iran einander mit Raketen beschießen, dann könnten die Ölpreise auf 150 US-Dollar je Barrel steigen. Daraus könnten wirtschaftliche Probleme entstehen, deren Ausmaß bislang nicht abzuschätzen sind.

Vor diesem Hintergrund können Yellens Worte auch als ein Versuch gewertet werden, die Verbündeten zu beruhigen – und die schiitischen Kräfte im Nahen Osten vor einer Eskalation zu warnen.

Die ukrainische Regierung zeigte sich in letzter Zeit nervös. Der ukrainische Finanzminister Serhiy Marchenko sprach gegenüber Reuters von der wachsenden Herausforderung, finanzielle Unterstützung zu sichern. Dabei spielt die wachsende Skepsis gegenüber der Ukraine-Hilfe eine Rolle, aber auch die Verlagerung der Aufmerksamkeit auf den Nahen Osten.

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