Internationale Energieagentur: Dieselpreis steigt mit Sanktionen gegen russisches Erdöl
Im kommenden Jahr steigt der Preis für Diesel und andere Ölprodukte. Gegen Russland gerichtete Sanktionen treffen auf eine angespannte Marktsituation. Wann die Preise voraussichtlich wieder sinken werden.
Die russische Ölproduktion wird im kommenden Jahr schrumpfen – davon geht die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem monatlichen Ölmarktbericht aus, der am Dienstag vorgestellt wurde. Der Grund für den Rückgang der russischen Produktion sind die Sanktionen, welche die G7-Staaten und die Europäische Union verhangen haben.
Moskau die Einnahmen entziehen zu wollen, werde die Unsicherheiten auf den Ölmärkten erhöhen, erklärte die in Paris ansässige Organisation. Der Druck auf die Preise, einschließlich für Diesel, werde zunehmen – und das werde wiederum die Inflation weiter anheizen und die Weltwirtschaft beeinträchtigen.
Die bevorstehenden EU-Embargos gegen russische Rohöl- und Ölproduktimporte und das Verbot von Seeverkehrsdienstleistungen werden die globalen Ölbilanzen und insbesondere die bereits außergewöhnlich angespannten Dieselmärkte weiter unter Druck setzen.
Internationale Energieagentur
Einer Preisobergrenze für russisches Rohöl steht die IEA nicht ablehnend gegenüber. Sie könnte dazu beitragen, heißt es in dem Bericht, die Spannungen zu mildern. Die wichtigste Voraussetzung dafür wäre sicherlich, dass die russische Seite sich dem Diktat der G7-Staaten beugen wird. Aber davon ist nach aktuellem Stand nicht auszugehen.
Die IEA betont entsprechend, dass noch eine Vielzahl von Unsicherheiten und logistischen Herausforderungen bestehen bleiben würden. Die "Bandbreite der Unsicherheiten war noch nie so groß".
Die Europäische Union verbietet ab dem 5. Dezember die Einfuhr von russischem Rohöl. Diesel und andere russische Ölprodukte dürfen dann ab dem 5. Februar nicht mehr in die EU eingeführt werden. Dadurch soll Russland für den Krieg in der Ukraine bestraft werden; ihm sollen Einnahmen entzogen werden.
Ergänzt werden die Maßnahmen der EU durch einen Plan der G7-Staaten: Schifffahrtsdienstleistern soll es nicht mehr erlaubt sein, bei der Ausfuhr von russischem Öl mitzuhelfen – es sei denn, das Rohöl wird unterhalb einer bestimmten Preisobergrenze verkauft. Auch dieser Plan soll am 5. Dezember in Kraft treten.
Für die EU bedeutet das: Sie muss auf anderen Märkten kaufen, die teilweise schon vor dem Krieg in der Ukraine defizitär waren.
Wenn das Rohöl- und das Produktembargo im Dezember bzw. Februar in vollem Umfang in Kraft treten, müssen weitere 1,1 Millionen Barrel pro Tag (bpd) an Rohöl und eine Million bpd an Diesel, Naphtha und Heizöl ersetzt werden.
Internationale Energieagentur
Die Konkurrenz auf den Weltmärkten für Ölprodukte wird damit zunehmen, denn die EU-Länder müssen künftig in den USA, dem Nahen Osten und in Indien mit anderen Käufern wetteifern und diese überbieten. Die Folge: Steigende Preise.
Verschärft wird das noch durch die ohnehin angespannten Dieselmärkte. Seit Beginn der Coronapandemie seien Raffinerien mit einer Kapazität von 3,5 Millionen bpd stillgelegt worden, heißt es in dem IEA-Bericht. Damit sei die Dieselproduktion um eine Million bpd netto zurückgegangen.
"Mit der Erholung nach der Pandemie im Jahr 2021 stieg die Nachfrage nach Diesel und Gasöl – den wichtigsten Motoren der Industrie und des Wirtschaftswachstums – sprunghaft an", erklärte die IEA. Geringere chinesische Ausfuhren hätten den Markt ebenfalls verknappt.
Mit einem Gegentrend wird wohl erst Ende 2023 zu rechnen sein. Denn bis Ende 2023 sollen weltweit neue Destillationskapazitäten in einem Umfang von 2,7 Millionen bpd netto in Betrieb gehen. Diese könnten die geringeren Exporte aus Russland nach dem Embargo ausgleichen.
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