Israel: Ukraine-Krieg ist nicht gleich Holocaust

Seite 2: Neftali Bennett: Holocaust-Vergleich ist unangebracht

Bei der Ynet-Konferenz sagte Bennett, er verstehe, dass Selenskyj als Präsident "um das Überleben seines Landes kämpft". Dennoch halte er den Vergleich des russischen Angriffs mit dem Holocaust für unangebracht.

Auch in Deutschland waren Holocaust-Vergleiche in den vergangenen Wochen wiederholt getätigt worden. Auf Demonstrationen wird Russlands Staatschef Putin gemeinhin mit dem deutschen Diktator Adolf Hitler verglichen. Auch Anklagen eines "Überfalls auf die Ukraine" oder eines "Vernichtungskrieges" übernehmen Termini, die bislang nur im Kontext der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs durch das Hitler-Regime Verwendung gefunden haben.

Selbst wenn die Demonstranten, oft ukrainische Opfer der russischen Invasion, mit dem Holocaust-Verweis ihrer Wut über den russischen Angriff Ausdruck verleihen wollen, haben solchen Vergleiche in anderen Fällen bislang zu empörten und teilweise staatsanwaltschaftlichen Reaktionen geführt.

Schon 2014 hatte der Deutschlandfunk die Entwicklung kritisiert und angemerkt: "Hitlers Menschheitsverbrechen geraten zum Detail, wenn sie zur kleinen Münze im politischen Streit verkommen."

Eine Einordnung der Debatte nahm die Antisemitismusbeauftragte der Europäischen Union vor, die Slawistin Katharina von Schnurbein. Bei einem Besuch in Israel wies sie die russische Darstellung einer "Entnazifizierung" der Ukraine als inakzeptabel und "gefährlich" zurück.

Die Verwendung des Begriffes "Völkermord" durch die Ukraine zur Beschreibung des Krieges sei aber ebenfalls problematisch. Beides relativiere die jeweiligen Verbrechen.