Seite 2: Der Westen muss seinen Kurs ändern

Und drittens steht der westliche Stellvertreterkrieg, zu dem sich der Ukraine-Krieg entwickelt hat, vor dem Kollaps. Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, erklärte Anfang November in einem Interview mit dem Economist, der Krieg sei in eine "Pattsituation" geraten. Ein "tiefer und wünschenswerter Durchbruch" könne nicht erwartet werden.

US-Militärexperten gehen noch weiter: Der Ukraine könnte angesichts des Ressourcen- und Rekrutierungsmangels schon bald der Zusammenbruch, die Kapitulation drohen.

Wie verzweifelt die Lage ist, zeigt sich auch daran, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj heute in einer als geheim eingestuften Videoschalte den US-Senatoren ins Gewissen reden will. Denn unsicher ist, ob der US-Kongress der Anfrage der Biden-Regierung folgen wird, rund 106 Milliarden Dollar vor allem für die Kriege in der Ukraine und Israels zu bewilligen.

Zahlreiche Republikaner im Repräsentantenhaus und Senat zeigen sich skeptisch und zögerlich, während sie die Dimension der Hilfen infrage stellen.

Wenn es aber kein neues Geld geben sollte, könnte der Waffenfluss an die Ukraine versiegen. Noch bis Ende des Jahres reiche die Finanzierung aus, heißt es.

Immer mehr Waffen, immer mehr Sanktionen, immer stärkeres Isolieren in Bezug auf Russland scheinen offensichtlich nicht zu funktionieren, um den Ukraine-Krieg zu befrieden. Das wird sich auch in der Zukunft nicht ändern. Im Gegenteil.

Daher ist es höchste Zeit, dass der Westen seinen Kurs ändert und andere Wege sucht. Die Stimmen werden immer lauter, die fordern, dass vor allem die USA beginnen, mit Russland und der Ukraine zu sprechen, um eine Lösung am Verhandlungstisch auszuloten und zu finden.

Geheime Gespräche zwischen den Kriegsparteien finden bereits statt. Aber ohne die aktive Unterstützung der Biden-Regierung wird es nicht gehen.