Italien: Demonstrationen gegen den Krieg in der Ukraine

Das Motto lautete "Nein zum Krieg in der Ukraine". Forderungen haben ein breites Spektrum. Hafenarbeiter demonstrierten gegen Kriegswirtschaft. Berlusconi kritisiert Selenskyj. Eine Frage bleibt offen.

Es war im Februar 2022, als die russischen Truppen die Ukraine militärisch angegriffen. Diese Entscheidung Putins erschütterte die ganze Welt und sorgte für Empörung.

Und während die Bomben fielen und viele Ukrainer und Ukrainerinnen versuchten, aus dem Land zu fliehen, startete am 4. April 2022 in Italien die berühmte TV-Serie "Diener des Volkes", in der Wolodymyr Selenskyj die Rolle des ukrainischen Präsidenten spielt.

"Italien lehnt den Krieg ab"

Am vergangenen Wochenende gab es in ganz Italien Demonstrationen. Das Motto lautete: "Nein zum Krieg in der Ukraine!" Die Menschen demonstrierten in Bozen, Verona, Mailand, Turin, Triest, Udine, Bologna, Rom, Neapel, Trapani, Cagliari und in vielen anderen Städten Italiens.

"Italien lehnt den Krieg ab" oder "Putin ist eine Bedrohung für die Welt" lauteten die Parolen. Junge Menschen, ältere Menschen, die Gewerkschaften, Fridays for Future und viele Vertreter der italienischen Linken brachten ihre Verbundenheit mit dem ukrainischen Volk zum Ausdruck.

Nach Angaben der Organisatoren waren allein in Mailand 30.000 Demonstranten anwesend. Man demonstrierte aber auch gegen die Atombombe und gegen alle Formen der Gewalt und des Terrorismus. In Udine demonstrierten etwa 500 Menschen vor dem Gebäude der Präfektur. In Florenz demonstrierten Hunderte von Menschen für den Frieden.

Auch in Neapel standen CGIL und CISL (die beiden größten italienischen Gewerkschaften) geschlossen auf und verkündeten die Botschaft, dass die Ukraine wieder frei sein muss. In Trapani, Sizilien, gab es am vergangenen Sonntag eine Demonstration.

Der Bürgermeister von Trapani, rief die am vergangenen Sonntag die Bürger auf, sich vor dem Gebäude der Präfektur zu versammeln, um sich gegen die russische Invasion auszusprechen. In Sardinien zogen mehr als 2.500 Menschen durch das Zentrum von Cagliari, um ebenfalls gegen den Krieg zu demonstrieren.

Hafenarbeiter und Gewerkschaften kritisieren EU und Nato

Kurzum, in mehr als hundert italienischen Städten gingen die Menschen auf die Straße, um gegen diesen Krieg und für den Frieden zu demonstrieren. Aber es gab auch Demonstranten, die wie in Genua auf die Straße gegangen sind, um einem Aufruf der Gewerkschaft USB folgend gegen "Kriegswirtschaft und hohe Lebenshaltungskosten" zu protestieren.

Bei der Demonstration in der Hafenstadt, an der zwischen 5.000 und 10.000 Menschen teilnahmen, wurde auch die Rolle der Nato und der EU kritisiert. Auch ein Politiker der Fünf-Sterne-Bewegung, Stefano Giordano, war präsent und versuchte seine Position für den Frieden als Alternative zur Regierung Meloni zu präsentieren: (…) wirklich über Frieden sprechen und nicht über die Entsendung weiterer Waffen, um den Konflikt zu verschärfen".

Zu hören sind auf Demonstrationen auch Rufe, die fordern, dass Italien aus der Nato austreten müsse und dass die Waffenlieferungen an die Ukraine sofort gestoppt werden müssen.

Berlusconi stößt Regierung vor den Kopf

Dieser Meinung ist zum Beispiel auch Silvio Berlusconi, der sich vor wenigen Tagen vor laufender Kamera so äußerte:

Wäre ich Premierminister gewesen, wäre ich niemals nach Kiew gefahren, um mit Selenskyj zu sprechen. Wir sind Zeugen der Verwüstung seines Landes und des Gemetzels an Soldaten und Zivilisten. Er hätte nur die Angriffe auf die beiden autonomen Republiken des Donbass einstellen müssen, dann wäre das alles nicht passiert. Daher beurteile ich das Verhalten dieses Herrn sehr, sehr negativ.

Silvio Berlusconi

Laut Berlusconi soll der einzige Weg zum Frieden über den US-amerikanischen Präsidenten gehen, der sich mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj einigen müsste, indem er ihm nicht Waffen, sondern eine Art Marshall-Plan anbietet, d. h. die für den Wiederaufbau der Ukraine erforderliche Hilfe unter der Bedingung, dass Zelensky einen sofortigen Waffenstillstand anordnet.

Mit diesen Worten kritisierte Berlusconi die Reise von Giorgia Meloni nach Kiew. Die Reaktionen innerhalb der italienischen Regierung: Erstaunen und peinliches Berührtsein. Anfang Mai letzten Jahres hatte der Papst eine ähnliche Äußerung von sich gegeben: "Das Bellen der Nato hat dem russischen Zorn Vorschub geleistet."

Die Frage, die offen bleibt, ist immer dieselbe: Kann Frieden mit Waffen erreicht werden?