KI in der Kunst: Innovation oder das Ende der Originalität?
DALL-E, Midjourney & Co. verändern Kunst und Akzeptanz von KI-Bildern. Doch sind sie Muse oder Mechanik? Und warum sie Künstler nicht ersetzen können.
In der Welt der Kreativen gibt es ein Analogon zur berühmten Frage nach Henne und Ei – Inspiration oder Kopie? In diesem Zusammenhang kursiert ein, offenbar von Steve Jobs fälschlich Pablo Picasso zugeschriebenes Zitat:
Gute Künstler kopieren, große Künstler stehlen.
Tatsächlich finden sich kaum Kreative, die nicht darauf verweisen, wie sehr sie das Œuvre anderer Künstler zumindest bei der eigenen Herangehensweise an schöpferische Aufgaben auf die eine oder andere Art und Weise beeinflusst hat.
Vier Millionen visuelle Kunstwerke auf Internetplattform ausgewertet
In Boston haben sich nun die beiden Universitätsprofessoren Dokyun (DK) Lee und Eric Zhou damit beschäftigt, ob auch die KI als Inspiration dienen kann. Sie veröffentlichten Anfang März eine Studie, "Generative künstliche Intelligenz, menschliche Kreativität und Kunst", für die sie mit statistischen Modellen überprüften, wie sich die Inspiration durch Text-zu-Bild-Generatoren in bildlichen Werken von Künstlern manifestiert.
Wenig überraschend kamen sie zum Schluss, dass die Verwendung von KI durch Künstler Auswirkungen auf die Akzeptanz der Werke hat. Wenig überraschend, weil die KI-Generatoren mit einer Vielzahl von Werken trainiert werden und somit bei "eigenen" Werken schlicht den Durchschnitt ihrer Trainingsdaten, vulgo den "Mainstream" präsentieren.
"KI macht Künstlerschaft deutlich produktiver" heißt es in einem einschlägigen Pressetext zur Studie. Eine Schlagzeile, deren Aussage nicht mit dem Ergebnis der Studie korreliert.
Die Forscher untersuchten für ihre Studie knapp vier Millionen digitale Werke von rund 53.000 Kreativen auf einer Internetplattform. Sie sehen einen Zusammenhang zwischen einer Steigerung von 50 Prozent der Akzeptanz der Werke durch Dritte ("Favoriten") und der Anwendung beziehungsweise Inspiration der jeweiligen Kreativen durch KI-Tools.
Gemäß den Kriterien von DK Lee und Eric Zhou seien die Anwender von KI um 25 Prozent kreativer als die Vergleichspersonen, die auf KI verzichten.
Mehr "Likes" aber weniger neue Kreationen
Die Professoren versuchten in ihrer Studie auch zu erfassen, wie viel neue schöpferische Variationen der Einsatz der KI den Anwendern liefert. Hier entdeckten sie, dass die Innovationen im Werk mit längerer Anwendung von KI abnehmen.
Die Werke werden immer ähnlicher, wirklich neue Ideen liefern nur Kreative, die entweder auf die KI verzichten, oder aber ein Gleichgewicht zwischen der Inspiration durch die KI und der Entwicklung ihrer eigenen Kreativität finden.
Unabhängig vom Wahrheitsgehalt des Picasso zugeschriebenen Zitats, kommt es bei Inspirationen, Kopien oder dem Ideendiebstahl auch darauf an, welche Vorlagen zur Verbesserung der eigenen Kreativität eingesetzt werden. Hier vermag die KI zunächst mehr Akzeptanz durch die Masse der Betrachter liefern, auf lange Sicht werden die Werke jedoch langweiliger.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.