Keine Zeit für Pazifisten
Seite 5: Kein Platz für "echten" Pazifismus: Gewalt gehört zum guten Ton
- Keine Zeit für Pazifisten
- Zweifelhaftes Lob des Pazifismus
- "Fundamental-Pazifismus": Unterlassene Hilfeleistung!
- "Realer Pazifismus": Mit Gewalt Verhandlungen erzwingen
- Kein Platz für "echten" Pazifismus: Gewalt gehört zum guten Ton
- Auf einer Seite lesen
Was aber würde ein echter Pazifist sagen, der die Zeichen der Zeit einfach nicht erkennen will? Ein solcher Mensch lehnt bekanntlich Krieg als Mittel der staatlichen Auseinandersetzung ab, fordert den Verzicht auf Rüstung und militärische Ausbildung.
Er verweist auf das unendliche Leid und die Zerstörung, die mit Krieg einhergehen. Das muss nicht sein, lautet das Credo. Die Staaten können doch friedlich Konflikte lösen. Und wenn sie kein Militär hätten, was bliebe ihnen anderes übrig?
Ein solcher Standpunkt muss sich eine ganze Menge wegdenken. Er muss nicht wissen, was Staaten auf der Welt treiben, welcher Art die Konflikte sind, die sie immerzu gegeneinander aufbringen.
Er muss nicht so schnöde Begriffe kennen wie "Konkurrenz" um Märkte und Einflusssphären und wie das zu wechselseitigen Erpressungen bis zu Androhungen und Anwendungen von Gewalt führt.
Er muss keinen Zweifel gegenüber einem Zustand namens "Frieden" hegen, in dem die Staaten ihre Völker für ihre Zwecke herrichten, benutzen und aufeinanderhetzen, wenn es opportun erscheint.
Er muss nicht bemerken, dass Staaten sich im Frieden auf Krieg vorbereiten, weil zur Erhaltung des Friedens, wie sie sich ihn vorstellen, öfter Krieg nötig ist. Das sind dann die bekannten friedenserhaltenden, -sichernden oder -schaffenden Maßnahmen. Und für alle diese Fälle und Phänomene benötigt nun einmal jeder Staat, der etwas auf sich hält in der Welt, ein ordentliches Militär.
Insofern liegt dieser "Fundamental-Pazifismus" tatsächlich fern der Realität. Er kümmert sich nicht um die gegensätzlichen Interessen und ihre Verfechter, die Staaten. Eine Kritik an der Herrschaft, der er untersteht, fällt ihm nur hinsichtlich der Gewalt ein: Bitte lassen, muss doch nicht sein! Ansonsten weiß er schon, wo sein "Vaterland" ist.
Entsprechend national gerät seine Perspektive. "Sein" Deutschland gilt es zu unterstützen, damit "wir" in der Welt für das Gute sorgen. Dabei gibt er den Mahner – ohne den Einsatz von Militär wäre das Bild des guten Deutschlands erst so richtig rund!
Kein Wunder, dass diese Pazifisten derzeit hier keine Konjunktur haben: Denn zum guten Deutschland gehört es gerade, in einem Krieg eine Seite mit allen Gewaltmitteln zu unterstützen. Aber theoretisch darf man ihren Standpunkt gern aufwerfen. Um ihn dann umso heftiger auf den Schutthaufen der Geschichte zu schmeißen.