Klitschko-Villa und "Monaco-Batallion": Sind im Ukraine-Krieg wirklich alle gleich?
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Klitschko-Söhne ziehen wohl in Hamburger Villa. An der Riviera tummeln sich ukrainische Oligarchenfamilien. Über die Flucht der Reichen vor dem Wehrdienst.
Wie die Berliner Zeitung am Montag meldet, hat der Kiewer Bürgermeister und Ex-Boxprofi Vitali Klitschko eine Villa im gut betuchten Elbvorort Hamburg-Othmarschen erhalten. Das Anwesen mit einer Fläche von 750 Quadratmetern soll umgerechnet 5,5 Millionen Euro wert sein.
Das jedenfalls berichtet die Ukrajinska Prawda unter Berufung auf das ukrainische Melderegister. Es soll sich bei dem Anwesen um eine nicht-monetäre Schuldenbegleichung handeln, die im Rahmen von Klitschkos in den USA registriertem Unternehmen Maximum I LLC stattgefunden hat.
Die Villa überschrieb Klitschko seiner ehemaligen Frau Natalia Jegorowa im Zuge einer Vermögensteilung. Die wiederum gab ihm dafür ein Haus in Ljutisch nahe Kiew und einen Land Rover Discovery 3.0. Zudem soll Vitali von seinem Bruder Wladimir Klitschko umgerechnet 160.000 Euro erhalten haben.
Unmut über Ungleichheit
Die Berliner Zeitung stellt fest, dass das "Klitschko-Anwesen in keinerlei Konflikt mit dem ukrainischen Gesetz" stehe, also nicht zurückzuführen ist auf die in der Ukraine weiter grassierende Korruption und Bereicherung. Aber in den Kommentaren unter dem Bericht würden User sich darüber beschweren, dass, während Klitschko sich eine Villa im wohlbehüteten Deutschland sichert, "Soldaten an der Front sterben" und bei der Armee das Geld fehlt.
Anders als bei der Fake-Meldung, nach der der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen Eltern ein Anwesen in den USA im Wert von acht Millionen Dollar gekauft haben soll, ist diese Geschichte wohl korrekt, auch wenn Klitschko selbst sie bisher nicht bestätigt hat.
Der Villa-Deal des in Deutschland populären Boxweltmeisters wäre an sich nicht weiter erwähnenswert. Es ist ja fast schon eine historische Konstante moderner Kriege, dass die, die Soldaten kämpfen und sterben lassen, Kriege politisch unterstützen oder von ihnen profitieren, nicht unbedingt diejenigen sind, die selber an die Front gehen oder ihre Söhne und Töchter dorthin schicken müssen.
Der Klassen-Krieg
Das führt immer wieder zu Unmut. In Russland war es der Anführer der privaten russischen Milizgruppe "Wagner", Jewgeni Prigoschin (er verstarb bei einem Flugzeugabsturz nach einem missglückten Aufstand), der der russischen Elite um Putin vorwarf, die einfachen Leute im Ukraine-Krieg zu verheizen, während die Söhne der Reichen und Mächtigen es sich an Stränden gut gehen ließen.
Auch in den USA sind es insbesondere Menschen aus den ärmeren Schichten, die in der Armee an vorderster Front kämpfen müssen, da für sie oft nur der Militärdienst übrigbleibt, um ihre Familien über die Runden zu bringen.
Aber noch etwas anderes ist im Fall von Vitali Klitschko nicht gerade Ausdruck militärischen Patriotismus, wenn auch menschlich verständlich. So siedelte seine damalige Frau Natalia Klitschko unmittelbar nach dem russischen Einmarsch und der ukrainischen Mobilisierung im Februar 2022 nach Hamburg über. Sie nahm die beiden gemeinsamen Söhne (* 2000, * 2005) mit. Später gab das Paar seine Trennung bekannt.
Die Klitschko-Söhne
Die beiden Klitschko-Söhne sind heute beide im wehrfähigen Alter (einer war es schon vor der Ausreise), das heißt zwischen 18 und 60 Jahren. In Deutschland sind es insgesamt 200.000, die von der ukrainischen Regierung aufgefordert werden, zurückzukehren. In der ganzen EU sind es rund 650.000 Männer.
Währenddessen steckt die Ukraine in einer tiefen Nachschubkrise, ihr gehen die Soldaten im Krieg gegen Russland aus. Die Rekrutierungsmaßnahmen werden deswegen immer unerbittlicher.
Wenn sich vor diesem Hintergrund dann noch zeigt, dass Reiche und Mächtige eine andere Behandlung erfahren und sich dem Krieg entziehen können, kann das das Vertrauen der ukrainischen Bevölkerung in den Staat und die Regierung im Krieg erodieren lassen.