Kriegsführung: Gamechanger Geran-2-Drohne – ein strategisches Problem für die Ukraine

Seite 2: Geran-2: Einsatz und Einschätzung

Die Geran-2 wird im Moment gegen stationäre Ziele eingesetzt. Sie verfolgt gewöhnlich eine vorher einprogrammierte Flugroute bis zum Ziel. Mithilfe Künstlicher Intelligenz könnte die Drohne in die Lage versetzt werden, eigenständig Ziele zu bestimmen und sich in einem Schwarm fliegend selbst zu koordinieren.

Ein Schritt in diese Richtung sehen wir vermutlich schon bei einer anderen russischen Drohne, der Lancet. Ihre Reichweite konnte in ihrer neuesten Iteration auf über 80 Kilometer verdoppelt werden.

Außerdem wurde wahrscheinlich ein Selbststeuerungsmechanismus aufgespielt. Dieser ermöglicht der Lancet, zumindest den Endanflug auf das Ziel selbstständig auszuführen.

Hergestellt wird die Geran-2 in der russischen Sonderwirtschaftszone Alabuga. Aktuell werden dort in zwei neu gebauten Fabrikhallen hauptsächlich im Iran und Syrien hergestellte Teile zusammenmontiert.

Allerdings scheint der Drohnen-Rumpf und einige andere Teile bereits jetzt aus Russland zu stammen. Ab Februar nächsten Jahres sollen dann mit überwiegend russischen Komponenten bis zum August 2024 über 4.000 Geran-2 hergestellt werden, also knapp 20 Drohnen pro Tag. Laut des Long War Journal scheint man aber in einigen Bereichen nicht im Zeitplan zu sein.

Bewertung

Strategische Dronen wie die Geran-2 stellen die Ukraine vor ein großes Problem: Können sie wie geplant massenhaft produziert und eingesetzt werden, erschöpfen die billigen Drohnen die teure und schwer zu ersetzenden Mittel der ukrainischen Flugabwehr. Der Abschuss kommt die Ukraine wohl in der Regel teurer, als für Russland die Produktion der Einweg-Drohne.

Sollten die ukrainischen Zahlen stimmen, dass um die 75 Prozent aller Geran-2 abgeschossen werden können, kommen so immer noch 25 Prozent der Drohnen an ihr Ziel und richten verheerenden Schaden vornehmlich an der ukrainischen Infrastruktur an.

Ein massenhafter Einsatz der Geran-2 kann im Abnutzungskrieg gegen Russland für die Ukraine ein wirtschaftliches Ausbluten bedeuten. Egal, ob die Drohne also abgeschossen wird oder nicht: Mit der jetzigen, kostspieligen Architektur der Flugabwehr behält Russland im Drohnen-Krieg die Oberhand.

Auch die Ukraine hat die Möglichkeiten erkannt, die strategischen Drohnen bieten und hat deshalb laut der Ukrainska Pravda die Massenproduktion dieser Waffengattung gestartet. Ob die Ukraine allerdings unter Kriegsbedingungen und russischer Luftherrschaft eine Massenproduktion bewerkstelligen kann, bleibt abzuwarten.