Kursk-Vorstoß: Die Ukraine pokert hoch, der Einsatz ist ihr Untergang
Ukrainische Offensive zwischen Anerkennung und Angst vor Moskaus Reaktion. Experten äußern sich verhalten. Wie die Perspektive aussieht.
Internationale Experten schauen mit Sorge auf den Vorstoß ukrainischer Truppen nach Russland. Während einige Beobachter positiv gestimmt sind und den Mut Kiews hervorheben, warnt der Russland-Experte Alexander Dubowy in Der Berliner Zeitung vor voreiligen Schlüssen. Auch im Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte sich ein Militärfachmann kritisch geäußert.
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Offensive setzt Moskau unter Druck
Die Ukraine hat mit einer Offensive auf russischem Territorium Moskau unter Druck gesetzt. Als Reaktion darauf mussten Zehntausende Menschen aus dem Gebiet Kursk fliehen, wie auch Telepolis berichtete.
Der geschäftsführende Gouverneur Alexej Smirnow sprach von einer schwierigen Situation aufgrund von Raketen-, Drohnen- und Artilleriebeschuss. Das Verteidigungsministerium Russlands berichtete von zusätzlichen Truppenverstärkungen, um die ukrainischen Kräfte zurückzudrängen. Auf diese Reaktion warten derzeit internationale Beobachter; die Menschen in der Ukraine bangen davor.
Evakuierungen und Luftalarm
Nach Angaben des russischen Zivilschutzministeriums wurden etwa 76.000 Menschen evakuiert. Videos aus der Region zeigen Luftalarme und eine allgemeine Unübersichtlichkeit. Die Behörden mahnen zur Ruhe und warnen vor Panik.
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Nach Angaben ukrainischer Medien heulten am Sonntagabend die Luftschutzsirenen in der Hauptstadt Kiew und in anderen Regionen der Ukraine auf. Von dort sowie aus der nordöstlichen Region Sumy und in der Schwarzmeerregion Odessa wurden Explosionen registriert.
Ukrainisches Sumy unter Beschuss
Die Militärverwaltung von Sumy teilte am Sonntag mit, dass russische Einheiten Luft-Boden-Raketen abgefeuert hätten, die Infrastruktureinrichtungen in der Region getroffen hätten. Einzelheiten zu den Zielen wurden nicht sofort bekannt gegeben.
Feindliche Kräfte haben heute, am 11. August, einen Luft-Boden-Raketenangriff auf Infrastruktureinrichtungen im Bezirk Sumy durchgeführt. (…)Die Einsatzkräfte wurden zum Ort des Angriffs entsandt. Die Reparaturarbeiten sind im Gange. (…)Das volle Ausmaß der Auswirkungen des Angriffs muss noch bestätigt werden.
Expertenmeinung und Kriegsfortschritt
Das US-amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW) berichtet von einer Verlangsamung des ukrainischen Vormarsches, aber auch von gehaltenen oder sogar ausgebauten Stellungen nahe der Grenze. Dies basiert auf Angaben von russischen Militärbloggern und der Auswertung von Geodaten veröffentlichter Videos.
Russische Angriffe
Trotz der eigenen Gefechte auf russischem Boden setzt Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine fort. Präsident Selenskyj verurteilte einen jüngsten Luftangriff nahe Kiew, der Tote forderte und möglicherweise mit einer nordkoreanischen Rakete durchgeführt wurde.
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Er betonte die Notwendigkeit einer umfassenden Flugabwehr und stärkerer Entscheidungen seitens der Partnerländer.
Skepsis über die Kursk-Offensive
Dubowy äußert sich skeptisch über die Sinnhaftigkeit der Kursk-Offensive. Er sieht die aktuellen Aktionen der Ukraine als ein riskantes Spiel, in dem viel schiefgehen könnte. Zudem weist er darauf hin, dass die ukrainischen Truppen an anderen Frontabschnitten Erschöpfungserscheinungen zeigen. Vor den US-Präsidentschaftswahlen erwartet er keine Verhandlungen und betont die Wichtigkeit, die eroberten Gebiete langfristig zu halten.
Die Lage wird durch die zunehmenden Elemente der Informationskriegsführung unübersichtlicher. Die strategischen Zielsetzungen der Ukraine bleiben nach wie vor unklar. Im Wesentlichen geht die Ukraine aktuell dazu über, die Eroberungen abzusichern und die Artillerie nachzuziehen. Sobald dies erfolgt ist, wird man wieder weiter vorrücken wollen. Möglicherweise erfolgen auch Bodenoperationen in den Regionen Belgorod und Brjansk. Luft- und Artillerieangriffe gibt es bereits. Allerdings sind derartige Angriffe aufwendig und personell sehr kostspielig.
Alexander Dubowy
Skepsis im Spiegel
Gegenüber dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel äußerte sich der Sicherheitsexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations (ECFR) zurückhaltend zum militärischen Vorstoß der Ukraine auf russisches Territorium.
Laut Gressel könnte die Ukraine ein Gebiet zwischen den Ortschaften Sudscha, Malaja Loknja und Nowoiwanowka kontrollieren. Der Grenzübertritt sei den drei beteiligten ukrainischen Brigaden ohne größeren Widerstand gelungen, da die russischen Grenzschutztruppen des FSB nicht für eine Verteidigung in diesem Ausmaß ausgerüstet seien und Russland an dieser Stelle überwiegend Wehrpflichtige stationiert habe.
Ukraine festgefahren
Laut Gressel könnte das neu aufgestellte 44. Armeekorps Russlands mit etwa 7.000 Mann aus der Region Kursk in den kommenden Auseinandersetzungen eine Rolle spielen, da davon auszugehen sei, dass Russland nun Truppen dorthin verlegen werde.
Wichtig vor allem: Gressel weist darauf hin, dass die Ukraine trotz der Geländegewinne diesen Vormarsch militärisch wohl nicht dauerhaft wird halten können. Die ukrainischen Streitkräfte seien der russischen Armee an Personal und Munition unterlegen und die Offensive im Donbass setze die ukrainischen Truppen weiter unter Druck.