Lagebericht aus Israel: "Wir sind im Krieg"
Seite 2: Keine Chance mehr für Zwei-Staaten-Lösung
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Beim Namen Mosche Dajan, dem damals einflussreichen General und Politiker, schüttelt er nur verächtlich den Kopf. Und er gab die Warnung mit, man müsse in Deutschland mit Einwanderern aus arabischen Ländern vorsichtig sein. So denken offenbar viele. Und das, obwohl sich die hippe und bei Europäern beliebte Hauptstadt Tel Aviv vom Rest Israels unterscheidet wie New York von Ohio.
Am Donnerstag machte der arabische Inhaber einer Pizzeria in Huwara im Westjordanland, das von den meisten Israelis Judäa und Samaria genannt wird, Werbung mit dem Bild einer jüdischen Geisel der Hamas.
Binnen kurzer Zeit versammelte sich eine wütende Menge, und das Militär demolierte das Gebäude mit einem Bulldozer.
Der Verkäufer eines "Spätis" in Jerusalem, ein sehr junger Mann mit Kippa, erklärte, es gebe keine palästinensische Nation, und die Israelis seien auch Palästinenser. Niemand gibt der Zwei-Staaten-Lösung mehr eine Chance. Das Thema ist durch.
Das wirkt sich auch innenpolitisch aus. Schon bei den letzten Wahlen wurden Parteien, deren Programme dem der deutschen Grünen ähneln – wie die Ale Jarok ("Grünes Blatt") – zur bedeutungslosen Politsekte herabgestuft.
Es herrscht eine grimmige Entschlossenheit, die sogar die Ultraorthodoxen teilen, die vom säkularen Staat Israel rein gar nichts halten. In der landwirtschaftlichen Genossenschaft Beit Halkiya in der Nähe des Luftwaffenstützpunkts Tel Nof, in der streng religiöse Juden leben, wurde eine Lichtshow installiert. Die Piloten der abhebenden Maschinen sehen in riesige Leuchtbuchstaben die Worte "Toda raba" (Vielen Dank).
Yaron Burgin, der Jura und Ökonomie an der Hebräischen Universität in Jerusalem studiert, ist ein Globetrotter, die die ganz Welt gesehen hat. "Ein Problem, was man für Jahre ignoriert, wird nur größer", sagt er: "Das haben wir getan, und jetzt muss es gelöst werden."
Wie aber soll das aussehen? Jeder erwartet, dass die Hamas und ihre Sympathisanten vernichtet werden, und zwar im Sinne des Wortes.
Die Umfragewerte für Netanjahu sind abgestürzt, weil die Menschen ihn dafür verantwortlich machen, dass das größte Morden an Juden seit dem Holocaust geschehen konnte.
Es könnte sein, dass ihm das gleiche Schicksal droht wie der Ministerpräsidentin Golda Meir, die bei den Wahlen nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973 abgestraft wurde, weil sie die Warnungen vor einem arabischen Angriff nicht ernst genug genommen hatte und die wenig später zurücktrat.
Die "liberalen" Israels unterscheiden zwischen der bewaffneten Organisationen Hamas und der Fatah, die im Westjordanland "regiert." Yaron Burgin sagt: "Die Fatah ist keine Terrorgruppe, sondern eine politische Organisation."
Gaza sei aber immer schon etwas Besonderes gewesen. "Auch die Ägypter wollen damit nichts zu tun haben." Man müsse letztlich eine Lösung finden, man könne die Araber in Israel nicht ignorieren. Aber was genau diese Lösung sein könnte, darüber will sich zurzeit niemand Gedanken machen. Man hört auch keine Kritik an Verteidigungsminister Yoav Galant, der sagte: "Wir kämpfen gegen menschliche Tiere, und entsprechend handeln wir."
In Israel wird weniger darüber diskutiert, wer was wie sagen "darf" als in Deutschland. "Die Tore der Hölle haben sich geöffnet", sagte ein israelischer Soldat aus einer Sondereinheit auf Arabisch: "Das ist keine Drohung, sondern eine Tatsache."
Was folgt jetzt? Einige Ex-Militärs und Geheimdienstler haben sich schon konkret geäußert, wie Israel vorgehen könnte. Amos Yadlin, der ehemalige Chef des israelischen Militärgeheimdienstes, sagte in einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt:
Am Ende ist es uns egal, wer Gaza kontrolliert. Entscheidend ist, dass wir anders als in den vergangenen 15 Jahren niemandem mehr erlauben werden, dort militärische Kräfte aufzubauen. Ich denke, es wird eine viel breitere Grenze zwischen Israel und Gaza geben, die schwieriger zu überschreiten ist.
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