Leben im Klimawandel: Die Zukunft muss nicht trostlos und ohne Freude sein

Seite 2: Wann würde CO2-Reduktion wirklich funktionieren?

Dabei muss ein Zweites bedacht werden: Maßnahmen zur CO2-Reduktion werden überhaupt nur wirksam sein, wenn die ganze Menschheit mitmacht. Das bedeutet nicht, dass es sinnlos wäre, wenn etwa ein paar europäische Ländern dabei vorangehen – zumal sie auch die waren, die bei der Entstehung des Problems die Ersten waren. Aber es muss die realistische Chance bestehen, dass die anderen mitmachen. Und danach sieht es gegenwärtig weltweit nicht aus.

Das alles bedeutet nicht, dass es nicht sinnvoll ist, mit Blick auf den Klimawandel das eigene Leben zu ändern. Die Idee des Verzichts ist dafür aber die völlig falsche. Sie eröffnet die Perspektive auf ein trost- und freudloses Leben für die Lebenden und für die, die uns folgen und uns vielleicht gar nicht so dankbar sind für unsere Opferbereitschaft, wie wir jetzt vielleicht meinen.

Besser ist, ernsthaft darüber nachzudenken, was ein wirklich gutes Leben ausmacht. Genuss gehört dazu, Verzicht nicht. Aber was genießen wir am meisten? Was ist das, woran wir uns noch viel später mit glücklichen Gefühlen erinnern? Und warum? Und wie sind wir auf den Gedanken gekommen, dass die Dinge, die wir heute in der Freizeit und im Urlaub machen, irgendwie toll sind?

Woher unsere Bedürfnisse kommen

Viele Vorstellungen von dem, was eine gute Zeit ausmacht, denkt man sich ja nicht selbst aus, sie werden uns von einer Unterhaltungs- und Werbeindustrie präsentiert. Die meisten Bedürfnisse und Sehnsüchte, die wir in unserer freien Zeit und mit unserem verdienten Geld stillen wollen, haben wir uns nicht selbst ausgedacht, sie wurden in uns geweckt von Leuten, die mit unseren Wünschen ihr Geld verdienen wollen.

Man kann sich natürlich die Frage stellen, ob es wirklich meine eigenen Vorstellungen von einem guten, gelungenen Leben sind, für deren Realisierung ich mein Geld ausgebe, Reisen bezahle, Fahrzeuge und Kleidung kaufe usw. Wenn ich merken würde, dass vieles von dem gar keinen echten eigenen Wünschen entspringt, sondern dass ich nur den Vorgaben einer Freizeit-, Urlaubs- und Unterhaltungsindustrie aufgesessen bin, dann wäre es gar kein Verzicht, diese Dinge sein zu lassen, sondern eine Besinnung auf eigene Vorstellungen vom schönen Leben.

Diese eigenen Vorstellungen dürften häufig verschüttet und verbaut sein von den Fassaden der herrschenden Medien- und Massenkultur. Aber es wäre ja einen Versuch wert, dahinter zu schauen und herauszufinden, was einem selbst eigentlich an allem Freude macht, was man sich da aufdrängen lässt.

Vermutlich gäbe es dann ganz andere, einfachere, weniger aufwändige und zugleich tatsächlich ressourcenschonendere Möglichkeiten, die gleiche Freude, den gleichen Genuss zu gewinnen. Dann müsste man auf nichts verzichten, und das Leben würde nicht ärmer oder karger.