Lebensmittelpreise: 90 Prozent der Deutschen schlagen Alarm

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Die Deutschen sorgen sich massiv um steigende Lebensmittelpreise. Eine neue Umfrage zeigt: 90 Prozent fordern Handeln von der Politik. Doch CDU und SPD haben einen blinden Fleck.
Die hohen Preise für Lebensmittel bereiten vielen Menschen in Deutschland Sorgen. Rund 90 Prozent der Deutschen wünschen sich von der Bundesregierung, dass sie dafür sorgt, dass Lebensmittel auch in Zukunft bezahlbar bleiben.
Das geht aus einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa hervor, die im Auftrag der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch durchgeführt wurde.
Die Lebensmittelpreise könnten in Zukunft bei Wahlen zu einem wichtigen Thema werden. Während sich zwei Drittel der Befragten über die anhaltend hohen Lebensmittelpreise Gedanken machen, spielte das Thema in den Koalitionsgesprächen zwischen Christ- und Sozialdemokraten kaum eine Rolle.
Das Thema bezahlbarer Lebensmittel kommt im Sondierungspapier der beiden Parteien faktisch nicht vor. Nur bei der dauerhaften Absenkung der Umsatzsteuer in der Gastronomie und bei den Subventionen für Agrardiesel spielen die Themen Ernährung und Landwirtschaft eine Rolle. Das wird von foodwatch deutlich kritisiert.
Union und SPD sollten nicht nur Geschenke an Gastronomen und Landwirte verteilen, sondern dafür sorgen, dass gutes und gesundes Essen für alle Menschen möglich ist. Von einer niedrigeren Mehrwertsteuer in der Gastronomie profitieren nur jene Bürger, die es sich überhaupt leisten können, Essen zu gehen. Von einer Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse würden alle Verbraucher profitieren – finanziell und gesundheitlich.
Alina Nitsche, foodwatch
Preisanstieg bei Lebensmitteln belastet vor allem Geringverdiener
Laut der Umfrage sind besonders Menschen mit geringem Einkommen von den gestiegenen Lebensmittelpreisen betroffen. 84 Prozent der Befragten aus einkommensschwachen Haushalten sorgen sich um die Bezahlbarkeit von Lebensmitteln. Doch auch mehr als die Hälfte der Besserverdiener teilt diese Sorge.
Die hohen Preise für Lebensmittel wirken sich auch auf das Kaufverhalten aus. Vor allem beim Fleisch, aber auch bei Milchprodukten sowie Obst und Gemüse wird gespart. 64 Prozent der Geringverdiener kaufen aufgrund der Preise weniger Fleisch als früher. Auch 30 Prozent verzichten auf Milchprodukte und 22 Prozent auf Obst und Gemüse. Selbst 14 Prozent der Menschen mit mittlerem Einkommen schränken sich beim Kauf von Obst und Gemüse ein.
Kritik an Preispolitik der Handelsketten
Foodwatch kritisiert in diesem Zusammenhang die Preispolitik der großen Lebensmittelhandelsketten. "Rewe, Edeka und Aldi Nord haben seit Corona-Krise und Ukraine-Krieg auch die Preise ihrer günstigen Eigenmarken kräftig angehoben – und seitdem in vielen Fällen nicht wieder gesenkt, obwohl die Rohstoff- und Energiekosten mittlerweile wieder gesunken sind", sagt Alina Nitsche. Der Wettbewerb zwischen den Konzernen funktioniere nicht.
Tatsächlich zeigen die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, dass die Großhandelsverkaufspreise für Nahrungs- und Genussmittel, Getränke und Tabakwaren im Februar 2025 um 4,4 Prozent höher lagen als im Vorjahresmonat.
Besonders stark verteuerten sich Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze (+43,8 Prozent) sowie Zucker, Süßwaren und Backwaren (+14,9 Prozent). Auch für Milch, Milcherzeugnisse, Eier, Speiseöle und Nahrungsfette (+8,1 Prozent) musste deutlich mehr bezahlt werden als im Februar 2024.
Forderung nach Mehrwertsteuer-Senkung und Preisbeobachtung
Foodwatch fordert die neue Bundesregierung auf, die Empfehlung des Bürgerrats Ernährung umzusetzen und die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse zu streichen. Dies würde einkommensschwache Haushalte entlasten und einen Anreiz für eine gesündere Ernährung bieten.
Zudem dringt die Organisation auf eine staatliche Preisbeobachtungsstelle für Lebensmittel. Diese solle systematisch Daten zur Preisentwicklung erheben, um unfaire Handelspraktiken und Preistreiberei wirksam einzudämmen.
"Die Supermarkt-Ketten haben die Preise für Lebensmittel kräftig angehoben. Wir brauchen eine regelmäßige Beobachtung der Preisgestaltung, um illegale Preisabsprachen zu erschweren", so Nitsche. Union und SPD sollten im Koalitionsvertrag konkrete Schritte festlegen, damit sich alle Menschen gutes und gesundes Essen leisten können.