Letzter Essay vom "Giganten des Journalismus": John Pilger warnt vor neuem Faschismus

John Pilger in Washington D.C. Bild: Brave New Europe

Pilger ist tot. In seinem letzten Aufsatz erinnerte er an Opposition gegen Faschismus in den 30er-Jahren. Warum heute im Weltenbrand geschwiegen wird. Gastbeitrag, Teil 1.

Der legendäre australische Journalist und Dokumentarfilmer John Pilger ist am Samstag im Alter von 84 Jahren gestorben – eine Nachricht, die mit Trauer aufgenommen wurde und zu einer Welle von Würdigungen führte angesichts von Pilgers Jahrzehnte umfassender investigativer Arbeit.

Beim britischen Guardian heißt es in einem Nachruf:

Geboren in Bondi, New South Wales, zog Pilger in den 1960er-Jahren nach Großbritannien, wo er für den Daily Mirror, das frühere ITV-Investigativprogramm "World in Action" und Reuters arbeitete. Er berichtete über Konflikte in Vietnam, Kambodscha, Bangladesch und Biafra und wurde 1967 und 1979 zum Journalisten des Jahres gewählt. Pilger hatte eine erfolgreiche Karriere als Dokumentarfilmer, drehte mehr als 50 große Filme und erhielt eine Reihe von Auszeichnungen.

Seine unnachahmlichen Vorort-Reportagen, die ihn wiederholt auch nach Osttimor und Palästina brachten, waren zugleich Anklagen gegen die, die die Verwüstungen zu verantworten hatten, inklusive der Medien, die Kriege aktiv oder durch Wegschauen legitimierten. Mit Kamera und Mikrofon ging er zu den Opfern der Bombardierungen und Invasionen und gab ihnen damit eine Stimme, die weltweit gehört wurde.

Ein Großer geht

In "Der kommende Krieg mit China" von 2016 warnte er schließlich vorausschauend vor einer zunehmenden Einkreisung und Eskalation im Pazifik vonseiten der USA. Seit vielen Jahren unterstützt er zudem den in London im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh festgehaltenen Journalisten und Wikileaks-Gründer Julian Assange.

Jeremy Corbyn, ehemaliger Labour-Vorsitzender in Großbritannien, sagte: "Ich bin zutiefst traurig über den Tod von John Pilger. John gab denen, die nicht gehört werden, und den Besetzten ein Forum: in Australien, Kambodscha, Vietnam, Chile, Irak, Osttimor, Palästina und darüber hinaus."

"Ich danke Dir für Deine Tapferkeit auf der Suche nach der Wahrheit – sie wird nie vergessen", fügte Corbyn hinzu.

Viele Organisationen wie Campaign for Nuclear Disarmament würdigen Pilger und loben ihn für seinen Mut und seine Klarsicht. Wikileaks und Assanges Frau Stella beschreiben ihn als "einen Großen".

Geächtet von den Mainstream-Medien

Der australische Journalist Peter Cronau erklärte, dass "ein Gigant des Journalismus von uns gegangen ist – John Pilger, ein heldenhafter Wahrheitsverkünder. Von einem Großteil der Mainstream-Medien geächtet, ist seine erstaunliche Arbeit sein großes bleibendes Vermächtnis".

John Pilger geht in seinem letzten Essay der Frage nach, warum heute "ein Schweigen herrscht, das von einem Konsens der Propaganda erfüllt ist", während sich die beiden größten Mächte der Welt einem Konflikt nähern.

Telepolis veröffentlicht Pilgers letzten Aufsatz vom 3. Mai 2023 in Gedenken an einen großen Journalisten der Nachkriegszeit. Den Essay bringen wir in zwei Teilen.

David Goeßmann