Medienbericht: USA wussten, dass die Offensive in der Ukraine scheitern würde
Seite 2: Diplomatie ist Staatskunst, nicht Kapitulation
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Charap räumte ein, dass die Gegenoffensive möglicherweise "bedeutsame Gewinne" bringen könnte, aber selbst wenn dies der Fall wäre, würde sie nicht zu einem "entscheidenden" Fortschritt führen. Wie wir sehen, gab es bisher keine bedeutsamen Erfolge, und deshalb ist es umso wichtiger, dass die politischen Entscheidungsträger die Argumente von Charap beherzigen.
Die Sicherung eines dauerhaften Waffenstillstands wird Zeit brauchen, und deshalb ist es von zentraler Bedeutung, dass die Verhandlungen darüber so bald wie möglich beginnen. Je länger ein Waffenstillstand hinausgezögert wird, desto schlechter werden die Bedingungen und desto teurer wird der Konflikt für die Ukraine.
In seiner Antwort auf seine Kritiker sagt Charap, dass sie "die Diplomatie eher als Synonym für Kapitulation denn als wichtiges Instrument der Staatskunst betrachten", und so sehen es leider auch viele Gegner von Verhandlungen. Die Diplomatie ist ein notwendiges Instrument zur Sicherung der eigenen Interessen, und sie kann oft mehr zu ihrer Sicherung beitragen, als es jahrelange bewaffnete Auseinandersetzungen könnten.
Die Aushandlung eines Waffenstillstands zur Beendigung der Kämpfe käme vor allem dem ukrainischen Volk zugute, da er das Land auf absehbare Zeit vor weiteren Angriffen schützen würde.
Sich zu weigern, mit einem Gegner zu verhandeln, sei es aus Stolz oder aus ideologischer Feindseligkeit gegenüber der Diplomatie, ist in der Regel selbstzerstörerisch.
Wie Charap anmerkt, "gibt es keinen plausiblen Weg zur Beendigung des Krieges, der nicht die Einbindung Moskaus beinhaltet". Wenn die USA und ihre Verbündeten ein Ende des Krieges anstreben, dann ist Einbindung der richtige Weg.
Mit dem Beginn dieses Prozesses zu warten, ist Zeitverschwendung und, was noch viel wichtiger ist, eine Verschwendung von Menschenleben. Die USA können die Ukraine nicht zwingen, einen Waffenstillstand zu akzeptieren, den sie nicht will, aber sie können an das Eigeninteresse der ukrainischen Regierung appellieren und ihr klarmachen, dass ihr Land schlechter dastehen wird, wenn es dem Ziel der Rückeroberung aller verlorenen Gebiete hinterherläuft.
Ein Waffenstillstand ist kein Allheilmittel und per definitionem keine dauerhafte Beilegung des Konflikts, aber er würde der Ukraine Zeit und eine Atempause verschaffen, um sich zu erholen und wiederaufzubauen. Er würde auch den Millionen von Ukrainern, die in Europa Zuflucht gesucht haben, ermöglichen, in ihre Heimat zurückzukehren.
Je länger sich ein aktiver Krieg hinzieht, desto schwieriger wird es für das Land, sich von den ihm zugefügten Wunden zu erholen, und desto unwahrscheinlicher wird es, dass die Menschen, die das Land verlassen haben, zurückkehren wollen.
Die Art und Weise, wie die USA und ihre Verbündeten jetzt handeln, wird mit darüber entscheiden, ob die Ukraine das Schicksal eines weiteren Syriens ereilt oder nicht. Die schnellstmögliche Beendigung der Kämpfe ist der beste Weg, um die Ukraine vor diesem Schicksal zu bewahren.
Der Artikel erscheint in Kooperation mit dem US-Medium Responsible Statecraft. Hier geht es zum englischen Original. Übersetzung: David Goeßmann.