Mehrfachdrohnenwerfer: Neue Superwaffe der modernen Kriegsführung

Ki-generiertes Bild von Mehrfachdrohnenwerfern zeigt Lastwagen und Drohnen sowie Raketen

Ki-generiertes Bild von Mehrfachdrohnenwerfern

Weltweit entwickeln Länder Fahrzeuge, die Dutzende Drohnen gleichzeitig starten können. Diese Mehrfachdrohnenwerfer könnten die Zukunft des Krieges drastisch verändern.

Die militärische Drohnentechnologie steht möglicherweise vor einem bedeutenden Entwicklungssprung. Verschiedene Länder entwickeln derzeit Fahrzeuge, die große Mengen von Drohnen gleichzeitig oder in schneller Folge starten können – Mehrfachdrohnenwerfer.

Diese als Multiple Launch Drone Systems (MLDS) bekannten Konzepte könnten die taktischen Möglichkeiten des Drohneneinsatzes grundlegend erweitern.

So hat sich etwa die russische Lancet-Drohne im Ukraine-Krieg als effektive Waffe erwiesen. Nach Angaben der Eurasiatimes soll sie für die Zerstörung von 45 Prozent der von der Nato gelieferten Artillerie verantwortlich sein.

Die Entwicklung der Mehrfachdrohnenwerfer

Diese Schlagkraft könnte die Entwicklung der Mehrfachdrohnenwerfer angestoßen haben. Fast alle der für die MLDS-Fahrzeuge vorgesehenen Drohnen folgen nämlich dem erfolgreichen Konzept der Lancet – es sind modellflugzeugartige Konstruktionen mit Flügeln, die einen effizienten Gleitflug über längere Strecken ermöglichen.

Angesichts dieser Erfolge überrascht es nicht, dass der erste MLDS-Prototyp von der Kalashnikov-Gruppe speziell für den Massenstart von Lancet-Drohnen konzipiert wurde. Das Online-Fachmagazin für Verteidigung und Sicherheit, Army Recognition, berichtete im August 2023 über ein MLDS-Konzept auf Basis des gepanzerten 6x6 Kamaz 5350 Patrol.

Dieses sieht den Start von bis zu 64 Lancet-Drohnen vor, die in 16 Transport-Launch-Containern untergebracht werden sollten.

Im Januar 2025 kündigte Kalashnikov ein neues System namens KUB-SM an, das auf der kommenden IDEX-2025 in Abu Dhabi, vom 17. bis 21. Februar 2025, vorgestellt werden soll und anscheinend eine Weiterentwicklung des vorigen Konzeptes darstellt.

Nach Angaben von Army Recognition basiert das System auf einem Ural-4320- oder 6370-Fahrzeug und sieht 14 Container für Kampfdrohnen sowie zwei zusätzliche Container für Aufklärungsdrohnen vor.

Neue Starttechnologie und vielseitige Drohneneinsätze

Eine technische Innovation ist das geplante Druckluft-Startsystem, das die ursprünglich vorgesehene röhrenbasierte Lösung mit konventionellen Treibladungen ersetzen soll. Dieser Ansatz verspricht eine vereinfachte Logistik und Wartung. Die integrierten Aufklärungsdrohnen sollen dabei als Relaisstationen für die Kommunikation zwischen den Kampfdrohnen und der Bodenstation dienen.

Anders als das erste Kalaschnikow-Konzept ist hier statt der Lancet-Drohne die KUB-2-Drohne vorgesehen. Die ukrainische Militär-Publikation Defence UA berichtete vor einem Jahr, dass die KUB-2 Drohnen mit ihren Klappflügeln für einen Start aus Containern entwickelt wurden.

Die Drohne gibt es als Kampf- und als Aufklärungsdrohne. Genaue technische Spezifikationen sind bisher nicht bekannt. Die Aufklärungsdrohne soll auch als Relaisstation dienen können und so die Reichweite der Kampf-Version vermutlich erhöhen.

Die KUB-2 Drohnen werden nach Angaben von Defence UA bereits an der Front eingesetzt, allerdings noch nicht von einem MLDS-Fahrzeug aus.

Entwicklungen in China

China verfolgt parallel mehrere MLDS-Konzepte, wie Army Recognition Ende 2024 berichtete. Ein neues System basiert auf dem FAW MV3 6x6 Fahrzeug und ist für den Start der ASN-301 Drohne ausgelegt. Diese auch als Norinco JWS-01 oder Feilong 300A bekannte Drohne ist speziell für die Bekämpfung von Radaranlagen im Frequenzbereich von 2 bis 16 GHz konzipiert.

Mit einer Reichweite von 288 Kilometern, einer Flugzeit von bis zu vier Stunden und der Fähigkeit, Ziele in einem Radius von 25 Kilometern zu erfassen, ist sie deutlich größer als die russischen KUB-Drohnen. Pro Fahrzeug können sechs dieser spezialisierten Anti-Radar-Drohnen mitgeführt werden.

Ein zweites chinesisches System wurde für die CH-901 Drohne entwickelt. Diese hat nur eine Reichweite von etwa 15 Kilometern. Besonders bemerkenswert ist hier die hohe Anzahl von 48 Startröhren pro Fahrzeug. Eine dritte Variante basiert auf dem Dongfeng Mengshi CTL181A Fahrzeug, ebenfalls mit 48 Startröhren, allerdings hier für kleinere FPV-Kamikazedrohnen.

Entwicklungen in Südkorea

Südkorea beschreitet bei der Entwicklung von MLDS einen besonders innovativen Weg. Laut Army Recognition unterscheidet sich das System fundamental von den russischen und chinesischen Ansätzen: Das Trägerfahrzeug selbst ist unbemannt.

Dieses als "Drone Multiple Launcher" bezeichnete System verfügt über eine modulare Architektur mit verschiedenen Startvorrichtungen – sowohl für kleine als auch für mittlere Drohnen. Die Steuerung erfolgt dabei von einem separaten Bodenkontrollfahrzeug aus.

Eine weitere Besonderheit des südkoreanischen Konzeptes ist die geplante Integration in bestehende Waffensysteme. Das MLDS soll mit dem Chunmoo-Mehrfachraketenwerfer und dem L-SAM Luftabwehrsystem vernetzt werden können, was eine flexible Einbindung in verschiedene taktische Szenarien ermöglicht – von dem Fahrzeug sollen also auch Raketen verschossen werden können.

Parallel dazu entwickeln Korea Aerospace Industries und Kia Motors ein zweites System auf Basis des Kia K151 Raycolt 4x4. Dieses bemannte Fahrzeug ist für den Einsatz der CMMAV-Drohne (Compact & Multi-Mission Modular UAV) konzipiert.

Die CMMAV-Drohnen zeichnen sich durch schnell austauschbare Nutzlasten aus und können für Aufklärung, Kommunikationsrelais und Kampfeinsätze konfiguriert werden. Das System ermöglicht den Start von bis zu 20 dieser modularen Drohnen.

Rheinmetall: Völlig anderer Ansatz

Einen völlig anderen Ansatz für Mehrfachdrohnenwerfer verfolgt Rheinmetall, wie The War Zone im Juni 2024 berichtete. Der deutsche Rüstungskonzern entwickelt ein standardcontainerbasiertes Startsystem für die israelischen Hero-Drohnen von UVision.

Das System nutzt also einen modifizierten ISO-Standardcontainer, der mit 126 Startzellen in drei 42-Zellen-Arrays ausgestattet ist. Primär ist es für die Hero-120 Drohne ausgelegt, die eine Reichweite von 40 bis 60 Kilometern und eine Flugzeit von bis zu 60 Minuten aufweist.

Der besondere Vorteil des Container-Konzepts liegt in seiner logistischen Flexibilität: Das System kann von jedem Container-fähigen LKW, Schiff oder Eisenbahnwaggon transportiert – und wahrscheinlich auch zum Einsatz gebracht werden. Zudem ermöglicht die modulare Bauweise eine Anpassung an verschiedene Container-Größen.

Die Erfahrungen des Ukraine-Kriegs

Die vorgestellten MLDS-Entwicklungen verschiedener Nationen spiegeln die Erfahrungen des Ukraine-Kriegs wider: Die Zukunft der Drohnenkriegsführung liegt in der massenhaften, koordinierten Verwendung von Drohnen.

Ein zentraler Aspekt ist die schnelle Verfügbarkeit großer Drohnenmengen direkt an der Front. Die meisten aktuellen Kampfdrohnen, wie die russische Lancet oder die chinesische CH-901, haben eine begrenzte Reichweite von meist deutlich unter 100 Kilometern.

Dies erfordert Startsysteme, die nahe genug an der Front operieren können, um effektive Schläge zu ermöglichen. Gleichzeitig muss die Bedienermannschaft vor feindlichem Feuer geschützt werden.

Die neuen Mehrfachdrohnenwerfer-Konzepte lösen dieses Dilemma durch gepanzerte, hochmobile Plattformen. Der südkoreanische Ansatz geht mit seinem unbemannten Trägerfahrzeug noch einen Schritt weiter und eliminiert das Risiko für die Bedienermannschaft komplett.

Die verschiedenen MLDS-Konzepte zeigen auch, wie die logistische Herausforderung der Drohnenmassen angegangen werden kann. Ob 16 KUB-Drohnen im russischen Projekt, 48 Drohnen in den chinesischen Fahrzeugen oder 126 Hero-Drohnen im Rheinmetall-Container – alle Systeme zielen darauf ab, eine kritische Masse an Drohnen bereitzustellen.

Zunehmende Vernetzung der Systeme

Dies ist besonders wichtig für die Entwicklung von KI-gesteuerten Drohnenschwärmen. Erst die Fähigkeit, große Mengen von Drohnen schnell und koordiniert zu starten, macht echte Schwarmoperationen möglich.

Die Integration von Aufklärungsdrohnen als Relaisstationen, wie im russischen KUB-SM System, deutet bereits auf die zunehmende Vernetzung der Systeme hin.

Der Trend zu größeren Drohnenzahlen wird durch die Erfahrungen aus aktuellen Konflikten getrieben. Army Recognition zitiert chinesische Analysen des Ukraine-Kriegs, die die Bedeutung von Masseneinsätzen für die Überwindung von Luftabwehr und die Erzielung operativer Effekte betonen. MLDS sind dabei die logistische Voraussetzung für solche Taktiken.

Sie ermöglichen es, die benötigte Anzahl von Drohnen nicht nur zu transportieren, sondern auch taktisch mit hoher Geschwindigkeit einzusetzen.

Die Entwicklung von MLDS steht dabei noch am Anfang. Sicher scheint jedoch, dass MLDS eine zentrale Rolle in der Evolution der Drohnenkriegsführung spielen werden – als Voraussetzung für Masseneinsätze und als Grundlage für die kommende Generation KI-gesteuerter Drohnenschwärme.