Mehrheit für Nuklearwaffen? – Jetzt spricht die Friedensbewegung

Seite 3: Ekkehard Lentz, Bremer Friedensforum: "Für die Friedensbewegung bleibt noch viel zu tun"

Repräsentative Umfragen hatten bisher immer wieder ergeben: Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland ist gegen Atomwaffen und für den Beitritt Deutschlands zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag.

Laut einer Umfrage von Greenpeace im Juli 2020 waren 92 Prozent für den Beitritt zum Vertrag. Sie zeigten seinerzeit kein Verständnis dafür, dass die Bundesregierung an der nuklearen Abschreckung festhält und weiter aufrüsten will.

Insofern ist diese neue Panorama-Umfrage ein Alarmzeichen – auch für die Friedensbewegung. Das bedauerliche Ergebnis kann nur erklärt werden durch eine beispiellose Kampagne von Politik und Medien für die militärische Aufrüstung im Zeichen des Ukraine-Kriegs.

Die Organisationen der Friedensbewegung müssen auf diesen Stimmungswandel reagieren: Es bedarf einer neuen Koalition der Vernunft – für Frieden und Abrüstung. Die jahrzehntelange Aufklärung und Warnung vor Atomwaffen muss intensiviert werden: Atomwaffen sind die größte und akuteste Bedrohung für die Menschheit, sie sind "Teufelszeug".

Deutschland trägt seit Langem durch die Stationierung von Atomwaffen in Büchel, Rheinland-Pfalz, dazu bei. Sie ziehen gegnerische Atomschläge geradezu an.

Wir fordern: US-Atomwaffen raus aus Deutschland. Schluss mit der nuklearen Teilhabe. Nur die komplette Vernichtung von Atomwaffen kann einen Einsatz verhindern.

Leider gehen die aktuellen Planungen in die gegenläufige Richtung: Das 100-Milliarden-"Sondervermögen" für die Bundeswehr widerspricht nicht nur dem Friedensgebot der Verfassung, es dient auch der atomaren Aufrüstung durch die Anschaffung der Atombomber F-35 und die Produktion des nuklearfähigen FCAS-Bombers.

Die Greenpeace-Studie "Deutschlands Weg zum Atomwaffenverbotsvertrag (AVV)" aus dem Jahr 2021 gilt es – auch unter dem Eindruck der Panorama-Umfrage – zu popularisieren.

Die Studie von Botschafter i.R. Thomas Hajnoczi zeigt auf, wie ein Beitritt Deutschlands zum AVV gelingen kann und welche Konsequenzen dieser hätte.

Aktionen der Friedensbewegung, zum Beispiel anlässlich der Jahrestage der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, sind wichtiger denn je.

Am 6. und 9. August 1945 haben US-Atombomben, abgeworfen über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki, 270.000 Menschen sofort getötet. Hunderttausende Betroffene und Nachkommen müssen bis heute mit den Folgen und der Veränderung des Erbgutes leben.

Unter dem Motto "Atomwaffen abschaffen - dringender denn je" laden die Friedensnobelpreisträger IPPNW und ICAN vom 5. bis 10. Juli zu einem Aktionscamp in Büchel ein.