Munition und Waffen für die Ukraine: Sind die Hilfen der USA am Ende?
Israel oder Ukraine – wer erhält vorrangig militärische Hilfe aus Nato-Staaten? Darüber wird debattiert, aber in der Realität stellt sich die Frage weniger akut. Das Problem liegt woanders.
Die Ukraine ist in einer schwierigen Situation: Ohne Waffen- und Munitionslieferungen aus westlichen Ländern wäre das Land kaum in der Lage, sich gegen die russischen Truppen zu verteidigen. Doch die Solidarität der westlichen Länder droht nachzulassen.
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Verschärft wird die Problemlage durch den Krieg in Israel. Die israelische Armee könnte Bodentruppen in den Gazastreifen schicken und diese Offensive könnte sich zu einem größeren Krieg im Nahen Osten ausweiten. Auch hier sind Waffen- und Munitionslieferungen aus NATO-Staaten gefragt.
Munition und Waffen für Ukraine und Israel: Wer bekommt mehr?
Schnell wurden Spekulationen laut, ob die Munitionsvorräte der USA ausreichen, um die eigenen Verbündeten in beiden Kriegen zu unterstützen. So mutmaßte der Sender CNN, dass mit dem Beginn der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen ein "neuer und völlig unerwarteter Bedarf an 155-mm-Artilleriegeschossen und anderen Waffen" entstehen könnte. Und das zu einer Zeit, in der die USA und ihre Verbündeten bereits mit dem Krieg in der Ukraine überfordert sind.
Im sozialen Netzwerk X, früher Twitter, hieß es, dass auch die 20-mm- bis 40-mm-Munition knapp werden könnte, sollte sich der Krieg in Israel ausweiten. In den westlichen Ländern würde diese Munition in einer Größenordnung von 30 bis 40 Millionen Schuss pro Jahr hergestellt. Für einen intensiven Konflikt mit hoher Feuerrate würde diese Stückzahl aber nicht ausreichen.
Engpässe nur bei Lieferung für zwei Waffensysteme
Das Center for Strategic & International Studies (CSIS) sieht das Problem weniger gravierend. Demnach werden in der Ukraine größtenteils andere Waffensysteme eingesetzt als in Israel.
So werden im Kampf gegen die russischen Truppen täglich zwischen 6.000 und 8.000 Schuss ungelenkter Artilleriemunition verbraucht. In einem dicht besiedelten Gebiet wie dem Gazastreifen könne diese Munition nicht eingesetzt werden, heißt es beim CSIS. Dort müsse Präzisionsmunition eingesetzt werden.
Das CSIS listet eine ganze Reihe von US-Waffentypen auf und prüft, ob es in der Ukraine und in Israel einen Bedarf dafür gibt und ob dieser gedeckt werden kann, ohne die eigene Fähigkeit zur Kriegsführung zu beeinträchtigen. Lediglich bei den Panzerabwehrraketen vom Typ Javelin und den Flugabwehrraketen vom Typ Stinger wird die Situation als kritisch eingeschätzt.
Bei beiden Waffentypen sind die Lagerbestände stark geschrumpft und die Produktion läuft schleppend. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ähnliche Waffensysteme in Kriegsgebiete geliefert werden können. Anstelle der Javelins wurde bereits das Raketensystem TOW (Tube-launched, Optically Tracked, Wireless-Guided) in die Ukraine geliefert. Dieses Waffensystem ist in deutlich größerer Stückzahl vorhanden.
Chaos im US-Kongress stört Unterstützung der Ukraine
Während es in den Depots der US-Streitkräfte nicht an Waffen und Munition mangelt, behindert das politische Chaos im US-Kongress die weitere Unterstützung der Ukraine. Zuletzt hatten die Abgeordneten einen Übergangshaushalt verabschiedet, der keine Mittel für die Ukraine vorsieht.
Vor diesem Hintergrund warnte kürzlich der Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby, dass unter diesen Umständen nicht von einer langfristigen Unterstützung der Ukraine gesprochen werden könne. Gegenüber der Presse sagte er:
Kurzfristig haben wir Mittel und Befugnisse sowohl für die Ukraine als auch für Israel erhalten. Aber man sollte nicht versuchen, langfristige Unterstützung zu leisten, wenn man am Ende seiner Kräfte ist.
Und bei der Ukraine - bei der Finanzierung der Ukraine - sind wir kurz davor, das Ende der Fahnenstange zu erreichen. Ich meine, wir haben heute 200 Millionen Dollar angekündigt, und wir werden diese Hilfe so lange wie möglich aufrechterhalten, aber sie wird nicht unbegrenzt sein.
Das Hilfspaket für die Ukraine, von dem Kirby sprach, war das kleinste, das die USA seit Beginn des Kriegs in der Ukraine bereitgestellt haben. Es wird sich zeigen müssen, ob künftig wieder mehr US-Steuergelder in den Konflikt geworfen werden.
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