Nach Angriff auf Kreml: Eskaliert jetzt der Krieg der Drohnen?
Neue Zwischenfälle auf der Krim und in Kiew. Drohungen aus Moskau und Grosny. Auch geopolitisch wird der Ton schärfer.
Nach einem mutmaßlichen Drohnenangriff auf den Kreml in Moskau ist es sowohl auf der Krim als auch in Kiew zu weiteren Zwischenfällen mit unbemannten Militärflugzeugen gekommen. So meldeten die russischen Behörden den Abschuss einer Drohne in unmittelbarer Nähe eines Luftwaffenstützpunktes auf der Halbinsel Krim.
Der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, teilte über den Onlinedienst Telegram mit, die russische Luftabwehr habe am Donnerstagabend bei einem "erneuten Angriff" auf die Stadt ein "unbemanntes Fluggerät in der Nähe des Flughafens Belbek" vom Himmel geholt.
Russland hat am Donnerstag eingeräumt, derzeit mit einer beispiellosen Welle von Sabotageakten in der Ukraine konfrontiert zu sein. "Die terroristischen Aktivitäten und die Sabotage der ukrainischen Streitkräfte erreichen ein beispielloses Ausmaß", erklärte das Außenministerium. Die Ukraine wies die Vorwürfe zurück.
Vertreter der russischen Regierung haben am Donnerstag eingeräumt, derzeit mit einer Welle von Sabotageakten konfrontiert zu sein. Die Verantwortung dazu wiesen sie der Ukraine zu. "Die terroristischen Aktivitäten und die Sabotage der ukrainischen Streitkräfte erreichen ein beispielloses Ausmaß", hieß es aus dem Moskauer Außenministerium. Kiew wies die Vorwürfe zurück.
Die gegenseitigen Drohnenangriffe hatten mit einem Zwischenfall über dem Moskauer Kreml in der Nacht zum 3. Mai eine neue Qualität erreicht. Am frühen. Mittwochmorgen waren in sozialen Netzwerken erste Videos aufgetaucht, die Rauchwolken vor der Kulisse des Moskauer Kremls zeigten, wie auch Telepolis-Autor Roland Bathon berichtete.
Am Donnerstag folgte die offizielle Erklärung der russischen Regierung: Die Ukraine habe versucht, mit zwei Drohnen die Kreml-Residenz von Präsident Wladimir Putin anzugreifen. Beide Objekte seien abgeschossen wurden.
Trümmer seien auf das Kreml-Gelände gestürzt, ohne Schaden anzurichten. Im Netz tobt seither eine heftige Kontroverse über die Hintergründe des Zwischenfalls, vermutet wird auch eine sogenannte False-Flag-Aktion des Kremls.
Warnung aus Brüssel, Drohung aus Grosny
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell warnte die russische Führung indes davor, den diesen "mutmaßlichen Angriff" als "Vorwand für eine weitere Eskalation des Krieges zu nutzen".
Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow betonte jedoch, die "Provokation" der Ukraine werde nichts am geplanten Verlauf der "militärischen Sonderoperation" ändern. So wird die Ukraine-Invasion in Russland bezeichnet.
Kadyrow bezeichnete den Vorfall über dem Kreml als einen "Angriff auf den (russischen) Präsidenten, den Staat und das gesamte russische Volk". Der tschetschenische Staatschef, der sich wiederholt als Scharfmacher gegenüber der Ukraine inszeniert hatte, wies darauf hin, dass Vergeltungsmaßnahmen "chirurgisch und präzise" sein würden, heißt es in einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti.
Nach dem Zwischenfall in Moskau verschärften Vertreter der russischen Regierung auch gegenüber den USA den Ton. Die Beziehungen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten seien derart schlecht, dass man "kurz vor einem offenen bewaffneten Konflikt" stehe, sagte der stellvertretende Außenminister Sergei Rjabkow.
Russland sei nicht nur bereit, sich einer solchen Konfrontation zu stellen, sondern werde auch alles tun, "um seine territoriale Integrität und die Sicherheit seiner Bürger zu schützen", so Rjabkow im ersten Kanal des staatlichen russischen Fernsehens.
Die russischen Streitkräfte haben indes ihre Angriffe in der Ostukraine fortgesetzt, berichteten übereinstimmend russische und ukrainische Medien. Im Zentrum der Kämpfe stand demnach die schon jetzt weitgehend zerstörte Stadt Bachmut.
Das bestätigt auch der Lagebericht des ukrainischen Generalstabs von Donnerstagabend. In den Ortschaften Bachmut, Limansk und Marjinka im Osten des Landes seien rund 50 russische Angriffe abgewehrt worden.
"Die russischen Besatzungstruppen erleiden weiterhin schwere Verluste auf dem Schlachtfeld, und alle medizinischen Einrichtungen in den vorübergehend besetzten Gebieten sind mit verwundeten Besatzungssoldaten überfüllt", hieß es weiter. Die Angaben des Militärs konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.
Russland führt seit Februar vergangenen Jahres einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seit Monaten versuchen russische Truppen, die von ihnen besetzten Gebiete in der Ostukraine auszuweiten.
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