Nach Baerbocks Reise-Desaster: Besser Linienflüge für Regierende?

Die Airbus-Regierungsmaschine "Konrad Adenauer" (hier 2017) und eine weitere werden nun vorzeitig außer Dienst gestellt. Foto: © Ralf Roletschek / CC0 1.0

Linke Haushaltsexpertin fordert Abschaffung der Flugbereitschaft. Gründe: Kosten, Unzuverlässigkeit, schlechte Klimabilanz. Nach Angaben der Luftwaffe gibt es andere Pläne.

Die Schadenfreude im Netz war groß, als Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wegen Pannen am Regierungsflieger ihre Reise nach Australien, Neuseeland und zu den Fidschi-Inseln abbrechen musste. Zwar macht es wenig Sinn einer Person in diesem Amt vorzuwerfen, dass sie für eine Grüne aber ganz schön viel fliegt – wie es vor allem Klimaschutzmuffel aus dem Umfeld der AfD gerne tun, wenn sie zur Abwechslung mal keine sexistische Pointe wählen.

Ob es angesichts generell hoher Sicherheitsstandards im Flugverkehr aber unbedingt eine Flugbereitschaft der Bundeswehr für Regierungsmitglieder braucht, das wird auch von der Bundestagsfraktion Die Linke in Frage gestellt. Deren Anfrage an das Verteidigungsministerium ergab im Frühjahr, die Maschinen der Flugbereitschaft im 2022 pro Passagier für 100 zurückgelegte Kilometer im Durchschnitt 23 Liter Kerosin verbraucht hatten. Private Fluggesellschaften benötigen im Schnitt nach eigenen Angaben rund 3,6 Liter.

"Sie können nicht Wasser predigen und Wein saufen"

Dass Die Linke das Thema wieder aufgreifen würde, wenn sich die Flugbereitschaft auch noch als unzuverlässig erweist, war abzusehen. "Es wird Zeit, dass die Bundesregierung eine Zeitenwende einleitet, wenn es um ihre eigenen überzogenen Ansprüche geht", sagte deren Haushaltsexpertin Gesine Lötzsch, am Dienstag dem Spiegel. "Sie können nicht Wasser predigen und Wein saufen."

Die Flugbereitschaft ist teuer, unzuverlässig und verursacht einen übergroßen ökologischen Fußabdruck. So wird das nichts mit der Rettung des Klimas und des Bundeshaushalts.


Gesine Lötzsch, Bundestagsfraktion Die Linke

Baerbock war am Montag wegen eines Defekts an der Airbus-Regierungsmaschine "Konrad Adenauer" mit einem Journalistentross in Abu Dhabi gestrandet. Ursprünglich sollte die Maschine bei dem Zwischenstopp nur aufgetankt werden. Beim Start ließen sich aber die Landeklappen nicht einfahren.

Nachdem der Weiterflug auch beim zweiten Versuch gescheitert war, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts: "Wir haben bis zuletzt geprüft und geplant, aber leider war es nicht mehr möglich, die geplanten Reisestationen der Indo-Pazifik-Reise nach dem Ausfall des Flugzeugs der Flugbereitschaft mit den noch verfügbaren Optionen logistisch darzustellen."

Heimreise klappte mit Linienflug

Für Baerbocks Rückreise wurde schließlich ein Linienflug gebucht. Das sollte nach Meinung von Lötzsch für Regierungsmitglieder der Normalfall werden. "Meine Erfahrung ist, dass es genug zuverlässige Airlines gibt, die die Bundesregierung buchen kann", sagte sie laut dem Spiegel-Bericht.

Bisher wird das aber nicht ernsthaft in Betracht gezogen. Stattdessen will Bundeswehr beide Airbus-A340-Maschinen vorzeitig ausmustern und durch Flugzeuge vom Typ A350 ersetzen, wie ein Sprecher der Luftwaffe am Montag gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio bestätigte. Die A340-Maschinen sollten demnach zuvor planmäßig im September 2023 und Ende 2024 ausgesondert werden. Baerbock landete am Dienstagabend in Hamburg.