Nahe Nato-Drehkreuz: Kampfjets der Erdogan-Luftwaffe dringen in griechischen Luftraum ein
Athen bestellt Türkei-Botschafter ein. Wiederholt Verletzung des Luftraums. Für Nachrichten sorgte auch ein türkisches Schiff – allerdings aus anderen Gründen
Zwischen Griechenland und der Türkei nehmen die Spannungen erneut zu. In Athen wurde der türkische Botschafter einbestellt, weil am vergangenen Mittwoch zwei türkische Kampfjets in den griechischen Luftraum eingedrungen sind und sich bis auf 2,5 Seemeilen der nordgriechischen Hafenstadt Alexandroupolis näherten. Insgesamt gab es an diesem Tag zwölf Luftraumverletzungen. Sechs davon fanden mit F-16-Kampfjets statt, die anderen sechs wurden mit Drohnen verübt.
Das griechische Außenministerium spricht von einer provokativen Verletzung der griechischen Souveränität und stellt den Vorfall im Kontext des Krieges in der Ukraine. In einer Erklärung des griechischen Außenministeriums vom Freitag heißt es, die Aktion sei …
…Teil der Bemühungen der Türkei, ihren neo-osmanischen Revisionismus zu befördern, der gegen alle grundlegenden Regeln des Völkerrechts verstößt. Diese Aktion untergräbt den Zusammenhalt und die dringenden Prioritäten der Nato und stellt eine klare Bedrohung für die Europäische Union an einem kritischen Punkt dar, da der Hafen von Alexandroupolis ein wichtiger Knotenpunkt für den Transport von Truppen und Ausrüstung zur Verstärkung unserer Verbündeten ist.
Ein weiterer Vorfall vom Mittwochabend wird ebenfalls für diplomatische Verstimmungen sorgen. Auf Elafonisos, einer kleinen Insel, die zwischen dem Peloponnes und Kythera liegt, strandete eine Yacht mit 19 türkischen Bürgern, darunter auch Frauen mit Kleinkinder. Der Kapitän der Yacht meldete sich bei einem nahegelegenen Campingplatz und bat den Betreiber, die Behörden zu informieren. Seine Yacht habe einen technischen Schaden.
Bei der Überprüfung der Personalien durch die Küstenwache stellte sich heraus, dass es sich bei einigen der türkischen Staatsbürger, eine genaue Zahl wurde nicht bekannt gegeben, offenbar um hochrangige türkische Militärs handelt. Diese gaben an, sie seien zusammen mit ihren Familien aus Angst vor Repressalien aus der Türkei geflohen.
Nach Medienberichten erklärten sie sich als Anhänger des Predigers und Erdoğan-Kontrahenten Fethullah Gülen. Sie gaben an, dass sie eigentlich nach Italien fahren wollten, und dort Asyl beantragen wollten. Aufgrund des Schadens der Yacht entschlossen sie sich, in Griechenland Asyl zu beantragen.
Der Fall erinnert an acht Offiziere, die direkt nach dem gescheiterten Militärputsch gegen den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan per Helikopter nach Griechenland flohen und dort Asyl beantragten. Damals führten der Asylantrag und die spätere Verweigerung einer Auslieferung trotz Ablehnung des Asylantrags zu ernsten Spannungen zwischen den Nato-Mitgliedsstaaten Griechenland und Türkei.
Die 19 türkischen Geflüchteten wurden von der Polizei abgeschirmt. Mittlerweile hat sich der griechische Geheimdienst in den Fall eingeschaltet.