Neue Studie: Teetrinken ist gesund – auch wegen der Schwermetalle

Forscher haben eine weitere Ursache für die gesundheitlichen Vorteile des Teetrinkens gefunden
(Bild: New Africa/Shutterstock.com)
Teeblätter können Schwermetalle wie Blei aus Wasser filtern. Je länger der Tee zieht, desto mehr Schwermetalle werden absorbiert. Eine Teesorte sticht besonders heraus.
Wer nach einem stressigen Arbeitstag direkt zur Teekanne greift, dem dürfte die beruhigende Wirkung einer Tasse Tee nicht fremd sein. Doch Forscher der Northwestern University in den USA haben nun möglicherweise eine wissenschaftlichere Erklärung dafür gefunden, warum Tee mit gesundheitlichen Vorteilen in Verbindung gebracht wird.
Laut dem Forscherteam um Vinayak Dravid und Benjamin Shindel besitzen Teeblätter und -beutel die Fähigkeit, geladene Atome oder Ionen von Schwermetallen wie Blei aus dem Wasser zu filtern, indem sie diese chemisch binden.
"Unser Ziel war es, die Fähigkeit von Tee zur Adsorption von Schwermetallen zu messen", erklärte Dravid in einer Pressemitteilung. "Unsere Arbeit hebt das bisher unerkannte Potenzial des Teekonsums hervor, passiv zur Verringerung der Schwermetallbelastung in der Weltbevölkerung beizutragen."
Langfristige Bleibelastung kann zu Gesundheitsrisiken führen
Eine langfristige Exposition gegenüber Blei und anderen Schwermetallen wird mit einer Reihe von Symptomen wie Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Reizbarkeit sowie mit Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen und Schlaganfällen in Verbindung gebracht. Eine mögliche Quelle für diese Schwermetalle ist der Konsum von kontaminiertem Wasser.
Auf der Suche nach Methoden zur Begrenzung der Exposition testete das Forscherteam verschiedene Teesorten wie schwarzen, grünen und Oolong-Tee auf ihre Adsorptionsfähigkeit. Laut Shindel haben diese Tees "eine große aktive Oberfläche", was eine nützliche Eigenschaft für ein Adsorptionsmaterial ist.
Die Forscher fanden heraus, dass schwarze Tees mehr Schwermetalle adsorbierten als andere Teesorten. Zudem stellten sie fest, dass gemahlene Blätter am besten zur Entfernung von Schadstoffen geeignet waren.
"Wenn Teeblätter zu schwarzem Tee verarbeitet werden, kräuseln sie sich und ihre Poren öffnen sich", erklärte Shindel. "Diese Falten und Poren vergrößern die Oberfläche. Auch das Mahlen der Blätter erhöht die Oberfläche, was eine noch größere Bindungskapazität bietet."
Teetyp, Beutel und Ziehzeit beeinflussen Filterwirkung
In den Versuchen verwendeten die Forscher mit Blei, Chrom, Kupfer, Zink und Cadmium kontaminiertes Wasser und ließen die Tees zwischen wenigen Sekunden und 24 Stunden ziehen. Anschließend verglichen sie die Schadstoffmengen vor und nach dem Aufbrühen, um die Menge der adsorbierten Schwermetalle zu bestimmen.
Laut dem Team beeinflusste auch die Art des Teebeutels die Entfernung von Blei und anderen Schwermetallen, wobei Beutel aus Zellulose deutlich adsorbierender waren als solche aus Baumwolle oder Nylon. Auch die Ziehzeit des Tees wirkte sich aus: Länger gebrühter Tee adsorbierte mehr Metallionen als kürzer gebrühter Tee.
"Jeder Tee, der länger zieht oder eine größere Oberfläche hat, wird effektiv mehr Schwermetalle binden", sagte Shindel. "Einige Menschen brühen ihren Tee nur für Sekunden und werden nicht viel Filterung erreichen. Aber wenn man den Tee länger oder sogar über Nacht zieht, wie bei Eistee, wird man das meiste oder sogar fast das gesamte Metall im Wasser binden."
Bereits eine Tasse Tee kann Bleikonzentration senken
Nach Angaben des Teams kann eine typische Portion Schwarztee, die mit einem Teebeutel und einer typischen Wassermenge mit einer Bleikonzentration von 10 Teilen pro Million gebrüht wird, die Bleikonzentration bei einer Ziehzeit von etwa drei bis fünf Minuten um rund 15 Prozent senken.
"Zehn Teile Blei pro Million sind natürlich unglaublich giftig", räumte Shindel ein. "Aber bei geringeren Bleikonzentrationen sollten Teeblätter einen ähnlichen Anteil des Metallgehalts im Wasser entfernen."
Natürlich ist Tee nicht die einzige Lösung zur Bekämpfung von Schwermetallbelastungen. "Wir schlagen nicht vor, dass jeder anfängt, Teeblätter als Wasserfilter zu verwenden", betonte Dravid. Dennoch liefere die Studie wichtige Erkenntnisse zur Begrenzung der Gesamtbelastung mit Blei und anderen Schwermetallen.
"Wenn die Menschen in einer Bevölkerung täglich eine Tasse Tee mehr trinken, sehen wir vielleicht im Laufe der Zeit einen Rückgang von Krankheiten, die eng mit der Exposition gegenüber Schwermetallen zusammenhängen", sagte Shindel.
"Oder es könnte erklären, warum Bevölkerungsgruppen, die mehr Tee trinken, möglicherweise eine geringere Inzidenz von Herzkrankheiten und Schlaganfällen haben als Bevölkerungsgruppen mit geringerem Teekonsum."
Auch wenn die gesundheitlichen Auswirkungen in der Studie nicht direkt untersucht wurden, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass selbst in Ländern wie Großbritannien, in denen die Bleibelastung des Trinkwassers gering ist, ein kleiner Effekt möglich ist.
"Am Rande ist es möglich, dass der Teekonsum die Metallaufnahme der Menschen um einen sehr geringen Betrag reduziert und dass dies vielleicht in der britischen Bevölkerung Krankheiten, die mit dem Metallkonsum zusammenhängen, um einen ebenso geringen Betrag reduziert", so Shindel.
Frühere Studien haben unter anderem gezeigt, dass Menschen, die Tee trinken, möglicherweise ein geringeres Risiko für Schlaganfälle, Demenz und sogar Tod haben. Die neue Untersuchung liefert nun eine mögliche Erklärung für diese Beobachtungen. Auch wenn Tee sicher nicht die Lösung für eine Schwermetallbelastung des Wassers ist, könnte er doch einen kleinen Beitrag zu einer gesünderen Lebensweise leisten.