Neue US-Atombomben für Deutschland
In den USA hat die Produktion neuer Nuklearwaffen mit verminderter Sprengkraft begonnen. Damit wird die Schwelle zum Atomkrieg gefährlich abgesenkt
In Deutschland haben die USA im Rahmen der sogenannten Nuklearen Teilhabe B-61-Wasserstoffbomben mit einer Sprengkraft von 50 Kilotonnen (kt) TNT im rheinland-pfälzischen Fliegerhorst Büchel gelagert. Im Kriegsfall sollen Flugzeuge der Bundeswehr diese Waffen einsetzen.
In den letzten Jahren hat das Pentagon aus den Ländern der Nuklearen Teilhabe – also aus Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden und der Türkei – einige der dort gelagerten Atombomben abgezogen.
Derzeit sollen in Europa noch 100 dieser Waffen lagern, in Deutschland wohl um die 20. Gleichzeitig ließen die USA vermehrt strategische Bomber entlang der russischen Grenze fliegen.
Die B-61-Wasserstoffbomben haben eine Sprengkraft von bis zu bis 340 kt TNT, die 1997 entwickelten B61-11-Bomben eine Sprengkraft von bis zu 400 kt TNT. Es sind bunkerbrechende Bomben, die mehrere Meter tief in den Erdboden eindringen und dann explodieren sollen.
Schon im Jahr 2002 wurden unter der US-Regierung von George W. Bush kleinere Atomwaffen (low yield) gefordert, um sie eventuell unterhalb der Schwelle eines Atomkriegs gegen unterirdische Ziele einsetzen zu können.
Gedacht wurde an Nordkorea und Iran, das sein Atomwaffenprogramm weitgehend unterirdisch angelegt hat (Mini-Nukes gegen Schurkenstaaten).
Daraus entstand die 2012 einsetzende Entwicklung der neuen B61-12 Life Extension Program (LEP) Wasserstoffbomben mit einer Sprengkraft von 0,3 bis 50 kt, die mit geringer Sprengkraft auch taktisch eingesetzt werden können. Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe hatte eine Sprengkraft von 13 kt.
Die neuen Atomwaffen können entweder als herkömmliche Freifallbombe oder als präzisionsgeleitete Bombe von Kampfflugzeugen abgeworfen werden.
Produktion der neuen Bombe hat begonnen
Die National Nuclear Security Administration (NNSA), angesiedelt im US-Energieministerium, hat vor wenigen Tagen verkündet, die erste Produktionseinheit entwickelt zu haben. Die volle Produktion soll im Mai 2022 beginnen, 2026 soll die Produktion abgeschlossen sein.
NNSA-Chef Jill Hruby preist die neuen Atomwaffen an, weil sie "die Genauigkeit verbessern und die Sprengkraft reduzieren, ohne die militärischen Eigenschaften zu verändern, während sie die Sicherheit und Verlässlichkeit erhöhen".
Die B61-12 sollen die alten, noch vorhandenen Varianten 3, 4 und 7 ersetzen, die bunkerbrechende B61-11 wird im Arsenal belassen.
Allerdings soll auch die B61-12-Wasserstoffbombe zur Zerstörung unterirdischer Ziele dienen. Weil sie mit geringerer Sprengkraft eingesetzt werden kann, soll sie auch der Abschreckung vor einem Angriff mit taktischen Atomwaffen dienen.
Sie ist aber auch dazu gedacht, gegen Länder eingesetzt werden zu können, die über keine Atomwaffen verfügen, oder unterhalb der Schwelle der Auslösung eines Atomkriegs zu bleiben.
Nun gibt es zwar bereits andere Atomwaffen mit geringerer Sprengkraft, aber das Vorhandensein von kleineren Atomwaffen könnte in Konflikten das Militär dazu ermutigen, diese zur Erreichung von Zielen in der Hoffnung einzusetzen, keinen Atomkrieg auszulösen – was natürlich genau dazu führen kann, weil die Schwelle zur Verwendung von Atomwaffen gesenkt wird.
Es ist ein gefährliches Spiel, an dem die übrigen Nato-Staaten beteiligt sind. Die in Europa stationierten Atomwaffen im Rahmen der Nuklearen Teilhabe sollen durch die B61-12-Bomben ersetzt werden.
Würde Deutschland aus der Nuklearen Teilhabe aussteigen, würde das wohl wenig ändern: Polen bietet sich schon länger an, dann die Atomwaffen im Land zu stationieren. Das würde den Konflikt mit Russland und das bereits laufende nukleare Wettrüsten weiter auf gefährliche Weise eskalieren lassen.