Neues US-Spionagesatellitennetzwerk: SpaceX und die Macht der Überwachung

Illustration ziviler Starlink-Satelliten im All

(Bild: Albert89/Shutterstock.com)

Die USA arbeiten an einem beispiellosen globalen Überwachungsnetz. SpaceX spielt dabei eine Schlüsselrolle. Doch manche im Pentagon sind besorgt.

Derzeit entsteht unter Leitung der US-amerikanischen National Reconnaissance Office (NRO) ein neues Satellitennetzwerk zur Überwachung der gesamten Erde.

Geheimer Vertrag bereits 2021 unterzeichnet

Die aus Hunderten Satelliten bestehende Konstellation soll nach ihrer Fertigstellung ständige, sofortige und hochauflösende Beobachtungen jedes beliebigen Punktes auf der Erde ermöglichen, berichtet die spanische Zeitung El Confidencial.

Den Auftrag zum Bau dieses Netzwerks mit dem Namen "Starshield" erhielt das Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk bereits 2021 – mit einem geheimen Vertrag über 1,8 Milliarden US-Dollar, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet hatte.

Ein Schwarm zur Überwachung

Im Gegensatz zu bisherigen Strategien mit wenigen, teuren und schwer manövrierbaren Spionagesatelliten setzt Starshield auf einen weltumspannenden Schwarm vieler kleiner, kostengünstiger Satelliten aus Massenproduktion.

Die neue Satellitenkonstellation erinnert an das zivile Starlink-Netzwerk von SpaceX. Statt der Internetversorgung dient Starshield jedoch der Überwachung aller für das Pentagon interessanten Ziele, von ausländischen Militäreinrichtungen bis hin zu anderen strategisch wichtigen Objekten.

"Man wird sich nicht verstecken können, denn wir werden die ganze Zeit zuschauen", wird Starshield-Direktor Chris Scolese von Ars Technica zitiert. Bislang hat SpaceX mehr als 80 dieser neuen Satelliten mit vier Falcon-9-Raketen ins All gebracht. Bis 2028 sind weitere Starts geplant.

Radikale Veränderung der Spionage

Laut dem ehemaligen Nasa-Ingenieur Scolese liefern die neuen Satelliten "hochauflösende Bilder der Erde in hoher Geschwindigkeit". In den kommenden Jahrzehnten könnte sich die Zahl der in dem System arbeitenden Satelliten vervielfachen. Mit der "Massenstrategie" soll eine kontinuierliche und detaillierte Überwachung der Ziele möglich werden, die bisher so nicht existiert.

Theoretisch erschwert sie auch die Neutralisierung durch russische oder chinesische Weltraumwaffen. "Das gibt uns eine Widerstandsfähigkeit, die wir vorher nicht hatten", sagt Scolese. Früher seien die bis zu busgroßen Satelliten leichte Ziele für US-Gegner gewesen.

Neben den Vorteilen der verteilten Konstellation nannte Scolese auch die geringeren Startkosten und den schnelleren Zugriff auf Bilder als Verbesserungen. Neue Sensoren oder Taktiken der Gegner könnten nun schnell in die Satellitenproduktion einfließen.

Doch Starshield ist erst der Anfang. Seit mehr als einem Jahrzehnt plant das Pentagon, die großen Spionagesatelliten durch Konstellationen im erdnahen Orbit zu ersetzen – auch zur Überwachung von Raketenstarts. Zudem ist die US Space Force an eigenen SpaceX-Satelliten für die militärische Breitbandkommunikation interessiert.

Bedenken im Pentagon?

Trotz des großen Potentials für den US-Sicherheitsapprat gibt es laut einem Bericht der New York Times auch Bedenken im US-Verteidigungsministerium. Drei Pentagon-Mitarbeiter äußerten anonym Besorgnis über eine mögliche Monopolstellung von SpaceX, falls Nasa und das Militär das Unternehmen nahezu ausschließlich für Weltraumaufträge nutzen.

Ein Bericht des Pentagon-Wissenschaftsrates warnte dieses Jahr vor einer Abhängigkeit von einem Hersteller, die Innovation und Wettbewerb behindern könnte. Das Gremiumsmitglied Mandy Vaughn führte dazu aus: "Es gibt keinen Start- oder Satellitenauftrag, bei dem SpaceX nicht auftauchen und den Markt komplett verzerren könnte".

Darüber hinaus sind einige Beamte dem Bericht zufolge auch besorgt angesichts jüngster Enthüllungen über Elon Musks regelmäßige Telefongespräche mit Wladimir Putin, in denen der Kremlchef den Unternehmer gebeten haben soll, als "Gefallen" für Chinas Staatschef Xi, Starlink nicht in Taiwan anzubieten.