Nullwachstum: Deutschland verzeichnet schlechtere Performance als EU
Europas Motor im wirtschaftlichen Stillstand: Während die EU positive Zahlen meldet, kämpft Deutschland mit Stagnation. Hier sind Gründe und Prognosen.
Die deutsche Wirtschaft kommt nicht in Schwung. Nach zwei rückläufigen Quartalen verzeichnet sie nun ein Nullwachstum. Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, sieht darin eine positive Entwicklung. "Nach den leichten Rückgängen in den beiden Vorquartalen hat sich die deutsche Wirtschaft im Frühjahr stabilisiert", sagte sie am Freitag.
Im europäischen Vergleich schnitt die deutsche Wirtschaft allerdings schlecht ab. Die wirtschaftliche Entwicklung in Europa stagnierte zwar auch – wenn man die Staaten der Europäischen Union als Wirtschaftsblock betrachtet. Das Fazit der Statistiker lautet: "Im Vorjahresvergleich lag Deutschland mit -0,1 Prozent deutlich unterhalb der Entwicklung der EU mit +0,5 Prozent".
Das Nullwachstum für die drei Monate bis Juli entsprach einer ersten Schätzung von Ende Juli. Im Vergleich zum Vorjahr schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) saison- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent.
Im Quartalsvergleich war die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2022 um 0,4 Prozent und im ersten Quartal 2023 um 0,1 Prozent zurückgegangen. Zwei aufeinanderfolgende Quartale mit Schrumpfung definieren in der Regel eine Rezession.
Der Konsum der privaten Haushalte verzeichnete im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal ein Nullwachstum, die Staatsausgaben stiegen um 0,1 %. Auch die Anlageinvestitionen wuchsen nur geringfügig, während die Exporte um 1,1 Prozent zurückgingen, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Bericht hervorgeht.
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Die Entwicklung der Bruttowertschöpfung in den einzelnen Sektoren war uneinheitlich. Während Sektoren wie das Verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe leicht zulegten, verzeichneten Bereiche wie Handel, Verkehr und Gastgewerbe Rückgänge.
Im Vergleich zum Vorjahr sank das BIP im 2. Quartal 2023 preisbereinigt um 0,6 Prozent. Das anhaltend hohe Preisniveau belastete weiterhin den privaten Konsum, insbesondere bei Nahrungsmitteln und Getränken. Positive Impulse gingen hingegen vom Verkehrssektor aus, primär durch vermehrte Pkw-Käufe.
Wann die deutsche Wirtschaft wieder beginnt, zu wachsen, ist bisher nicht abzusehen. Die Deutsche Bundesbank rechnet damit, dass auch das Sommerquartal von Stagnation geprägt sein wird – und das auch nur, wenn der private Konsum nicht rückläufig sein wird.
"Aufgrund der stabilen Beschäftigung und kräftiger Lohnsteigerungen bei rückläufigen Inflationsraten dürfte sich die Erholung des privaten Konsums fortsetzen", heißt es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung. Dies gebe dann auch dem Dienstleistungssektor einen Schub.
Das ifo-Institut hatte zuletzt allerdings angedeutet, dass der Anstieg des privaten Konsums schwach ausfallen könnte. Diese Prognose leiteten die Münchner Wirtschaftsforscher aus ihrem Geschäftsklimaindex ab. Unternehmen aus konsumnahen Branchen wie dem Einzelhandel oder dem Gastgewerbe blicken zunehmend skeptisch in die Zukunft.
In den Sommermonaten dürfte die schwache Industrieproduktion die Konjunktur dämpfen, heißt es nun bei der Bundesbank. Die Nachfrage nach deutschen Produkten verharre auf niedrigem Niveau.
Im zweiten Quartal seien zwar etwas mehr Aufträge bei den Unternehmen eingegangen. "Das lag jedoch ausschließlich an Großaufträgen, die meistens über einen längeren Zeitraum abgearbeitet werden." Ohne sie wäre die Nachfrage aus dem In- und Ausland deutlich zurückgegangen.
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