Nun droht der Nato noch ein weiterer Konflikt

Eine F-16 der 192. Staffel Tiger Squadron in Balikesir. Bild: Aldo Bidini

Das westliche Militärbündnis schaut gerade in die Ukraine. Dabei könnte an ganz anderer Stelle eine selbst verursachte Konfrontation eskalieren

An der Südostflanke der Nato nehmen die Spannungen zu. Zwischen Griechenland und der Türkei gibt es Streit. Die Griechen stören sich vor allem daran, dass die Luftraumverletzungen seitens der türkischen Streitkräfte immer exzessiver werden.

In 126 Fällen sei es allein am vergangenen Mittwoch zu einem solchen Eindringen in den griechischen Luftraum gekommen, vielfach zu nächtlicher Stunde. Am Donnerstag waren es 168 Fälle. Bei diesen Luftraumverstößen werden unter anderem größere bewohnte griechische Inseln im Tiefflug überflogen.

Beide beteiligten Staaten, Griechenland und die Türkei, sind Mitglieder der Nato. Doch der Nordatlantikpakt hält sich aus dem Konflikt raus, in dessen Zuge die Türkei die Demilitarisierung der griechischen Grenzinseln fordert.

Griechenlands Premierminister Kyriakos Mitsotakis bemerkte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstag anlässlich des Besuchs der finnischen Regierungschefin Sanna Marin:

Ich habe mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gesprochen und ihn über das provokative Verhalten der Türkei informiert. Mit gefährlichen Überflügen über Samos, Chios, Karpathos und andere griechische Inseln. Und ich habe Herrn Stoltenberg klar gemacht, dass dieses Verhalten inakzeptabel ist und von einem Nato-Partner im Süd-Ost-Bereich der Nato nicht akzeptiert werden kann.

Die Türkei untergrabe mit ihrem Verhalten die Einheit der Nato in einer Zeit, in der man Einigkeit demonstrieren müsse, so Mitsotakis weiter: "Dieses Verhalten untergräbt die Fortschritte, die wir bei meinem Treffen mit Präsident Recep Tayyip Erdoğan gemacht haben." Die Regierung in Athen werde das Problem "in allen internationalen Foren" ansprechen. Das Verhaltend er Türkei entspreche nicht dem eines Landes , das EU-Beitrittskandidat werden möchte.

Kein "Tiger Meet"-Manöver für die Türkei

Die andauernden Provokationen der türkischen Luftwaffe haben Konsequenzen. Griechische Medien meldeten am Mittwochnachmittag, dass die Teilnahme der Türkei an der Flugübung der Nato, "Tiger Meet 2022", als Reaktion auf die Luftraumverletzungen abgesagt wurde. Dies sei das Ergebnis einer Sondersitzung unter Leitung von Generalstabschef General Konstantinos Floros gewesen.

Türkische Journalisten berichten dagegen, die Türkei habe abgesagt. Die griechische Zeitung To Vima veröffentlichte einen entsprechenden Tweet des türkischen Journalisten Ragip Soylu.

Auf der Internetpräsenz der Nato-Tiger Association ist die Türkei dagegen weder als Teilnehmer noch als abgesagter Teilnehmer oder Beobachter verzeichnet.

Die Türkei übt die Eroberung von Inseln

Für weitere Aufregung in Griechenland sorgte indes ein weiteres, von der Türkei zwischen dem 11. und 21. April im Schwarzen Meer und in der östlichen Ägäis mit 122 Kriegsschiffen und 41 Flugzeugen durchgeführtes Manöver. Zum Abschluss dieser Militärübung wurde die Eroberung einer Insel geübt. In Athen wurde daraufhin in die rhetorische Frage laut, welches mit der Türkei im Clinch befindliche Land wohl über Inseln verfüge.

Die Tatsache, dass der bisherige Botschafter der USA in Athen, Jeffrey Pyatt, in einem am Samstag in der griechischen Tageszeitung Kathimerini erschienenen Interview darlegt, dass die Spannung zwischen Griechenland und der Türkei im Jahr 2020 erheblich ernster waren, als es in den Medien dargestellt wurde, trägt nicht unbedingt zur Beruhigung der Lage bei.

Die türkische Botschaft in Athen kommentierte das Interview über Twitter mit den Worten, Pyatt habe sich wohl in einem zu starken Maße die Positionen seines Gastgeberlandes zu eigen gemacht.