Öko-Gefängnis – hier ist das kein Kampfbegriff

Symbolbild: JuergenPM auf Pixabay (Public Domain)

Umweltschutz macht an Gefängnismauern nicht halt. Es gibt zahlreiche Versuche, ihn auch im Strafvollzug zu etablieren. Was alles dafür getan wird.

Auf den ersten Blick haben die Themen Umweltschutz und Justizvollzug wenig miteinander zu tun. Doch bei genauerem Hinsehen gibt es Verbindungen: Ebenso wie der Rest der Gesellschaft sehen sich Gefängnisse beim Klimawandel in der Verantwortung.

Wendet man den Blick zunächst ins Ausland, dann sieht man, dass in einigen Ländern Umweltschutz und Nachhaltigkeit bereits seit Längerem auch im Justizvollzug eine Rolle spielen.

So etwa in Indien. Dort gab es schon vor über zehn Jahren die Bestrebung, in Neu-Delhi ein echtes Öko-Gefängnis zu errichten. Dabei wollte man verstärkt auf "Biomasse, Recycling und Solarenergie" setzen; der Umbau selbst wurde damals auf umgerechnet knapp 140.000 Euro beziffert.

Auch in England sind Öko-Gefängnisse nicht unbekannt. Wie der Spiegel 2008 berichtete, gewann das Leyhill-Gefängnis in Gloucestershire "einen Preis mit seinem Öko-Knast". Weiter liest man: "Mörder, die Vogelhäuschen bauen, Vergewaltiger, die Eulen retten, Räuber, die den Lebensraum von Fledermäusen erkunden – in Großbritannien versuchen die Gefängnisverwaltungen jetzt, ihre Häftlinge mit Maßnahmen zum Umweltschutz zu resozialisieren."

In Deutschland dagegen hat das Thema "Umweltschutz im Justizvollzug" erst in den letzten Jahren Fahrt aufgenommen. Das lag wohl nicht zuletzt an den steigenden Gaspreisen. Überall in der Gesellschaft galt es, Energie einzusparen – auch in den Gefängnissen. Schnell wurden Forderungen laut, wie "Gefangene einfach mal kalt duschen lassen" oder "Heizungen aus im Knast". Das war im Herbst 2022.

Zur Lage im deutschen Justizvollzug

Was aus den Einsparbemühungen geworden ist und wie es um den Umweltschutz in deutschen Haftanstalten derzeit bestellt ist, dazu liefert die aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift Forum Strafvollzug einen guten Überblick. Unter dem Schwerpunktthema "Öko-Vollzug – Umweltschutz und Nachhaltigkeit" findet sich eine spannende Sammlung an Beiträgen rund um ökologische Ansätze im Vollzug. Hier einige Beispiele aus dem Heft:

• Niedersachsen setzt im Vollzug vor allem auf erneuerbare Energien. So ist kürzlich im Gefängnis Uelzen eine Photovoltaikanlage in Betrieb genommen worden. Das Ziel ist es, die "öffentlichen Liegenschaften bis 2035 in der Gesamtbilanz klimaneutral zu bewirtschaften".

• In der bayerischen Justizvollzugsanstalt Straubing steht Energiespar-Contracting im Fokus. Dabei sollen "Maßnahmen zur effizienten Energienutzung allein aus den ersparten Energiekosten" refinanziert werden. Praktisch umgesetzt bedeutet das: "Die Justizvollzugsanstalt hat neben neuer LED-Beleuchtung im Innen- und Außenbereich, neuen Lüftungsanlagen und neuen Kälteanlagen nunmehr eine Gebäudeleittechnik auf dem neusten Stand der Technik sowie Photovoltaik-Anlagen zur Deckung des gesamten Strombedarfs der Anstalt bei Sonnenschein erhalten."

• Konzeptionelle Gedanken zur Müllentsorgung macht man sich im Berliner Justizvollzug. Im Zentrum der Bemühungen steht "die Installation von und Bevorratung mit ausreichenden und geeigneten Abfallbehältern und Wertstoffsammlern, um so möglichst frühzeitig Abfälle und Wertstoffe zu trennen".

• In der Justizvollzugsanstalt Torgau in Sachsen wurde schon bis 2007 Landwirtschaft betrieben. So ist es naheliegend, dass man sich beim Umweltschutz hier ebenfalls auf die Landwirtschaft konzentriert. Es sollen "bedrohte Nutz- und gefährdete Haustierrassen artgerecht gehalten werden".

• Auch die Wiederbelebung der Streuobstwiese wird erwogen. Das Ziel dabei ist, einen Eigenbetrieb aufzubauen, "der Gefangenen sowohl im geschlossenen als auch im offenen Vollzug Arbeits- und Ausbildungsplätze bietet". Weiter heißt es: "Umso besser, dass Gefangene mit echter Handarbeit ökologische Arbeitsweisen sehr gut anwenden können, wenn man ihnen diese beibringt."

Wie zudem der Bayerische Rundfunk berichtete, arbeiten Strafgefangene in der Haftanstalt Ebrach bei Bamberg als Öko-Bauern und machen sich so mit den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit vertraut.

Fazit

All das zeigt: Das Öko-Gefängnis gibt es teilweise schon – auch in Deutschland. Dieses Schlagwort sollte jedoch kein ideologischer Kampfbegriff sein, sondern eher der Aufruf, vorhandene Möglichkeiten zu nutzen und auszubauen.

Die Beispiele zeigen anschaulich, dass Umweltschutz auch im Justizvollzug praktisch umgesetzt werden kann. Und zwar interessen- und sachgerecht. Das kann von baulichen Maßnahmen bis hin zur landwirtschaftlichen Betätigung reichen. Und das Beste dabei ist: Heizung und Warmwasser gibt es weiterhin – auch für Gefangene.

Allerdings besteht noch viel Luft nach oben. Da der Justizvollzug in Deutschland bereits seit 2006 Sache der Bundesländer ist, ist kein bundeseinheitliches Vorgehen zu erwarten. Nicht alle Bundesländer werden sich mit gleicher (finanzieller) Intensität dem Thema "Umweltschutz im Justizvollzug" widmen.

Gleichwohl verdienen die bisherigen Bemühungen Respekt. Und sie brauchen unsere Aufmerksamkeit, denn der Justizvollzug ist Teil unserer Gesellschaft. In diesem Sinne sind wir alle auch für seine (ökologische) Entwicklung mitverantwortlich.

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